Plankstadt. „Auf dem Bild ist eine Person zu sehen, die viele von euch vielleicht kennen“, sagt Linda Saxena, Autorin dieser Zeilen, und deutet auf die Plankstadter Seite. In der Klasse 4a der Friedrichschule sind es nicht nur viele, die ihn vielleicht kenne – im Gegenteil. Im Klassenzimmer schreien die Kinder im Kollektiv auf: „Der Nils!“ Den Bürgermeister ihrer Gemeinde, Nils Drescher, erkennen sie alle auf dem Foto in der Montagsausgabe dieser Zeitung.
Zwei Wochen lang haben sich die Schüler der Klassen 4a und 4b der Friedrichschule in Plankstadt beim Projekt „Klasse Kids“ mit der Schwetzinger Zeitung auseinandergesetzt, gelernt, was man als Bücher bezeichnet und welche Merkmale einen Bericht auszeichnet. Jetzt hatten die jungen Nachwuchsleser die Möglichkeit, die Zeitung nicht nur zu lesen, sondern mit jenen zu sprechen, die sie tagtäglich befüllen.
Zur Überraschung der beiden Schreiberlinge Nicolai Lehnort und Linda Saxena steht für die Klassen von Sandra Worrow (4a) und Tina Bräuninger (4b) aber weniger der Inhalt journalistischer Arbeit im Mittelpunkt als vielmehr die Rahmenbedingungen.
Ob es in unserer Redaktion am Schwetzinger Schlossplatz eine Kantine gäbe und was unser Lieblingsessen sei, wollen etwa Louis und Jannes wissen. Nach diesen aus der Kategorie „ungewöhnlich“ stammenden Fragen kommen dann aber die harten Fakten auf den Tisch: „Wie viele Artikel schreiben Sie am Tag“, fragt Mayla.
Auch am Wochenende für die Leser in Plankstadt und Eppelheim unterwegs
„Wie sehen die Arbeitszeiten aus“, möchte Svenja erfahren. Analog zum Lieblingsessen lassen sich die Fragen nicht punktgenau beantworten. Je nach Nachrichtenlage und Terminen am Morgen oder Abend können Tage länger oder kürzer oder der Output größer oder kleiner ausfallen. Ob der Besuch von Terminen auch bedeutet, am Wochenende arbeiten zu müssen, stellt Ava eine Rückfrage. Das kann angesichts der regelmäßig besuchten Fußballspiele bejaht werden. Oder auch durch das Ortsmittefest im Herzen der Gemeinde Plankstadt. Fußball live im Stadion schauen und dafür bezahlt werden? Das sorgt bei den sportbegeisterten Schülern für Staunen.
Noch größer werden die Augen, als sie erfahren, dass Journalisten für den Zutritt zu solchen Veranstaltungen keinen Eintritt bezahlen, sondern eine sogenannte Akkreditierung erhalten. Dass Sportveranstaltungen nicht zum Vergnügen, sondern der Arbeit wegen besucht werden, quittieren die Schüler mit ungläubigen Blicken.
Unmittelbare Folge daraus: Auf die Frage, wer sich später mal vorstellen könnte, als Redakteur zu arbeiten, schnellen zahlreiche kleine Finger in die Höhe. Ist der freie Eintritt zu Fußballspielen etwa so verlockend? „Einige Kinder sind sehr motiviert, für die Zeitung zu schreiben“, kommentiert Lehrerin Tina Bräuninger die gestreckten Arme schmunzelnd. Ab wie vielen Jahren kann man denn die für die Zeitung schreiben, kann Maximilian es kaum noch abwarten.
Ob man dafür gute Noten in der Schule braucht oder ein Studium notwendig ist, wollen die anderen zukünftigen Schreiberlinge wissen. Nun, Rechtschreibung und Grammatik sollten sitzen, Mathematik ist für die Tageszeitung weniger gefragt. „Zumindest nicht jeden Tag“, sind sich die beiden Autoren einig.
Dass der Weg in eine Redaktion über verschiedene Routen führen kann, verwirrt die Viertklässler. Direkt nach dem Abitur oder über ein fachfremdes Studium, mittels Volontariat oder nach einer freien Mitarbeit – ob des Irrgartens scheinen in den kleinen Kinderaugen große Fragezeichen auf.
„Wie gerne machen Sie den Job auf einer Skala von eins bis zehn“, lautet eine weitere Frage. Schwierig, befinden die beiden Autoren. Schließlich gebe es gute und weniger gute Tage. „Zum Beispiel ist der Besuch in der Schule für ,Klasse Kids’ ein schöner Termin“, sagt Linda Saxena. Andererseits, fügt Nicolai Lehnort hinzu, gebe es auch Themen, die besonders viel Konzentration fordern. Wenn zum Beispiel ein komplexer Sachverhalt verständlich für den Bericht umformuliert werden muss. Oder wenn sich die Interviewpartner nicht zum Thema äußern möchten.
„Wo finden denn die Interviews statt?“, fragt eine Schülerin. Diese Frage ist leicht zu beantworten: Meistens dort, wo die Zeitung auf Menschen trifft. Oder in der Redaktion, da gebe es einen extra Konferenzraum, in dem ganz in Ruhe Gespräche geführt werden können, sagt Nicolai Lehnort.
Nicht zum ersten Mal in der Schwetzinger Zeitung
Wie es sich für Medienprofis gehört, blättern die Mädchen und Jungen auch gerne mal selbst in der Zeitung oder lesen gemeinsam mit den Eltern Artikel über Plankstadt oder Berichte aus dem Sportteil – oder sind selbst dort abgebildet. Als Dorothea von ihren eigenen Bildern in der Zeitung erzählt, strahlen die Augen wiederum. Weil sie Ballett tanze, sei sie schon mehrfach im Blatt gewesen, erzählt die Viertklässlerin. Da ist sie nicht alleine, denn den gereckten Zeigefingern nach wurden bereits zahlreiche Schüler der 4b einmal in Farbe abgedruckt. Genug bekommen sie davon aber nicht.
Anmeldung Newsletter "Topthemen am Abend"
Als wir sie um ein abschließendes Foto bitten, fragt Luca euphorisch: „Kommen wir dann in die Zeitung?“ Für viele Kinder ist es nicht das erste Mal. „Vielleicht sogar auf die erste Seite“, hofft man in der 4a. „Aber nein, so wichtig sind wir dann auch nicht“, sagt Lehrerin Sandra Worrow schmunzelnd.
Dennoch dürfte der Mittwoch ein spannender Schultag werden, wenn die Schüler zu Beginn des Tages die Zeitung aufschlagen und sich selbst im zweiten Buch auf der Plankstadt- und Eppelheim-Seite wiederfinden. Schließlich kommt es nicht alle Tage vor, dass man in der Schwetzinger Zeitung ist oder von Redakteuren besucht wird!
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/plankstadt_artikel,-plankstadt-den-buergermeister-kennen-bei-klasse-kids-in-plankstadt-alle-_arid,2219013.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/plankstadt.html