Plankstadt. „Seit Samstag steht unmittelbar vor dem Gemeindezentrum ein ,Müll-Denk-Mal‘. Allerdings wird es nur ein bis zwei Wochen zu bestaunen sein, davon gehen die Verantwortlichen des Arbeitskreises der Lokalen Agenda jetzt erst einmal aus.“ So stand es in der Schwetzinger Zeitung vom Montag, 27. Januar 2003 zu lesen. Rund 30 freiwillige Helfer um Winfried Wolf und Umweltberater Bernhard Müller hatten damals in Feld und Flur Abfall gesammelt, „den andere acht- und sorglos weggeworfen hatten“.
Um richtig auf die Müllproblematik aufmerksam zu machen, hatte die Gruppe „ein wenig Aktionskunst ausprobieren“ wollen und die Ergebnisse der dreistündigen Tour in der Ortsmitte aufgebaut. Dosen, Fahrradteile, Batterien und Kleidungsstücke waren an den Wegesrändern gefunden worden. Zwei Jahrzehnte später sieht es nicht anders aus. Das Müllproblem ist noch viel schlimmer geworden.
Am vergangenen Samstag hatten Verwaltung und Lokale Agenda zur Müll-Tour über Acker- und Grünflächen aufgerufen. Autoteile, Gartenabfälle, Hausmüll und sogar Sonderabfälle wie Batterien und Chemikalien sind nämlich auch auf Plankstadter Gemarkung keine Seltenheit. Erneut nur etwa 30 Bürger trafen sich im Gemeindezentrum, um von dort aus, mit Handschuhen, Greifern und Müllsäcken ausgerüstet und mit Warnwesten versehen, in die Umgebung auszuschwärmen.
Bürgermeister Nils Drescher begrüßte unter den freiwilligen Helfern auch den Grünen-Landtagsabgeordneten Dr. Andre Baumann, der auf Einladung der Lokalen Agenda am Dienstag, 28. Februar, 19.30 Uhr, im „Eviva“ in Plankstadt über das Thema „Mikroplastik schadet Bodenorganismen“ sprechen wird.
Verwendung für das Plankstadter „Denk-Mal“
Bernhard Müller, Organisator der Müllsammelaktion und Leiter der Stabstelle Umwelt im Rathaus, teilte die Teams ein. Vor allem die Tunneldecke über die B 535, die Umgebungen der Supermärkte, das Biotop zwischen Kurpfalzstraße und Ringstraße, der Dirtpark für die Jugendlichen, das sogenannte Wäldchen im Norden, der Bereich entlang der alten Bahnlinie und das Gebiet um die Mehrzweckhalle sind schon immer wilde Müll-Hotspots in der Gemeinde. Walter Etzler, seit Gründung der Lokalen Agenda aktiv, fuhr mittags mit einem gut gefüllten Anhänger den Müll zum Bauhof zur Entsorgung. Er selbst habe viel Glas und Plastik gefunden. Außerdem habe er noch Bauschutt von einem Grundstück abgeräumt, sagte er unserer Zeitung. In Etzlers Garten steht übrigens noch die Baustahlmatte des „Müll-Denk-Mals“ von vor 20 Jahren, nur dass sich heute Pflanzen daran entlangranken.
An den Wegesrändern lag wie immer eine Unmenge von Verpackungsmaterial. Auch viele Essensreste wanderten in die Müllsäcke. Dabei gibt es in Plankstadt genügend öffentliche Abfalleimer, die mehrmals wöchentlich vom Bauhof geleert werden. Der Landtagsabgeordnete und der Bürgermeister sammelten gemeinsam im Wäldchen und an der Bahnstrecke und staunten nicht schlecht, was die Mitbürger alles so an Unrat in die Landschaft pfeffern. Drescher zog einen Badezimmerteppich aus dem Gebüsch, Baumann stellte ein zerdrücktes Ölfass sicher.
Jede Menge Flaschen und Dosen waren wieder gedankenlos und ohne Rücksicht für Natur, Mensch und Tier einfach weggeworfen worden. „Hier liegt noch ganz viel Müll rum“, stellte die siebenjährige Lea fest, die gemeinsam mit ihren Großeltern Regina und Andreas Gabel mit einem zum Müllmobil umfunktionierten Buggy unterwegs war. Das muntere Trio fand sogar noch Plastikkonfetti von Silvester. Spielplätze waren von unzähligen Zigarettenkippen übersät. Claudia Johann hatte nach wenigen Minuten einen Müllsack voll, inklusive eines großen Steins und eines abgebrochenen Außenspiegels von einem Auto.
IG-Vereine-Chef Wolfgang Eichhorn langte ebenso unablässig mit dem Müllgreifer zu, um die Grünflächen einigermaßen sauber zu kriegen. Nicht alle Weihnachtsbäume waren im Januar eingesammelt worden. Manche Zeitgenossen hatten die Tannen einfach so entsorgt.
Aufräumaktion in Plankstadt: Eine Küche – einfach entsorgt
Plankstadts ehemaliger Bauhofleiter Erich Mandel wurde auch schnell fündig: Ein großes Stück Gartenzaun, eine fast komplette Küche, eine Kabeltrommel, ein paar Einmachgläser und gebrauchte Holzpaletten gehörten zu seiner Ausbeute. „Rund um die Supermärkte ist immer besonders viel“, meinte Mandel. Maria Öffner, die ebenfalls schon lange bei der Müllsammeltruppe mit an Bord ist, fand es „weniger schlimm als in den Jahren zuvor“.
Winfried Wolf brachte eine Flasche mit Heidelberg-Gin und ein Naturradler von Welde, beide noch mit Inhalt, zum Rathaus. Der Sprecher der Lokalen Agenda hatte auch noch ein „Sorgenwürmchen“ gefunden, originalverpackt und „ausgesetzt“ von „Manuela“. Der Finder dürfe von „seiner Not und Last erzählen“, heißt es auf einem Zettelchen, dafür bekomme er Liebe, Glück und Mut: „Fühlst du es schon, wie gut es tut?“.
Der in die Gegend geworfene Unrat tut der Natur auf jeden Fall nicht gut, da waren sich die fleißigen Mitmacher am Aktionstag „Plankschd werd gekehrt“ einig. Ihre Mühen um ein schöneres Ortsbild wurden mit einem gemütlichen Helferessen belohnt. Umweltfachmann Bernhard Müller, Klimaschutzmanagerin Ulrike Krause und Sabine Zeuner von der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bewirteten die fleißigen Müllsammler bei Welde-Pils und Apfelsaft in der Rathausküche mit leckerem Erbseneintopf und deftigem Chili con Carne von der Metzgerei Engelhardt.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/plankstadt_artikel,-plankstadt-freiwillige-helfer-befreien-plankstadt-vom-abfall-_arid,2055199.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/plankstadt.html