Plankstadt.. Ein Highlight der ganztägigen Veranstaltung in Plankstadt hervorheben könne Organisatorin Kerstin Schmidt auf Nachfrage dieser Zeitung nicht: „Alles ist so überwältigend. Das ganze Fest ist etwas Unglaubliches und Besonderes.“ Für ihren Mann Martin sticht dagegen eine besondere Situation auf dem großen Kinderfest heraus. Mit ruhiger, gefasster Stimme und einem sanften Lächeln antwortet der Ehrenamtliche: „Als mein Sohn zum ersten Mal seit einigen Jahren wieder das Lied gespielt hat, das er für Emily schrieb. Es heißt ,Heute ist ein schöner Tag‘.“
Jedes Jahr eine Party feiern, auch wenn sie selbst nicht mehr dabei sein kann – das war einer der letzten Wünsche der an Knochenkrebs verstorbenen Emily, den sie an ihre Oma Kerstin Schmidt richtete. Und es ist bis heute der Hauptanlass für das nun zum achten Mal ausgetragenen Fest für Kinder mit dem passenden Titel „Heute ist ein schöner Tag“ (HiesT).
Die Tragödie ist allerdings schon lange nicht mehr der einzige Anlass für die Familie, das Großevent auf die Beine zu stellen. Mit vielen ehrenamtlichen Helfern und unterstützenden Institutionen nutzt das eingespielte Team die Veranstaltung vor allem für einen Zweck: Sie sammeln Spenden für soziale Projekte und medizinische Versorgungsstellen – natürlich mit dem Fokus auf Kinder in Not (wir berichteten).
„Ungefähr 1500 Besucher waren über den gesamten Tag verteilt insgesamt auf dem Fest“, schätzt Kerstin Schmidt erfreut. Das Ziel, die Besucherzahl in jedem Jahr zu übertreffen, sei also auch bei der achten Auflage wieder erreicht worden – um 300 Besucher. Ob auch die gesammelte Spendensumme von ungefähr 7000 Euro aus dem vergangenen Jahr getoppt werden konnte, stelle sich erst in den nächsten Tagen heraus, weiß Martin Schmidt. Dass bei den vielen Stationen mit Angeboten für Kinder im und rund um das Schulgebäude in Plankstadt mehr zusammengekommen ist, scheine aber zumindest nicht unwahrscheinlich.
Teddybären-Krankenstation des heimischen Jugendrotkreuzes in Plankstadt
Dass „HiesT“ auch in diesem Jahr mehr Kinder angelockt hat als noch im vergangenen Jahr, bestätigt auch Joe Herrmann, der Vereinsvorsitzende der „Ahrschipper“: „Bei uns konnten Kinder Wunschkarten schreiben und mit Ballons fliegen lassen. Anfangs hatten wir 200 Ballons. Mittags mussten wir schon wieder welche besorgen.“ Bereits im vergangenen Jahr habe sich der Verein bei dem Kinderfest engagiert, nun allerdings auch mit eigenem Stand: „2023 waren wir Abrufkräfte für Kerstin. Uns war aber schnell klar, dass wir auch was Größeres für die Veranstaltung beitragen möchten. Und ich kann schon jetzt bekannt geben: Das war so erfolgreich und schön, dass wir nächstes Mal wieder dabei sein werden.“
Die „Ahrschipper“ sind aber bei Weitem nicht die einzigen Unterstützer des Festes. Das Jugendrotkreuz Plankstadt besticht mit einer Hüpfburg im Krankenwagen-Stil. „Das müsste jetzt das fünfte Mal sein, dass wir dabei sind“, schätzt Mitglied Johannes Wrhel. Anfangs habe es nur die Hüpfburg gegeben, dann sei die Zuckerwatte dazugekommen: „Die war natürlich auch in diesem Jahr wieder der Renner.“ Zum ersten Mal habe das Team auch eine Teddybären-Krankenstation in der Turnhalle eröffnet. „Da konnten die Kids dann Teddybären verarzten“, erklärt Wrhel schmunzelnd.
