Plankstadt. Der 18. Juni 1924 war ein Mittwoch, als Elisabeth Metzger in Oberschwaben geboren wurde. Heute kann sie auf ein bewegtes und ereignisreiches Leben zurückblicken. Und freute sich vor allem darüber, am Mittwoch ihren 100. Geburtstag zu feiern. Ein Geburtstag, der nicht vielen Menschen zuteil wird. „Das hätte ich niemals gedacht“, sagt Elisabeth Metzger und strahlt über das ganze Gesicht.
Am Nachmittag begrüßte die Jubilarin zahlreiche Gäste zu Kaffee und Kuchen im Caritas-Altenzentrum Sancta Maria, neben der Familie unter anderem Bürgermeister Nils Drescher und eine Abordnung des Musikvereins Plankstadt, die ein kleines Ständchen für das Geburtstagskind im Gepäck hatte.
Inge Kolb, Simone Schultz, Andrea Hansen, Helen Hansen und Sarah Brochardt vom Plankstadter Musikverein spielten für die Jubilarin die Wunschlieder „Freut euch des Lebens“ und stimmten das Geburtstagslied mit den Worten „Hoch soll sie leben“ an. Sehr zu Begeisterung von Elisabeth Metzger, die sich über den musikalischen Beitrag sichtlich freute.
„Vielen, vielen Dank“, rief sie den vier Musikerinnen zu, die es selbst als Ehre verstanden, der Seniorin an diesem Nachmittag einen Besuch abzustatten. „Wir spielen auch nicht jeden Tag für eine 100-Jährige“, sagte Andrea Hansen.
Wie man im Alter fit bleibt
Obwohl sie im Süden Deutschlands geboren wurde, hegt die Jubilarin eine enge Verbindung zu Plankstadt. Seit 33 Jahren wohnt sie in der Gemeinde. „Wir sind hierhergezogen, weil mein Mann bei der Bundesbahn gearbeitet hat“, berichtet sie. Mit Ehemann Stefan Metzger war sie 56 Jahre lang verheiratet – und wäre es heute immer noch, wenn der Tod nicht dazwischengekommen wäre, fügte Tochter Margit hinzu.
Zu den Festgästen gehörten auch die vier Kinder der Jubilarin: „Bub, Mädchen, Bub, Mädchen“, führt sie stolz die Reihenfolge ihrer Kinder Manfred, Sylvia, Wolfgang und Margit auf. Die Familie wird außerdem durch ein Enkelkind und ein Urenkelkind erweitert. Einen Beruf hat die Jubilarin nicht ergriffen, sondern sich um Familie und Kinder gekümmert.
„Es ist schön, dass alle beisammen sind“, so die Jubilarin, die gerne im Caritas-Altenzentrum wohnt. Bereits am Morgen hat sie von Personal und Bewohnern ein Geburtstagsständchen bekommen, schildert Heimleiterin Martha Trautwein. Aber was ist das Geheimnis der 100-Jährigen, sich in hohem Alter noch körperlich und geistig fit zu halten? Ganz einfach, meint Elisabeth Metzger: „Ich laufe jeden Tag eine Runde.“ Früher, erzählt sie, sei sie oft und gerne Ski gefahren. „Ich bin Allgäuerin, das gehört mit dazu.“
Zu ihren Hobbys gehört auch das Lösen von Rätseln aller Art. „Ich bekomme hier im Haus oft Hefte mit Rätseln zugesteckt.“
Es sei aber nicht selbstverständlich, ein so hohes Alter zu erreichen. „Vor allem mit Krieg und Krankheiten“, sagt sie. Schließlich hat Elisabeth Metzger den Zweiten Weltkrieg selbst hautnah miterlebt– damals in Stuttgart. Ein prägendes Erlebnis ist ihr in Erinnerung geblieben: Es war der 28. April 1944, als die damals 19-jährige junge Frau morgens an den Mandeln operiert wurde. „Abends gab es dann Fliegeralarm, bei dem alle in die Keller und Schutzräume geflüchtet sind.“
Das wünscht sich die Plankstadterin für die Zukunft
Vor solchen Schutzräumen sei immer Sand geschichtet gewesen, um in Notfall einen Brand löschen zu können. Diese Maßnahme wurde aber Elisabeth Metzger und anderen Schutzsuchenden zum Verhängnis, als ein Fenster einbrach und der ganze Sand in den Raum fiel. „Zwölf Stunden lang waren wir dort verschüttet, bis wir dann hinausgezogen wurden. Und das mit einer frischen Operationswunde“, sagt die 100-Jährige.
Als sie aus dem Keller befreit wurden, kann sich die Zeitzeugin noch ganz genau daran erinnern, dass es selbst für April sehr kalt war. „Zu der Zeit war Reife. Und wir wurden auf einen Lastwagen gelegt, auf dem es sehr kalt war.“
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Für die Verletzten aus dem Haus ging es dann in ein Erholungsheim. So hat die 100-Jährige nicht nur die Wirren eines Weltkrieges und den Unfall beim Fliegeralarm, sondern auch noch anderen Krankheiten im Alter getrotzt. Sie sei eben hart im Nehmen. Es sind aber genau diese Erfahrungen, die das Leben der Jubilarin geprägt haben und sie deshalb Tag für Tag dankbar für ihr Leben sei.
Für die Zukunft hat Elisabeth Metzger noch einen Wunsch: „Dass ich noch ein bisschen leben darf.“ Und darauf stoßen die Familie und die Festgäste mit Sekt, Kaffee und Kuchen gemeinsam an.
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