Plankstadt. Es gibt Gepflogenheiten, auf deren regelmäßige Wiederholung man auch in Corona-Zeiten setzen kann. Dazu gehört, dass im Spätsommer bei der Welde-Brauerei ein besonderer Sud aus Sandhäuser Grünhopfen gebraut wird. Und auch auf das Ritual, das anlässlich der Hopfenbeigabe eine Delegation aus Sandhausen in die Brauereimanufaktur kommt, musste nicht verzichtet werden. Das traditionelle „Hopfezopfe“ war hingegen wie im Vorjahr Corona-bedingt ausgefallen – genauso wie die Sandhäuser Kerwe, bei der das Welde Slow Beer Pils mit heimischem Hopfen normalerweise angezapft wird, nicht stattfinden wird.
Dass die Kerwe schon wieder nicht stattfinden kann, bedauert Hakan Günes sehr. Denn es wäre für den waschechten Sandhäuser sein erstes Fest als Bürgermeister gewesen. Seit 1. Juli ist der 27-Jährige Nachfolger von Georg Kletti erst im Amt und weiß natürlich um die historische Bedeutung des Hopfenanbaus in der Gemeinde. So hat er auch bei der Ernte am frühen Samstagmorgen mitgeholfen. „Albert Burkhardt hat gesagt, dass ich es gut gemacht habe“, strahlte Günes bei dem Treffen vor dem Sudhaus angesichts des Lobes von Hopfenbauer Burkhardt, der logischerweise nur Gutes über das Erntegut sagte: „Die Qualität ist sehr gut.“
Erneut in der Hallertau geerntet
Plankstadts Bürgermeister Nils Drescher hatte den neuen Kollegen persönlich empfangen und ihm augenzwinkernd die Absolution erteilt, auf fremdem Boden in Aktion zu treten. Das durfte Hakan Günes dann wenig später im Sudhaus, als er unter Anleitung von Braumeister Stephan Dück die frischen und duftenden Sandhäuser Dolden in den Sud leerte. „Den Hopfen gibt man erst am Ende dazu, damit das Aroma drinbleibt“, erklärte Dück. Kurzfristig hatte er die Siedetemperatur etwas heruntergefahren, um anschließend noch einmal zehn Minuten zu kochen.
Da das „Hopfezopfe“, also das manuelle Abtrennen der Hopfendolden vom Blütenstiel, samt Fest wie im Vorjahr ausfallen musste, karrten die Sandhäuser ihre Ernte erneut in die Hallertau, wo der Hopfen maschinell geerntet, anschließend getrocknet und dann wieder in die Kurpfalz zurückgefahren wurde – sehnlichst von Welde erwartet. „Wir können es kaum erwarten, wieder Bier mit Sandhäuser Hopfen zu brauen“, freute sich Max Spielmann. Der Brauereichef, Braumeister und Biersommelier ist ein Fan davon: „ich mag hopfenaromatische Biere.“
Etwa 5000 Kisten Pils werden („Aus Hopfen, Malz, Plankstadt und Sandhausen“) laut Stephan Dück gebraut und in den Handel kommen. Auch in Sandhausen wird eine gewisse Menge landen, selbst wenn es keine Kerwe geben wird. „Wir werden schon eine Gelegenheit finden, es zu trinken, lachten Thomas Schneider und Bernd Hambrecht aus dem Sandhäuser Hopfenteam – Bürgermeister Günes nickte zustimmend.
Immerhin hat er jetzt ein gutes Jahr Zeit, um sich auf seine Premiere beim Fassbieranstich auf der Kerwe vorzubereiten. „Vielleicht kann Welde ja für mich einen Vorbereitungskurs machen“, schaute er zu Max Spielmann, der seine Unterstützung zusagte. Beim Ausblick auf 2022 bleibt in Sachen Kerwe und „Hopfezopfe“ vorerst nur Hoffnung. Sicher aber ist, dass es Anfang September wieder Welde-Pils mit Sandhäuser Hopfen geben wird.
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