Bürgermeisterwahl

Nils Drescher will kein weiteres Neubaugebiet in Plankstadt

Beim Frühschoppen im Weldegarten stellt der amtierende Bürgermeister in Plankstadt sein Wahlprogramm vor. Dabei stehen Themen wie Fachkräftemangel, Starkregen und Armut im Fokus.

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Linda Saxena
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Nils Drescher(links) stellt am Sonntagmorgen sein Wahlprogramm beim Frühschoppen im Weldegarten in Plankstadt vor. © Linda Saxena

Plankstadt. „Das Plus für Plankstadt“: So lautet der neue Wahlslogan von Nils Drescher. „Bei der letzten Wahl hieß es noch ,Ein Plus für Plankstadt’.“ Nach acht Jahren im Amt sei es nun an der Zeit, selbstbewusster aufzutreten, sagt der 48-Jährige mit einem Schmunzeln. Der amtierende Bürgermeister möchte weitere acht Jahre lang die Geschicke der Gemeinde Plankstadt leiten und kann mit diesem Vorhaben durchaus Erfolg haben. Denn er ist und bleibt der einzige Bewerber für den Chefposten im Rathaus.

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In kleiner Runde stellt er am Sonntagmorgen beim Frühschoppen im Weldegarten in Plankstadt sein Wahlprogramm vor. Gekommen sind rund 70 Plankstadter Bürger, darunter viele Gesichter aus dem Gemeinderat. „Es freut mich, dass alle vier Fraktionen ebenfalls vertreten sind“, so Drescher. Er hofft auf eine hohe Wahlbeteiligung am Sonntag, 7. Juli – wenn die Plänkschder aufgerufen sind, einen neuen Bürgermeister zu wählen.

„Je nachdem, wie das Wetter wird, könnte die Wahlbeteiligung nicht so hoch ausfallen“, ist sich der Rathauschef bewusst. Trotzdem erhoffe er sich eine in Zahlen sichtbare Bestätigung im Amt, beziehungsweise einen sogenannten „Rückenwind“ für getane und kommende Arbeit, zieht Drescher gerne eine Parallele zum Segelsport. Denn, und das betont er immer wieder, seien die Erfolge der vergangenen Jahre nicht auf eine Person zurückzuführen, sondern eine Gesamtleistung aller Mitwirkenden in Plankstadt.

Fachkräftemangel in Kitas und Schulen begegnen

So sehr auch Erfolge in der Gemeinde gefeiert werden können, gilt es für Drescher auch, einen Blick in die Zukunft zu werfen – und durchaus auch kritische oder schwierige Themen in Plankstadt anzugehen. Da wäre zum Beispiel der Fachkräftemangel in Kitas oder Bildungseinrichtungen. Obwohl die Gemeinde in den vergangenen acht Jahren rund 13 Millionen Euro für die Gebäude und die Ausstattung der Schulen investiert hat und einige zusätzliche Betreuungsplätze geschaffen wurden – so heißt es in der Wahlbroschüre – bleibt auch Plankstadt nicht davon verschont, so manche benötigte Erzieherstelle nicht besetzen zu können. „Wir hatten einmal den Fall, dass eine Kita nachmittags wegen hohen Krankenstands schließen musste.“

Um solchen Engpässen entgegenwirken zu können, wolle Drescher mehr auf Ausbildung von Fachkräften setzen und ein attraktives Arbeitsumfeld in Plankstadt schaffen. Aber auch angefangene Projekte wie die Sanierung des Lehrschwimmbeckens will der 48-Jährige noch zu Ende führen. Der Termin für die Fertigstellung habe sich nun von September auf Oktober verschoben, aber trotz aller Schwierigkeiten bei der Auftragsvergabe oder Lieferproblemen scheint das Bauprojekt auf einem guten Weg zu sein. „Bald können dann wieder alle Schulklassen schwimmen gehen.“ Dies zu ermöglichen, sei ihm besonders wichtig. „Im Lehrplan ist Schwimmunterricht eigentlich nur für die dritte Klasse vorgesehen. In Plankstadt gehen alle Kinder bis auf die erste Klasse schwimmen.“ Mit Blick auf andere Kommunen sei das nicht selbstverständlich.

