Plankstadt. Der 5. April ist jedes Jahr auch der Geburtstag von Peter Schäfer, besser bekannt unter dem Namen Blumenpeter. 2022 würde er also 147 Jahre alt werden, 2025 dann 150 Jahre. Höchste Zeit eigentlich auch in seinem Geburtsort Plankstadt an Schäfer zu erinnern.
Nachdem die Gemeinde das Geburtshaus des Blumenpeters im Waldpfad 67 erworben hat, könnte man sich gut eine Erinnerungstafel am Haus vorstellen. Auch wurde in Sichtweite der kleine Platz an der Ecke von Schwetzinger Straße und Waldpfad sehr ansprechend neu gestaltet. Würde sich hier nicht der Name „Blumenpeter-Platz“ geradezu anbieten? Und wenn dann dort noch ein kleines Denkmal stünde, würde dem doch tragischen Leben des Peter Schäfer eine würdige Erinnerung zuteil werden.
Witze über den Blumenpeter
Beispiele für die Blumenpeter-Witze, die vielleicht schon bald der Vergangenheit angehören:
Der Blumenpeter steht auf der Neckarbrücke und lässt an einem Seil eine Nähmaschine in den Neckar hinunter. „Peter, was schaffsch dann do“, fragt ein Passant. „Des is doch ä Versenkbari“, antwortet der Peter. (Anmerkung: Wer weiß eigentlich noch, was eine versenkbare Nähmaschine ist?)
Oder: Der Peter steht im strömenden Regen auf der Neckarbrücke und schlägt mit einer Peitsche ins Wasser. „Was soll dann des“, fragt der Finke-Kalle. „Isch treib’ die Fisch unner die Brick, dass sie net nass werre“, antwortet der Peter.
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Wer kennt nicht seine angeblich so zahlreichen Witze und Anekdoten, hat nicht von seiner sprichwörtlichen Schlagfertigkeit gehört und hat noch nicht auf den Kapuzinerplanken in Mannheim sein kleines Bronzedenkmal gesehen? Und doch ist festzustellen, dass den meisten gar nicht bekannt ist, dass Peter eigentlich ein "Plänkschter" Gewächs ist. 1875 wurde er geboren, gestorben ist er am 15. Juni 1940 in der Heil- und Pflegeanstalt Wiesloch – am 18. Juni 1940 wurde er auf dem Anstaltsfriedhof beigesetzt.
Die Witze, die angeblich vom Peter stammen oder über ihn im Umlauf waren und sind, entstammen wohl in vielen Fällen der Fantasie der ersten Erzähler. Als Beispiel dafür mag gelten, dass beispielsweise im „Großen Blumenpeterbuch“ über 29 Seiten hinweg Witze vom „Peter als Schulbu“ erzählt werden, obwohl Peter Schäfer nie eine Schule besucht haben konnte, da es zu dieser Zeit noch keine Sonderschulen gab und ihm von ärztlicher Seite „eine milde Form des Schwachsinns“ attestiert worden war – eine schöne Umschreibung.
Tragen wir einmal zusammen, was wir in Plankstadt wissen und Friedrich Teutsch vom Mannheimer Stadtarchiv mit Sicherheit über den Blumenpeter weiß. Außerdem hat Eberhard Reuss mit seinen beiden Büchern „Kaaf mer ebbes ab“ und „Erinnerungen an den Blumepeter“ sowie einem Fernsehfilm wesentliche Aufklärungsarbeit über das Leben Schäfers geleistet.
Trauriger Lebensweg
Anhand der Kenntnisse über den Umgang der Nationalsozialisten mit psychisch kranken Menschen lag die Vermutung nahe, dass der Blumenpeter dem Euthanasieprogramm zum Opfer gefallen ist, in dem das aus Sicht der Nazis „lebensunwerte Leben“ getötet werden durfte. Nach Dr. Hans Dieter Middelhoff, dem früheren Direktor des PLK Wiesloch, der die Krankenakte Schäfers umfangreichen Recherchen unterzogen hat, scheint dies jedoch nicht zuzutreffen. In den Eintragungen des ersten Halbjahres 1940 ist von einer zunehmenden Verschlechterung des Allgemeinzustandes Schäfers zu lesen. Für den 12. Juni wird die Verfassung als sehr schlecht beschrieben und am 15. Juni 1940 wurde der Todeseintritt als Folge einer Herzmuskelschwäche angegeben.
