Offener mit psychischen Krankheiten umzugehen, das möchte der junge Künstler Daniel Litta erreichen. Er selbst litt unter Depressionen und Angststörungen. Heute hat er seine Krankheit durch therapeutische Maßnahmen und die Beschäftigung mit der Malerei sehr gut im Griff. Mit seiner ersten Ausstellung, die Samstagnachmittag im Wasserturm unter dem Motto „Sans Peur“ (Keine Angst) eröffnet wurde, möchte er sich nicht nur offen zu seiner Krankheit bekennen, sondern Betroffene ermutigen, sich ihr zu stellen und sie zu überwinden.
Denn diese psychischen Erkrankungen sind immer noch ein Tabu. „Hat man Beschwerden, geht man zum Arzt, bei Depression und Angstattacken versucht man aus Scham, allein damit zurechtzukommen“, sagte der 1999 in Berlin geborene und seit 2018 in Plankstadt lebende Künstler Daniel Litta. Bei der Eröffnung der perfekt inszenierten Vernissage führte er selbst in Anwesenheit des Bürgermeisters Nils Drescher, Vertreter der Lokalen Agenda, Rita und Winfried Wolf, sowie Freunde und Wegbegleiter in die ausgestellten Werke ein. Es gab Sitzgelegenheiten, die Möglichkeit boten zum Verweilen, Austausch und Gespräch, und es gab an diesem heißen Sommernachmittag auch ausreichend kühle Getränke.
Zur Einstimmung auf das Thema präsentierte Daniel Litta einen kurzen Ausschnitt eines Songs, in dem sich der Rapper Savvy offen mit dem Gefühl der Angst auseinandersetzt. Zunehmend steigernd erzählt er im Intro von einer Panikattacke in der S-Bahn. „Das hat mich angesprochen und gestärkt“, betonte Litta, „die Schweißausbrüche, das Gefühl, keine Luft zu bekommen, das Zittern oder Verkrampfen der Hände haben auch mich begleitet.“
Der Rapper bleibt jedoch bei der Angst nicht stehen, er weist den Weg auf, von der Krankheit wegzukommen und, dass es hilfreich ist, offen für professionelle Unterstützung zu sein und diese auch anzunehmen. Das imponierte den jungen Künstler, der anschließend auf die Bilder der Ausstellung einging, die „ein Gefühl wiedergeben, das ihn während seines Aufenthalts in der Tagesklinik Anfang des Jahres beherrscht hatte“.
Daniel Litta: Kunst hat schon immer eine Rolle gespielt
Die künstlerische Betätigung verhalf ihm, den Empfindungen Ausdruck zu verleihen, wie Litta sagte, „das war ein heilsamer Prozess, der ihm sehr viel half, sich seine Gedanken und Weltanschauung bewusst zu machen“. Wie stark Daniel Litta den Erschütterungen der Psyche selbst ausgesetzt war, ließ sich in den schwarzweiß Bildern, gemalt auf großformatige Holzplatten in Acryl und Bleistift, alle ohne Titel, sehr deutlich erfahren. Sie lösen im Betrachter eine beklemmende Stimmung aus, lassen andererseits ein höchst kreatives künstlerisches Potenzial erkennen. „Kunst hat immer schon eine Rolle in meinem Leben gespielt“, gestand Litta, „schon als Kind habe ich viel und gerne gemalt.“
Ganz besonders stach das ausdrucksstarke Porträt einer Frau ins Auge, zu dem der Titel „Panik“ gepasst hätte. Der Gesichtsausdruck gibt alle Nuancen einer durch Angstattacken gepeinigten Existenz wieder. „Betrachten Sie aufmerksam die Augen“, so der Künstler, „werden Sie zudem merken, dass Hoffnung durchschimmert.“ Dass der Maler mehr als andere sieht, ist in dieser faszinierenden Ausstellung auch in weiteren Arbeiten spürbar; zum Beispiel im Bild, das zwei umschlungene Männerkörper darstellt und zum Ausdruck bringt, „wie wichtig Freundschaft in Krisensituationen sei“, oder der attraktive Körper einer Frau, Bild, das, den Schönheitswahn, den Druck, der von der Gesellschaft ausgeht, thematisiert., Druck, der Ängste erzeugt, den Anforderungen nicht entsprechen zu können.
Bürgermeister Nils Drescher findet Werke ausdrucksstark
Emotionale Wucht offenbart auch das „Autoporträt“, wo ein junger Mann mit verbundenen Augen dargestellt ist. „Es soll seine Blindheit darstellen, der er ausgesetzt war, nicht das Schöne und Gute erkannt zu haben, Erkenntnis, die ihn vor der Erkrankung vielleicht geschützt hätte“, so Litta.
„Ich finde die Bilder des Künstlers sehr ausdrucksstark“, äußerte sich der Plankstadter Bürgermeister Nils Drescher gegenüber unserer Zeitung, „vor allem bewundere ich seinen Mut, mit dem Thema an die Öffentlichkeit zu gehen und dadurch ein hoffnungsvolles Signal an Betroffene zu senden.“
Hilfe für Betroffene gibt es beim Caritas-Verband Rhein-Neckar, Telefon 06202/93 14 40, E-Mail: spd@caritas-rhein-neckar.de
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