Im Interview - Caren Thönnessen-Knoglinger und Alexandra Ulrich von der Bürgerinitiative erklären Folgen geplanter Bahnstrecke für die Region

Bürgerinitiative fordert die Einstellung der Trasse

Von 
Catharina Zelt
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Alexandra Ulrich (l.) und Caren Thönnessen-Knoglinger machen mit weiteren enga-gierten Bürgern gegen die geplante Trasse mobil. © privat

Plankstadt. Die mögliche Güterbahntrasse ist derzeit in aller Munde – für die Bürgermeister der betroffenen Kommunen und auch für Einwohner ist klar: Zwischen Plankstadt und Eppelheim soll die Trasse auf keinen Fall verlaufen. In Plankstadt hat sich deshalb eine Bürgerinitiative gegründet. Diese setzt sich dafür ein, dass die Bahn ihre Planungen an anderer Stelle fortführt.

Im Interview sprechen Alexandra Ulrich und Caren Thönnessen-Knoglinger über die Initiative, ihre Forderungen an die Bahn und den Zusammenschluss mit Eppelheim und Heidelberg-Grenzhof.

Wieso haben Sie sich entschieden, eine Bürger-Interessen-Gemeinschaft zu gründen?

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Alexandra Ulrich: Unsere Heimat ist Plankstadt und gefühlt musste jemand diese Bürgerinitiative ins Leben rufen. Aber auch unsere angrenzenden Gemeinden Eppelheim, Oftersheim und Heidelberg-Grenzhof sind mit uns eng verbunden und wären von der Bahntrasse ebenfalls stark betroffen. Folglich haben wir in Plankstadt entschieden, diese Bewegung zu starten. Die Bewegung erfreut sich schon jetzt einer sehr großen Dynamik. Daher haben wir, zusammen mit Eppelheim und Heidelberg-Grenzhof, beschlossen die bestehende „Bürger-Interessen-Gemeinschaft Plankstadt und Umgebung“, zu einer „Bürgerinitiative Plankstadt, Eppelheim und Heidelberg/Grenzhof“ (BIP) zu vergrößern. Gemeinsam sind wir stark und in einem Team bringt jeder seine Fähigkeiten ein. Mit Oftersheim sowie weiteren Bürgern von angrenzenden Gemeinden befinden wir uns bereits in Gesprächen. Ganz nach dem Motto „Gemeinsam sind wir deutlich stärker!“

Welche Folgen könnte die neue Bahntrasse für Plankstadt haben?

Ulrich: Zunächst möchten wir betonen, dass die BIP von Anfang an nicht ausschließlich Plankstadt in den Fokus ihrer Arbeit stellen wollte. Die geplante Bahntrasse hat gravierende Folgen für viele umliegende Gemeinden wie zum Beispiel Eppelheim, Oftersheim, Heidelberg-Grenzhof. Die geplante Gütertrasse würde sich massiv auf das Leben vieler Menschen auswirken und geschützte, wildlebende Tierarten und deren natürliche Lebensräume in der Region beeinträchtigen. Gemeinden wie Plankstadt und Eppelheim würden zerschnitten, bisher gewohnte Schulwege könnten nicht mehr genutzt werden. Wichtige Verkehrsanbindungen für die Gemeinden würden komplett wegfallen, und Plankstadt würde von der geplanten Gütertrasse und den bereits bestehenden Verkehrsanbindungen eingekesselt, genauso wie Eppelheim und Heidelberg-Grenzhof. Ein Landwirt vom Grenzhof schrieb uns, dass die Trasse direkt durch seine Schweineställe verlaufen würde. Außerdem wäre der schon längst geplante Schnellradweg Heidelberg – Mannheim nicht mehr realisierbar. Viele Gemeinden würden Tag und Nacht zusätzlich massivem Lärm ausgesetzt. Man stelle sich nur vor, alle zwei bis drei Minuten würde ein Güterzug mit der Lautstärke vergleichbar eines Presslufthammers durchrauschen.

Was möchte die Interessengemeinschaft erreichen?