Sein Tod war sogar der überregionalen Ausgabe des „Hakenkreuzbanners“ eine – jedoch recht sachliche – Meldung wert. Mehr Anteil zeigte die Mannheimer Ausgabe des „Hakenkreuzbanners“ am Tod des Originals, aber hier wurde auf die Erwähnung der Krankheit und der Unterbringung in der Heil- und Pflegeanstalt Wiesloch verzichtet. Die regionalen Nachrufe allerdings waren mehr verklärend als authentisch und stellten Schäfer so dar, wie er eigentlich nicht war, nämlich als humoristische Persönlichkeit.
Was aber war er dann? Nach Middelhoff litt Peter Schäfer an einer angeborenen Unterfunktion der Schilddrüse mit den Folgen Kleinwüchsigkeit, Anomalien am Knochenbau und erhebliche Intelligenzminderung. Middelhoff vertritt jedoch die Auffassung, dass ihm sicher eine gewisse Schlagfertigkeit und Bauernschläue zuzubilligen sei. Da er keinen Beruf erlernen konnte, wurde ihm von einer Tante ein Körbchen mit Blumen in die Hand gedrückt, die er in den Lokalen feilbot. Dies wird nach den Recherchen des Stadtarchivs wohl zwischen 1898 und 1904 gewesen sein. Die Familie wohnte damals in Q3,15. Von den Kindern wurde Peter gehänselt und verspottet und Paul Kunze, der ihn noch persönlich erlebt hat, berichtet, dass Peter recht reizbar war und auch ausfällig werden konnte.
Zuletzt wohnte Peter im Quadrat S6,8 im Hinterhaus bei seinem Schwager Heinrich Glatz; außerdem kümmerten sich die Gebrüder Buck, zwei Lokal-Kabarettisten um ihn. Sie verkauften Postkarten vom Peter mit diversen Motiven und ließen ihn wohl auch hin unter wieder „auftreten“, das heißt, sie stellten ihn zur Schau und verdienten wohl auch Geld mit ihm.
Der Sohn von Karl Buck berichtet, dass Peter ziemlich frech und sehr jähzornig sein konnte. Aus allen Zeitzeugenberichten geht hervor, dass der Peter eines mit Sicherheit nicht war, nämlich witzig. Mit den Jahren scheint er immer öfter aus der Rolle gefallen sein, sodass sich seine Familie nicht mehr in der Lage sah, die Verantwortung für ihn zu behalten. Mit 44 Jahren wurde er in das Kreispflegeheim Weinheim eingewiesen. Nicht alle Mannheimer waren mit dieser Lösung einverstanden, denn einige witterten im behinderten Peter auch ein Geschäft.
Vielleicht denken wir beim Hören oder Erzählen eines der vielen Blumenpeterwitze auch an das traurige Schicksal des armen Menschen. Jedenfalls bleibt er ein Beispiel dafür, wie sich im Laufe der Zeit durch Überlieferung und Ausschmückung die Realität wandeln kann. Blumenpeterwitze werden sicher auch noch weiterhin erzählt werden. Allerdings ist festzustellen, dass die Kenntnis der Witze doch bei der jüngeren Generation immer mehr abnimmt.
Die positiven Rückmeldungen aus der Bevölkerung zur Idee eines Denkmals für Peter Schäfer zeigen, wie groß das Interesse ist und Gemeindearchivar Ulrich Kobelke und Bürgermeister Nils Drescher, die zu den Initiatoren und Unterstützern gehören, stehen bereits in Kontakt mit einem einheimischen Bildhauer, um die Möglichkeiten zur Umsetzung auszuloten.
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