Plankstadt. Über ein volles Haus konnte sich das Team der Bücherei in Plankstadt freuen: Zum „Plänkschder Bücherherbst“ stellten Barbara Hennl-Goll, Inhaberin der „BücherInseln“ in Schwetzingen, Brühl und Neulußheim, sowie Buchhändler und Irland-Liebhaber Jürgen Haber aktuelle Neuerscheinungen vor – darunter auch zahlreiche Titel von der Frankfurter Buchmesse.
Die Buchauswahl war vielfältig: historische und biografische Romane, Krimis, Liebesromane, Philosophisches und Alltagsgeschichten. Als besondere Überraschung war auch eine Autorin anwesend: Beate Hoffmann, die unter dem Pseudonym Anne Average schreibt. Die Büchereileiterin Claudia Verclas begrüßte die Anwesenden herzlich. Dazu gab es ein Glas Rotwein und Knabbereien. Sie entschuldigte die angekündigte Referentin Dagmar Krebaum, die erkrankt war, daher wurde das Programm etwas abgeändert.
Den Auftakt machte Barbara Hennl-Goll mit Irene Disches Roman „Prinzessin Alice“. Das Buch porträtiert Victoria Alice Elizabeth Julia Marie Prinzessin von Battenberg (1885 bis 1969), Großmutter von König Charles III und Mutter von Prinz Philip. Prinzessin Alice war eine außergewöhnliche Frau: Von Geburt an gehörlos, erlernte sie fünf Sprachen durch Lippenlesen.
In Darmstadt heiratete sie Prinz Andreas von Griechenland gleich dreimal – standesamtlich, protestantisch und orthodox. Dische zeichnet ein vielschichtiges Porträt dieser beeindruckenden Frau, deren Leben zahlreiche Wendungen nahm – bis hin zu einer intensiven, spirituell-erotischen Gottesbeziehung, die Sigmund Freud als „paranoide Schizophrenie“ deutete.
Bücherherbst in Plankstadt: Irische Geschichten voller Gefühl und Spannung
Jürgen Haber, bekennender Irland-Fan, stellte gleich drei Bücher vor. Eines davon war „Mitternachtsschwimmer“ von Roisin Maguire, angesiedelt im malerischen Dorf Ballybrady. Im Mittelpunkt steht eine vielseitige Frau, die Touristen in ihrem Cottage beherbergt und auf den trauernden Evan trifft. Während eines Lockdowns bleibt er im Dorf gestrandet und entdeckt durch Begegnungen mit den Bewohnern, was Gemeinschaft und Vertrauen bedeuten können.
„Das ist Glück“ ist ein Roman von Niall Williams und beginnt mit „Es hat aufgehört zu regnen“. Haber erklärte schmunzelnd, dass der Regen in Irland und in irischen Büchern stets eine Rolle spiele, und lobte die große Fabulierfähigkeit des Autors, ebenso die gelungene Übersetzung.
Nach einer Glaubenskrise verbringt der siebzehnjährige Seminarist Noel einen Sommer bei seinen Großeltern in Faha – einem jener irischen Dörfer, in denen die Zeit stillzustehen scheint, wo selbst der Regen unermüdlich fällt, als gehöre er zum Inventar der Ewigkeit. Doch in der Karwoche des Jahres 1958 geschieht das Unerhörte: Der Regen hört auf. Im weiteren Verlauf der Geschichte geht es um einen Fremden, der bei Neols Großeltern vorübergehend Unterschlupf findet, aber ein Geheimnis mit sich trägt.
Begeistert zeigte sich Haber auch von Matthias Moors Thriller „Der irische Fremde“. Darin erlebt Mary als Kind den Tod ihrer Eltern bei einem Brand. 25 Jahre später begegnet sie einem Mann, den sie damals gesehen zu haben glaubt – und gerät in einen Albtraum aus Erinnerungen, Lügen und gefährlichen Geheimnissen.
Alltagsgeschichten und Liebe in vielen Facetten beim „Plänkschder Bücherherbst“
Beate Hoffmann alias Anne Average stellte ihr Erstlingswerk vor: „Alles Alltag oder was?“ Es sind Kurzgeschichten und „zu 80 Prozent autobiografisch“, wie die Autorin mitteilte. Sie hat diese Geschichten über viele Jahre gesammelt und vor Kurzem erst beschlossen, daraus ein Buch zu machen.
Sie erzählt von Beziehungen – ihren und die ihrer Eltern – von Erlebnissen in Hotels, wo sie als Vertriebsmanagerin in verschiedenen Ländern abgestiegen war, und über Schokolade. „Mein Buch ist ein Zitronensorbet – etwas für zwischendurch und leicht“, sagte die in Schwetzingen geborene Autorin und verriet, dass ein zweiter Band gerade in der Mache sei.
Als „nicht kitschigen Liebesroman“ stellte Hennl-Goll „Zeit ihres Lebens“ von Dirk Gieselmann vor. Es ist die Geschichte zweier Menschen, die sich zufällig an einer Bushaltestelle kennenlernen, deren Anziehung aber so groß ist, dass sich daraus eine mögliche Liebe entwickelt, die sie jedoch nicht wirklich ausleben können.
Auch Doris Knechts Roman „Ja. Nein. Vielleicht“ dreht sich um Liebe und Lebensbilanz. Eine Frau mittleren Alters, deren Kinder längst ausgezogen sind, beginnt über ihre Endlichkeit nachzudenken – bis sie einem früheren Liebhaber begegnet. Hennl-Goll beschrieb den Roman als „raffiniert und bissig“.
Klassiker und Zeitgeschichte zum Abschluss des „Plänkschder Bücherherbst“
Zum Abschluss empfahl Hennl-Goll noch Hanns-Josef Ortheils „Schwebebahnen“ und den Roman „Evil Grandma“ von Line Baugstø. Schließlich hatte sie noch einen Klassiker im Gepäck, ein neu erschienener Roman von Tielmann Röhrig über das Leben von Erich Kästner: „Und ohne Tabu explodiert die Welt – Historische Romanbiografie über einen Augenzeugen in dunklen Zeiten“ – das Buch beschreibt die Zeit von 1927 bis 1945.
Ein abwechslungsreicher, inspirierender Abend ging zu Ende – mit vielen Anregungen und sicher schon der einen oder anderen Idee für das nächste Weihnachtsgeschenk.
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