Das Thema Kinderbetreuung und Bildungseinrichtungen sei in Plankstadt deshalb so wichtig, weil größtenteils Familien in die Gemeinde im Rhein-Neckar-Kreis ziehen. „Aber auch ältere Menschen, die in die Nähe von Kindern und Enkelkindern sein möchten“, weiß Drescher aus seinen Begegnungen vom Neubürgerempfang, bei dem es traditionell mit dem Fahrrad durch die Straßen Plankstadts geht.

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Für all jene braucht es aber auch Wohnraum, der laut dem amtierenden Bürgermeister bezahlbar bleiben soll. In seiner Amtszeit sei die Einwohnerzahl um rund 400 Personen auf 10 584 Menschen angewachsen, so Drescher. Um zusätzlichen Wohnraum zu schaffen, wurden zwei neue Quartiere entwickelt: das Antoniusquartier und die „Kantstraße-Nord“.

Die Grundstückspreise bei letzterem Neubaugebiet sorgen in den sozialen Medien regelmäßig für Kritik: „Das kann sich doch keiner leisten“, heißt es unter Beiträgen dieser Zeitung. Wohnraum sei nun mal teuer, sagt der Bürgermeister. Besonders die Lage in der Nähe zu Heidelberg sei ein Grund dafür, die einen Preis beeinflussen. „Und der Bodenrichtwert ist festgelegt und von jedem einsehbar.“ Im Antoniusquartier sei bezahlbarer Wohnraum geschaffen worden. „Im Geschosswohnungsbau entstanden 42 mietpreisgebundene Wohnungen nach dem Landeswohnraumfördergesetz“, heißt es im Wahlprogramm. Außerdem führt Drescher das Plus von 33 Prozent an gemeindeeigenem Wohnraum an. 2024 verfüge die Gemeinde über 238 Wohnungen mit einer Nettowohnfläche von 14 500 Quadratmeter – die auch nötig sei, um beispielsweise die Flüchtlingsunterbringung in der Gemeinde stemmen zu können.

Eines schließt Nils Drescher für die nächsten acht Jahre aus: Es werde kein neues Wohngebiet in Plankstadt geben. „Wir schaffen gerade noch Fläche im neuen Kultur- und Sportquartier. Und alles andere würde auf Kosten der Landwirte gehen.“

Strategie entwickeln und an den Klimawandel anpassen

Es sind auch gerade solche Großbauprojekte, die der Rathauschef gerne bis zum Ende begleiten will. Auf der Agenda steht aber auch ein ökologisches und nachhaltiges Plankstadt zu schaffen. Dafür solle die kommunale Wärmeplanung in die Wege geleitet werden und ganz im Sinne der Vorbildfunktion Gebäude im Besitz der Gemeinde energetisch saniert werden. Hier sieht der 48-Jährige auch eine generelle Herausforderung für die Kommune: Zum einen gebe es Häuser und Grundstücke, denen man den Wohlstand ansehe.

Zum anderen aber auch wieder Eigentümer, die sich nicht leisten können, zum Beispiel einen Topf Farbe in Baumarkt zu kaufen, um die Tür neu zu streichen. Diese Kluft gelte es in der Zukunft zu überwinden.

Des Weiteren solle jedes kommunale Gebäude bis 2032 mit einer PV-Anlage ausgestattet werden. Im Zuge des Klimaschutzkonzepts der Gemeinde wolle Drescher weitere Punkte für eine Klimaanpassungsstrategie entwickeln. Dazu gehöre beispielsweise auch die Modernisierung des Leitungs- und Abwassernetzes, welches stellenweise in die Jahre gekommen ist. „Damit dann bei Starkregen nicht der Kanal und dann die Straßen und die Keller volllaufen“, so Drescher. Zwar sei jeder Eigentümer selbst dazu verpflichtet, entsprechende Rücklaufmaßnahmen durchzuführen, doch was die Gemeinde im Kanalnetz erneuern können, wolle man auch umsetzen.

