Plankstadt. Angekommen ist sie in Baden-Württemberg schon vor einigen Jahren. 2014 wurde die Asiatische Gelbfußhornisse hier erstmals nachgewiesen. Was das für Folgen hat, war den beiden Hobbyimkern Dr. Ulrich Finkenzeller und Anja Mitsch sowie Winfried Wolf von der Lokalen Agenda damals noch nicht klar. Doch das hat sich mittlerweile geändert. Denn sie verbreitet sich schnell, ist schwer zu bekämpfen und setzt heimischen Insekten massiv zu.
Die Ankunft der asiatischen Hornisse ist für die europäischen Bienen ein "Unglück"
Für die Bienen in Europa, so Mitsch, sei die Ankunft dieser Hornisse aus Südostasien ein „echtes Unglück“. Die Hornisse, etwas kleiner als unsere heimische Hornisse und deutlich schwärzer gefärbt, ist ein sehr effektiver Jäger. Wie ein Hubschrauber kann die Asiatische Hornisse in der Luft stehen, rückwärts fliegen und blitzschnell zuschlagen. Heimische Bienen sind den Angriffen dieses neuen Feindes schutzlos ausgeliefert. Mitsch hat allein diese Saison von ihren zwölf Bienenvölker drei verloren. Und es gibt in der Imker-Szene Befürchtungen, dass dies der Beginn einer dramatischen Entwicklung sein könnte, die die Bestände einzelner heimischen Bienenarten komplett kollabieren lassen könnten. Honigbienen wie Wildbienen, so Wolf, kämen derzeit also von zwei Seiten unter Druck. Zersiedelung, Pestizide und immer mehr Monokultur auf der einen Seite, und vom Menschen eingeschleppte neue Fressfeinde auf der anderen Seite. Und am Ende werde Honig möglicherweise zum Luxusgut. Alle Drei betonten hier im Gespräch mit der Schwetzinger Zeitung im Rathaus, dass es so nicht kommen muss. Aber es sei ein sehr realistisches Szenario.
Wann die Asiatische Hornisse in Europa ankam, ist nicht ganz klar. Vermutet wird irgendwann zu Beginn dieses Jahrtausends. Wahrscheinlich über importierte Töpferwaren ist eine Königin unbemerkt nach Europa gelangt. Erstmals nachgewiesen wurde sie 2004 in Südwestfrankreich. Von hier verbreitete sie sich dann schnell über halb Europa und wurde 2014 auch in Deutschland zum ersten Mal nachgewiesen.
DNA-Analysen zeigen, dass die Populationen in Europa tatsächlich auf eine einzige Königin zurückzuführen sind. In diesem Jahr setzte die europäische Kommission die Asiatische Hornisse auch auf die Liste der invasiven Arten und stufte sie als gefährlich für die Imkerei und das Ökosystem ein.
Heißt, Bestände müssen den Umweltbehörden vor Ort gemeldet und sie muss bekämpft werden. Was leider, so Ulrich Finkenzeller, nicht so leicht sei. Die kugelrunden Nester hängen fast immer sehr hoch in den Bäumen und sind nur schwer zu entdecken. Jetzt im Herbst, wo die Blätter fallen, sei es leichter. Aber es bringe auch nicht mehr viel. Sind die neuen Königinnen zum Überwintern doch längst ausgeflogen, bereit im kommenden Jahr ein neues Volk zu gründen.
Deutsche Imker können ihre Bienenvölker nur schwer vor der Gefahr schützen
Es sei wohl so, so Anja Mitsch, dass die Einwanderung nach Deutschland unumkehrbar ist. Und das könnte ziemlich dramatische Folgen haben. „Für uns Imker ist das eine ernsthafte Bedrohung.“ Mitsch weiß von Imkern, die bereits aufgegeben haben, da sie ihre Völker nicht schützen konnten. Die Asiatischen Hornissen gingen aber auch sehr raffiniert vor. Mitsch selbst hat gesehen, wie sie vor den Fluglöchern ihrer Bienen wartet und dann blitzschnell zuschlägt. Das Bienenvolk stellt dann irgendwann seine Arbeit ein, verbraucht aber weiter Nektar. Der Beginn einer fatalen Spirale, die das Volk am Ende tötet. Die Hornisse selbst habe leider kaum Fressfeinde. Darüber hinaus bildet die Asiatische Hornisse im Vergleich zu den heimischen Arten deutlich größere Völker.
Ein Volk der Asiatischen Hornisse besteht aus bis zu 2000 Tieren. Bei der einheimischen Hornisse sind es gerade einmal 400 bis 700 Tiere. Und auch das Beuteschema unterscheidet sich deutlich. Ja, auch heimische Hornissen jagen Bienen, aber die Biene macht im Schnitt nur fünf Prozent der Beute aus. Bei der invasiven Hornisse sind es zwischen 40 und 85 Prozent.
Nicht ganz leicht ist das Thema Bekämpfung. Dr. Finkenzeller weist darauf hin, dass man die Asiatische Hornisse nicht einfach in Eigenregie bekämpfen darf. Laut Naturschutzbund ist das eigenständige Bekämpfen nicht erlaubt, weil die Gefahr besteht, dass auch heimische Insekten getötet werden könnten. Und das wäre ein Verstoß gegen die Bundesartenschutzverordnung. Was aber geschehen muss, Fundorte müssen gemeldet und die Bekämpfung mittels Profis muss lanciert werden. Derzeit hängt in Plankstadt übrigens ein Nest in der Oftersheimer Straße 2a beim Netto-Markt.
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