Scipiostraße

Scipiostraße in Plankstadt: Ein Name mit Geschichte

"Nach über 120 Jahren klärt nun endlich ein Hinweisschild in der Scipiostraße über den Namensgeber auf. Er kämpfte im 2. Punischen Krieg.

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Gemeindearchivar Ulrich Kobelke
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An der Ecke zur Eppelheimer Straße hängt jetzt an der Mauer eine Hinweistafel, die auf Namensgeber Eduard Ferdinand Scipio hinweist. © Kobelke

Plankstadt. Im Jahr 1901 erhielt das ehemalige Gemeindegässel vom Plankstadter Gemeinderat den neuen Namen Scipiostraße und dieser Name führte seither bei vielen Menschen zu Irritationen, denn sie fragten sich, was wohl Scipio Africanus (* 235 v. Chr. in Rom; † 183 v. Chr.), der römische Feldherr, der im 2. Punischen Krieg in der Schlacht bei Zama (202 v. Chr.) Hannibal, den Heerführer Karthagos, besiegt hatte und dadurch zu höchsten Ehren kam und zu einem der erfolgreichsten Kommandeure der Militärgeschichte wurde, mit Plankstadt verbinden könnte.

Die Recherchen in den Annalen der römischen Antike führten ins Leere, denn der wirkliche Namensgeber war der Mannheimer Kommerzienrat, Politiker und Unternehmer Eduard Ferdinand Scipio (1837 – 1905), der sich in der Not als Freund und Helfer Plankstadts erwiesen hatte. Er hatte nämlich in der Sommerfrische im Schweizer Kurort St. Moritz beim Frühstück in der Zeitung vom Großbrand im Jahr 1895 gelesen, der das Plankstadter Gemeindegässel völlig verwüstet und zahlreiche Familien um ihr gesamtes Hab und Gut gebracht hatte.

Bild: Kobelke © Kobelke

Spontan überwies er für die Opfer 1000 Goldmark zur Linderung der Not. Als dann im Jahr 1896 die Freiwillige Feuerwehr Plankstadt gegründet wurde, bewies er nochmals seine Großzügigkeit und spendete noch einmal 200 Goldmark für den Aufbau der Wehr. Für diese noblen Gesten ehrte ihn der Plankstadter Gemeinderat mit Bürgermeister Friedrich Treiber mit der Umbenennung des Gemeindegässels in Scipiostraße.

Lustige Anekdote

Dass es dann erst 1901 zur Umsetzung des Beschlusses kam, erklärte der damalige Bürgermeister Peter Helmling mit dem Umstand, dass der Wiederaufbau der zerstörten Gebäude und die damit verbundene Verbreiterung der Straße natürlich auch einige Zeit in Anspruch genommen hatte.

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Und seither wurde immer wieder spekuliert, wie es zu diesem Namen gekommen war. Bekannt, aber nicht verbürgt ist die lustige Anekdote von den beiden Dorfpolizisten, die beim nächtlichen Kontrollgang einen schlafenden Zecher in der Scipiostraße auf dem Boden liegend fanden. Der Erfahrene der beiden ordnete fürs Protokoll an: „Komm, wir tragen ihn vor in die Hauptstraße oder weißt etwa Du, wie man Scipiostraße schreibt?“

Nun endlich, nach über 120 Jahren, erhielt die Scipiostraße an der Ecke Eppelheimer Straße an der Mauer ein Hinweisschild mit der Klärung des Straßennamens, um allen künftigen Irritationen und Spekulationen ein Ende zu setzen. Damit kam die Gemeinde auch dem Wunsch einiger Anlieger der Scipiostraße entgegen, denen dieser fehlende Hinweis schon länger ein Anliegen war.

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