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Dinge aus eigener Kraft stemmen wird in Plankstadt großgeschrieben. Ohne Ehrenamtliche und den Zusammenhalt in der Gemeinschaft würde so einiges nicht laufen, sagt der Bürgermeister. „Ehrenamt muss gepflegt und gewürdigt werden.“ So will er sich zum Ziel nehmen, die Zusammenarbeit mit der Freiwilligen Feuerwehr und dem Deutschen Roten Kreuz zu intensivieren und gemeinsame Übungen für den Ernstfall durchzuführen – etwa im Falle eines längeren Stromausfalls oder Starkregen.

Schon bald müsse man außerdem nach einem neuen Standort für die Feuerwehr Ausschau halten, deren Räumlichkeiten in einem sanierungsbedürftigen Zustand sind. Hierfür werde gerade ein Standort nach den gesetzlichen Vorgaben gesucht, so Drescher. Im Gespräch ist deshalb der Bau eines neuen Feuerwehrhauses in Plankstadt. Gleiches trifft auch auf die Räume des Deutschen Roten Kreuzes zu. Ein Ziel sei daher, die Liegenschaft des DRK im Bauhof zu sanieren.

Um alle Vorhaben realisieren zu können, brauche eine Kommune Geld. „Schulden sind schnell gemacht. Aber in Plankstadt stehen wir gut da und das soll auch so bleiben.“ Ein Grund dafür sieht Drescher in der hohen Fördersumme, die die Gemeinde für etliche Projekte und Maßnahmen in den vergangenen acht Jahren bekommen hat. „Das ist meine Stärke, weil ich mich damit während meiner Tätigkeit beim Landratsamt Rhein-Neckar beschäftigt habe.“

Kasse der Notgemeinschaft soll gefüllt und einsatzbereit sein

Dass nicht überall Geld in Hülle und Fülle vorhanden ist, will der Rathauschef nicht aus den Augen verlieren. Um weiterhin den Zusammenhalt in Plankstadt zu stärken und auch die Schwächeren zu unterstützen, will sich Nils Drescher dafür einsetzen, dass die Kasse der Notgemeinschaft gut gefüllt bleibt – um Bürgern in einer Notlage helfen zu können. „Unsere ehemaligen und aktuellen Gemeinderäte sind immer angehalten, solche Fälle zu melden.“

Nicht nur Armut sei ein Problem in einer Gesellschaft, sondern auch Einsamkeit. Ziel sei es, mehr Begegnungsformate für alle Altersklassen zu schaffen. „Auch für die Jugend. Der Jugendbeirat wünscht sich mehr Begegnungsorte und Veranstaltungen, wo das Handy weggelegt werden und eine unbeschwerte Zeit verbracht werden kann.“

Für die ganz jungen Bewohner in Plankstadt sollen die rund 20 kleinen Spielplätze Jahr für Jahr saniert und zu thematischen Begegnungsorten zusammengelegt werden. „Das entlastet nicht nur den Bauhof, sondern verbessert auch das Angebot und die Aufenthaltsqualität auf den Spielplätzen.“

Bei all den Vorhaben – hier nur ein Auszug aus dem Wahlprogramm – betont Nils Drescher stets: „Ich habe nur eine Stimme von insgesamt 23. Meine Aufgabe als Bürgermeister ist es zu moderieren, organisieren und etwas in die Wege zu leiten.“ Deshalb hoffe er, dass seine Ziele, wie er sie im Programm benannt hat, zu „unseren Zielen in Plankstadt werden“.

Redaktion Linda Saxena ist Print- und Online-Redakteurin in der Lokalredaktion der Schwetzinger Zeitung/Hockenheimer Tageszeitung und zuständig für Plankstadt und Eppelheim.

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