Caren Thönnessen-Knoglinger: Wir fordern die Einstellung der geplanten Trasse zwischen Eppelheim und Plankstadt. In diesem Zusammenhang verfolgen wir sogar den Plan der Deutschen Bahn, die Trassen zu bündeln und zusammenzufassen und darüber hinaus bei stark besiedelten Flächen den Ansatz einer Tunnelbauweise zu wählen. Dafür werden wir mit Zahlen, Daten und Fakten argumentieren. Folgende Akteure und Themen nehmen wir in den Fokus: Bürger: Uns ist wichtig, dass alle Anwohner über die geplante Gütertrasse informiert werden. Wir wollen aufzeigen, welchen massiven Einschränkungen und Belastungen jeder Einzelne im Alltag ausgesetzt sein wird. Mitteilungen zum Stand des Projekts und viele weitere Informationen werden stets aktuell auf unserer Homepage www.keine-bahntrasse.de abrufbar sein. Landwirtschaft und Waldflächen: Die Existenzgrundlage der Landwirte darf nicht zerstört werden. Wir stehen in engem Kontakt und werden diese, für uns alle wichtige Berufsgruppe, in allen Belangen tatkräftig unterstützen. Direkt betroffene Landwirte möchten wir für individuelle Klageverfahren, die zu einem späteren Zeitpunkt nötig werden könnten, gewinnen. Politik: Wir werden Gemeinderäte und Bürgermeister in ihren Vorhaben, die weitere Trassenplanung zu verhindern, unterstützen und schließen uns deren Offenen Brief an die Deutsche Bahn an. Lärmschutz: Trotz der vorliegenden hohen und zahlreichen Raumwiderstandklassen in unseren Gemeinden wird die Trasse weiterhin von der Deutschen Bahn als Favorit gehandelt. Gefühlt werden alle vorliegenden Zahlen, Daten und Fakten seitens der Deutschen Bahn nicht berücksichtigt – denn: Diese Trassenvariante stellt für die Deutsche Bahn die billigste Lösung dar. Lärmschutz wird nur auf das gesetzliche Mindestmaß reduziert, weil kein Cent extra für zusätzlichen Lärmschutz zugunsten von Natur und Menschen investiert werden soll. Letztlich werden unsere Natur und die Lebensqualität für den reinen Profit geopfert. Flora und Fauna: Durch die geplante Trasse droht eine Zerstörung der heimischen Flora und Fauna. Die europäische Richtlinie „Fauna-Flora-Habitat“ hat sich zum Ziel gesetzt, wildlebende Arten, Biotope, Lebensräume und deren europaweite Vernetzung zu sichern und zu schützen. Durch die Trasse werden beispielsweise die Oftersheimer Dünen – ein wertvolles Erbe der Eiszeit – zerstört. In der Heidelberger Gemarkung gibt es flächendeckende Erhebungen zum Artenschutz, wie zum Beispiel Biotopvernetzungsflächen. Der Lebensraum geschützter Tierarten wird vernichtet. Wir wollen durchsetzen, dass die Deutsche Bahn die Erhaltung der Lebensräume gemäß der europäischen Richtlinie in ihren Planungen berücksichtigt.

Wie viele Menschen haben sich bisher in die Unterstützerliste eingetragen?

Thönnessen-Knoglinger: Wir waren von dem großen Zuspruch aus der Bevölkerung überwältigt. Innerhalb weniger Stunden haben sich hunderte Unterstützer registriert. Wir verzeichnen auch weiterhin viele Registrierungen aus den angrenzenden Gemeinden. Daher haben wir unsere bestehende Bürger-Interesse-Gemeinschaft in eine Bürgerinitiative geändert. Darüber hinaus freuen wir uns sehr, dass sich die Eppelheimer und Grenzhöfer Bürger in die Bürgerinitiative einbringen wollen. Und da zitiere ich noch einmal unser Motto „Gemeinsam sind wir deutlich stärker.“

Sind bereits konkrete Aktionen oder Veranstaltungen geplant?

Ulrich: Aktuell möchten wir die Bevölkerung auf die geplante Gütertrasse aufmerksam machen und die damit verbundenen verheerenden Konsequenzen für Mensch und Natur. Derzeit arbeiten wir an einer Medienkampagne und haben bereits die erste Aktion im März fest eingeplant. Hierzu laden wir die Presse zum Start der Kampagne herzlich ein.

Wie möchte die Interessengemeinschaft in den Dialog mit der Deutschen Bahn treten?

Thönnessen-Knoglinger: Wir arbeiten mit dem Stuttgart Team 21 zusammen und stellen ein eigenes Kompetenzteam auf. Wir sind nicht naiv. Der Deutschen Bahn steht ein Millionen-Budget für das Projekt zur Verfügung. Für das nicht gesetzlich vorgeschriebene „Dialogforum“ wurde von der Deutschen Bahn sogar eine professionelle Beraterfirma engagiert. Es drängt sich der Eindruck auf, dass die Deutsche Bahn nichts dem Zufall überlassen will. Aktuell werden in dem „Dialogforum und Workshops“ die Gemeinden Plankstadt, Oftersheim und Eppelheim von den Bürgermeistern vertreten. Trotz nachvollziehbarer Zahlen, Daten und Fakten gegen die Trasse in unserer Region bleibt diese in der engeren Wahl. Leider müssen wir uns bereits jetzt auf ein langjähriges Klageverfahren einstellen.

Info: Weitere Infos zur Bürgerinitiative gibt es unter www.keine-bahntrasse.de

Freie Autorin Frei Mitarbeiterin Print und Online

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