Plankstadt. Es ist noch gar nicht so lange her, da haben ausschließlich Jungen ministriert. Bis Pfarrer Rudolf Grammetbauer sich vor 40 Jahren dafür einsetzte, dass auch Mädchen diesen Dienst bei der katholischen Kirche in Plankstadt übernehmen dürfen. „Plankstadt war damals sehr fortschrittlich und eine der ersten Gemeinden im Umkreis, die Ministrantinnen eingeführt hat“, erinnert sich Sabine Klein. Sie ist am 9. Januar 1983 als Ministrantin gemeinsam mit 25 anderen jungen Frauen und Mädchen eingeführt worden. „Es gab damals auch durchaus Gegenwind“, berichtet die Plankstadterin. Nicht jeder fand es gut, dass fortan auch Mädchen angesprochen sein sollten.
Stefanie Heid habe damals die Gruppenstunden organisiert und die Mädchen über mehrere Monate auf diesen Dienst vorbereitet. Die Tätigkeiten unterschieden sich nicht wesentlich von den heutigen Aufgaben. Mittlerweile seien es aber mehr Mädchen als Jungen – früher war das noch anders. Alle zwei Jahre fuhr man in ein Zeltlager – 1982 war das beispielsweise in Frankreich. Und alle fünf Jahre ging es nach Rom zum Papst.
Papst Johannes Paul II. begrüßte nur die Jungen
„Als ich das erste Mal dabei war, hat Papst Johannes Paul II. nur die Jungen begrüßt“, erklärt Klein, dass anfangs nicht jeder in der katholischen Kirche begeistert davon war, dass auch Frauen als Ministrantinnen dienten. Und das, obwohl Papst Johannes Paul II. zuvor festgelegt hatte, dass der Kanon 230 des Kirchenrechtes, der den Zugang zum Ministrantenamt regelt, tatsächlich so zu interpretieren sei, dass auch Mädchen den Dienst vollziehen dürften.„Fünf Jahre später – bei der nächsten Fahrt – hat der Papst dann aber alle begrüßt“, sagt Sabine Klein.
Bei den Ministranten bildeten sich Freundschaften und auch die ein oder andere Ehe schlug dort ihre Wurzeln. Mit den Jungen gründete Pfarrer Rudolf Grammetbauer eine Band, die Mädchen formten einen Chor. Grammetbauer hat sich also sehr für den Nachwuchs eingesetzt und damit auch in Sachen Ministrantinnen den Grundstein für den heutigen Erfolg gelegt.
Denn aktuell hat St. Nikolaus 44 Ministranten – 22 davon sind Mädchen. Vor über 40 Jahren war das kaum denkbar, heute ist es selbstverständlich. Die Zielgruppe sind die Erstkommunionkinder. Es gibt Schnuppertage und das Amt bietet viel Spiel und Spaß.
Mittlerweile sind einige der ersten Ministrantinnen aus Plankstadt wegzogen – das Organisationsteam um Claudia Klein möchte sie nun am 25. Juni anlässlich des Jubiläums noch einmal alle zusammenbringen. Geplant ist ein Festgottesdienst mit Pfarrer Uwe Lüttinger, dem Chor „Voice“ und den Gründungsmitgliedern. Pfarrer Grammetbauer wird auch am Gottesdienst teilnehmen und konzelebrieren. Anschließend wird es noch einen Sektempfang und Zeit zum Austausch geben. „17 ehemalige Ministrantinnen von damals haben bereits ihr Kommen zugesagt“, freut sich Klein, viele altbekannte Gesichter wiederzusehen. Gerne sind alle Ehemaligen auch eingeladen, an diesem Tag noch einmal die Kutte anzuziehen und – wie in vergangenen Zeiten – zu ministrieren, nicht nur die Damen, sondern ebenfalls die jungen Männer, die Lust dazu haben.
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