Künstlerisch können sich Kinder und Erwachsene in Plankstadt austoben
Und auch Privatpersonen stellen bei der Party so einiges für die Kinder auf die Beine. „Acrylfarbe, Kreide, Bleistift, Tusche, einfach alles“, antwortet die Hobbykünstlerin Isabella „Isi“ Schlotthauer auf die Frage, welche Malutensilien die Kinder bei ihr nutzen könnten. Die gelernte Intensivpflegerin komme nun schon zum wiederholten Male nach Plankstadt, um hier ein Kunst-Angebot zu schaffen: „Bei mir dürfen die Kleinen sich wirklich frei entfalten. Wenn sie keinen Pinsel wollen, dann dürfen sie die Hände nehmen. Wegen mir können sie auch mit den Füßen malen, solange sie Spaß haben.“
Seit über 30 Jahren kenne sie die Familie Schmidt. „Was Kerstin hier immer wieder schafft, ist nicht zu beschreiben. Klar ist das auch laut und anstrengend, aber die Kids geben einem auch unglaublich viel zurück. Und am schönsten ist es, wenn die Papas danebensitzen und der Mama etwas malen“, sagt die Ehrenamtliche, die nicht nur extra aus Bad Dürkheim anreise, sondern die Malutensilien selbst spende.
Doch auch die Familie beteiligt sich nach all der Zeit weiterhin rege: „Ich bin Kerstins Bruder und wohne in der Nähe vom Straßburg. Gemeinsam mit meiner Frau können die Kinder Taschen bemalen. Ich baue mit ihnen Modellflugzeuge aus Holz-Bausätzen. Dank einer kleinen Solarzelle dreht sich der Propeller“, erklärt Torsten. Wenn möglich finanziere die Familie das Benötigte über Spenden. „Dass man immer wieder quer irgendwo draufzahlt, ist auch klar. Aber das ist es wert“, findet Torsten.
„Wanduhren, das Turnmobil, der Mittelalterverein aus Oftersheim, die Disneyfiguren von ,Heldenherzen‘ und so viele mehr. Wie soll ich da Highlights festmachen“, stellt Kerstin Schmidt fest. Auch am nahenden Samstagabend könne sie noch nicht abschalten: „Da geht dann der Abbau durch den Kopf. Das muss ja alles am Sonntag passieren.“
550 Preise bei der Tombola mit teils beeindruckendem Wert
Ob sie die 7000 Euro Spendensumme aus dem vergangenen Jahr geknackt habe, erfahre sie dann erst im Laufe der Woche: „Wenn alles abgebaut ist, versuche ich, zur Ruhe zu kommen und erst mal wieder durchzuatmen.“ Sie sei allerdings guter Dinge, auch dieses Ziel erreicht zu haben: „Ein Friseursalon aus Rheinau Süd hat eine Spendenkasse aufgestellt gehabt und so insgesamt allein über 500 Euro gesammelt. Auch die Schubertapotheke hat viele Spenden aufgetrieben. Und bei unserer Tombola kann man insgesamt 550 Preise gewinnen. Da kommt einiges zusammen.“
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Besonders beeindruckend: Durch die unermüdliche Arbeit der organisierenden Familie über das ganze Jahr verteilt, konnten überdurchschnittlich hochwertige Hauptpreise an der Tombola präsentiert werden. „Es gibt VIP-Karten für die Rhein-Neckar-Löwen im Wert von 400 Euro, eine Kreuzfahrt und eine Autoaufbereitung im Wert von 200 Euro“, weiß Kerstin Schmidt.
Fest mit viel Liebe in Plankstadt gestaltet
„Man merkt, mit wie viel Liebe du dieses Fest veranstaltest“, sagt eine junge Mutter zu Kerstin Schmidt und drückt ihr einen 50-Euro-Schein in die Hand. Um Besucher zu verabschieden, unterbricht die schwer beschäftigte Veranstalterin das Interview mit dieser Zeitung immer wieder. Stolz steckt sie den 50-Euro-Schein in die Spendenkasse, die ihr Mann in der Hand hält. Nur für diesen Anlass hat sich das Ehepaar, wie es die Tradition mittlerweile verlangt, die Haare in allen Farben des Regenbogens gefärbt – Martin Schmidt trägt sogar Dreadlocks. „Genau dafür machen wir das“, beginnt Kerstin gerührt. „Für Menschen, die uns und Emilys Wunsch gerne unterstützen. Das ist echtes Herzensgeld der Menschen.“
Die Planung des „HiesT“-Festes 2025 beginne ungefähr eine Woche nach der Austragung, sagt Schmidt: „Beim Aufräumen wird eigentlich schon so gepackt, dass es im nächsten Jahr auffindbar ist. Auf meine Helfer kann ich mich verlassen – die haben schon alle gesagt, dass sie uns nächstes Jahr wieder zu Verfügung stehen.“ Die letzten Worte gehören den Hauptprotagonisten des Festes. „Die Feuershow von den Mittelaltermenschen“, fand Dylan (11) am coolsten. Larissa kann sich da nicht so leicht festlegen. „Entweder, dass Elsa da war oder die Hüpfburg“, seien die Highlights der Siebenjährigen gewesen.
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