Plankstadt. Sie sind klein und unscheinbar, doch sie beschäftigen die Statiker und die Gemeindeverwaltung seit mehreren Wochen. Denn im schlimmsten Fall könnten die falsch gebohrten Löcher umfangreiche Umbauarbeiten am Dach der neuen Kultur- und Sporthalle in Plankstadt erforderlich machen, mit zunächst nicht abschätzbaren Konsequenzen. Doch nach einigen schlaflosen Nächten kann Bürgermeister Nils Drescher vorsichtig Entwarnung geben: „Nach derzeitigem Stand kommen wir mit einem blauen Auge davon. Denn grundsätzlich ist die Konstruktion weiter tragfähig. Wir suchen jetzt nach Möglichkeiten, das Gewicht des Dachs zu verringern und damit eine langfristige Lösung umzusetzen“, so Drescher.
Grund für diese Probleme seien unsachgemäße Arbeiten, die ein Subunternehmer ohne Absprache „in einer Nacht- und Nebelaktion“ in der großen Sporthalle durchgeführt habe. So seien Elektroleitungen nicht durch bereits vorhandene Öffnungen an der Decke verlegt, sondern immer wieder die massiven Tragebalken durchbohrt worden. Und zwar ausgerechnet an der ungünstigsten Stelle: Dort, wo die 44 Meter langen Brettschichtholzbinder auf ihren Stützen ruhen. Die per Schwertransport angelieferten Teile tragen die gesamte Dachkonstruktion und bleiben innen als eines der markanten Merkmale des in weiten Teilen aus Holz errichteten Vorzeigeprojekts bewusst sichtbar.
„Ein gewaltiger Schock“ in Plankstadt
„Der Vorfall ist zwar sofort entdeckt worden, war aber trotzdem erstmal ein gewaltiger Schock“, macht Drescher deutlich. Denn ein Verfüllen der Löcher könne die Probleme der Statik nicht mehr beheben. Inzwischen gehen die Experten davon aus, dass sich die verringerte Traglast aber anderweitig ausgleichen lasse. „Trotzdem wird das in jedem Fall teuer. Das betroffene Unternehmen hat jedoch bereits die Verantwortung eingeräumt und zusätzlich sind wir entsprechend versichert. Wir gehen deshalb nicht davon aus, dass der Gemeinde Kosten entstehen“, betont Bürgermeister Drescher. Somit würden die Gesamtkosten für die neue Sport- und Kulturhalle weiterhin bei rund 27,7 Millionen Euro liegen.
Und auch der Zeitplan der Fertigstellung werde sich aller Voraussicht nach nicht verschieben. „Wir rechnen weiterhin mit einer Inbetriebnahme im September. Die offizielle Einweihung feiern wir dann nach jetzigem Stand am Wochenende 8. und 9. November“, so Drescher. Anders als zeitweise geplant, könnten die Sport- und die Kulturhalle sogar gleichzeitig starten.
Neue Holzbaufirma soll Verzögerungen auf der Plankstadter Baustelle ausgleichen
Denn die Verzögerungen beim Einbau der Akustikelemente in der kleineren Halle würden durch die neue Holzbaufirma ausgeglichen. Aktuell zeigen dort riesige Gerüstkonstruktionen eindrucksvoll, dass der Innenausbau in großen Schritten vorangeht. Das künftige Spielfeld der großen Sporthalle nebenan erhält hingegen gerade seine Fußbodenheizung. Tausende Meter neongelber Leitungen sind im Untergeschoss bereits fertig verlegt, fein säuberlich in genau vorgegebenen Abständen.
„Dabei müssen die Stellen frei bleiben, an denen später Sportgeräte im Boden verschraubt werden. Auf den Komfort und die Wärmeverteilung hat das aber keine Auswirkungen“, erklärt Ingenieur Dietmar Defièbre, der für die Haustechnik verantwortlich ist. Die Fußbodenheizung ist dabei kein reiner Luxus, sondern dient der nachhaltigen und langfristig kostengünstigeren Beheizung des neuen Komplexes. „Die Betriebstemperatur ist bei Flächenheizungen deutlich geringer als bei klassischen Heizkörpern. Hinzu kommen unser Solarthermiesystem mit Erdsolespeicher, ein Fernwärmeanschluss und Photovoltaik-Anlagen. Das alles ist schon eingebaut und funktioniert tadellos“, so Defièbre.
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Trotzdem sind die neuen Plankstadter Hallen immer noch eine einzige große Baustelle. Überall wird gearbeitet, sodass die Abläufe genau koordiniert werden müssen. Als Nächstes soll der Estrich in den noch ausstehenden Bereichen verlegt werden, dann folgen die Gewerke, die weniger Schmutz verursachen. „Parallel beschaffen wir gerade die Möbel und treiben den Umbau des Außengeländes voran“, erklärt Bürgermeister Nils Drescher.
Weitere Bauprojekte in Plankstadt geplant
Dort werden seit Monaten riesige Erdmassen bewegt. Denn hier sind zuletzt nicht nur zahlreiche Parkplätze und die Zufahrtswege entstanden, sondern auch große Versickerungsgruben für Regenwasser. Außerdem wurden bereits viele Vorarbeiten für das geplante neue Wohnquartier in Richtung der Straße Westende durchgeführt. Dessen möglichst zeitnahe Vermarktung wird für die Gemeinde eine wichtige Einnahmequelle sein, um parallel anstehende Projekte wie den Neubau für die Feuerwehr oder das Haus der Vereine zu finanzieren.
„Wir suchen jetzt entsprechend nach Investoren, die das Projekt angehen wollen. Davon unabhängig werden wir die nicht mehr benötigten Teile der alten Mehrzweckhalle abreißen, sobald der Umzug in den Neubau im Spätsommer abgeschlossen ist. Das geht alles Hand in Hand. Deshalb sind wir sehr froh, dass wir wegen der Traglast des Hallendachs nicht mit Verzögerungen im restlichen Bauablauf rechnen müssen“, sagt Bürgermeister Drescher. „Trotzdem wünscht sich solche Zwischenfälle wirklich kein Bauherr.“
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