Plankstadt. Mit seiner jüngsten Ausstellung im Wasserturm „Caras de una isla“ (Gesichter einer Insel), die in Zusammenarbeit mit der Lokalen Agende realisiert worden ist, bewies Volker Jean Rahn, dass er sowohl ein leidenschaftlicher Fotograf als auch ein großer Freund Kubas ist.
In einer ganz besonderen Art zeigt uns der Oftersheimer Künstler, dass es nichts gibt, das nicht schön sein kann. Und hier, in dieser umfangreichen Ausstellung, sind es insbesondere die Menschen. Die Zusammenstellung ist allerdings facettenreicher, denn unter „Gesichter einer Insel“ versteht Rahn mehr als nur Porträts, es sind die unterschiedlichsten Aspekte, die den Inselstaat in der Karibik ausmachen und die er mit sensiblem Blick durch die Kamera festhielt: Lebensräume, Kunst und Kultur sowie Landschaften.
Vernissage in Plankstadt: Von bestechender Qualität
Vor dem weißen Hintergrund des Wasserturms kam die bestechende Qualität der Schwarz-Weiß-Aufnahmen sehr schön zur Geltung. Zudem lenkten durch die einheitlichen Formate und schlichten Rahmen die Blicke der Betrachter nicht vom Wesen des Bildes ab. Einige Farbaufnahmen erhöhten die Wirkung der Schwarz-Weiß-Fotografien.
Und Walter Etzel von der Lokalen Agenda durfte sich am Samstagnachmittag bei der Vernissage über viele Besucher freuen. „Diese bemerkenswerte Ausstellung“, sagte er, „verdanken wir dem langjährigen Kontakt und den Freundschaften des Fotografen Volker Jean Rahn mit den Menschen in Kuba. Die Arbeiten gewähren besondere Einblicke in ihren Alltag.“ Nachdem der Fotokünstler also kurz vorgestellt war, ergriff Volker Jean Rahn selbst das Wort und erzählte von Kuba, das er seit 2001 bereise und das auf ihn eine große Faszination ausübe. Denken Leute an Kuba, dann kommen den meisten Zuckerrohrplantagen, Rum, Zigarren und amerikanische Oldtimer in den Sinn. Das alles spielt bei Volker Jean Rahn keine Rolle, wie auch die Traumstrände und weitere Sehenswürdigkeiten keine Rolle spielen.
Was ihn bei seinen Besuchen imponiert, sind die Menschen dort, ihre Herzlichkeit, ihre Genügsamkeit, ihr Talent zur Improvisation, mit dem sie ihren oft anstrengenden Alltag zu meistern wissen, sowie ihre Fähigkeit, sich über unscheinbare Dinge zu freuen.
„Leider ist uns diese Fähigkeit abhanden gekommen“, bedauerte der 1947 geborene Künstler, der sich noch gut an die Zeit seiner Kindheit erinnert, als man ebenfalls Freude an Kleinigkeiten hatte. Da es ihm gelang, durch seine bescheidene Art das Vertrauen der Menschen dort zu gewinnen, erhielt er Einblicke in ihr Leben, die ihren Niederschlag in zahlreichen, ausdrucksstarken Aufnahmen fanden. Die Besucher waren begeistert. Sie bestaunten nicht nur die abgebildeten Motive und deren künstlerische Aussage, sondern auch die bewundernswerte technische Umsetzung.
Fotokunst in Plankstadt: Modelle um Erlaubnis gebeten
Und man nimmt es dem Fotografen ab, wenn er behauptet, dass er seine Modelle um Erlaubnis bittet, sie zu fotografieren, sich ihnen mit Respekt und auf gleicher Augenhöhe nähert und dass „hinter jedem Bild eine Geschichte steht“: Da ist ein Mädchen in der Ballettstunde, ihr strenger Haarknoten bildet einen Gegensatz zu den graziösen Bewegungen der Arme, ihr konzentrierter Gesichtsausdruck strahlt den Ehrgeiz aus, ein Ballettstar zu werden.
Da sind drei junge Männer auf und neben einem Pferdewagen, die angeregt in ein Gespräch vertieft sind. Man kann nur vermuten, dass sie über den Verlauf einer Aktion diskutieren, die schiefgelaufen ist und sie nun nach einer Lösung suchen.
Unübersehbarer Verfall
Großartig ist Rahn das Porträt eines Mädchens gelungen, das sich von einer Friseurin die wilden Haare zähmen lässt. Was hat sie wohl vor? Der Fantasie des Betrachters sind keine Grenzen gesetzt. All diese Menschen zu fotografieren heißt auch, ihnen Bedeutung zu verleihen.
Auf einem Farbbild ist eine brüchige Säule vor einem Wandgemälde zu sehen, ein ausgedientes Sofa und ein Koffer, den ein Huhn neugierig beäugt. Unübersehbar der Verfall, doch eben darin liegt die Hoffnung eines Neubeginns.
Den Blick des Betrachters fesseltbesonders die Aufnahme einer Straße nach einem Gewitter. Die ausgewogene Gewichtung zwischen Himmel und Erde, zwischen Hell und Dunkel, die Spiegelung in den Pfützen, die Abstufungen von Grau bis zum irisierend hellen Weiß verleihen dem Bild eine ganz besondere Aura.
Die Qualitäten von Licht und Schatten, von Struktur, Material und Form vieler weiterer ausgestellten Werke lösten bei den Vernissagegästen innewohnende Emotionen, aber auch Nachdenklichkeit aus.
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