Flutkatastrophe im Ahrtal

Hochwasser im Ahrtal: Ahrschipper aus Plankstadt nach wie vor im Einsatz

Die Ahrschipper aus Plankstadt und Umgebung helfen seit drei Jahren unermüdlich den Flutopfern im Ahrtal und haben kürzlich einen Spielplatz für Kinder im betroffenen Gebiet aufgebaut. Sie sind entschlossen, weiterhin im Ahrtal zu helfen, solange es notwendig ist, und freuen sich darauf, den Spielplatz bald einweihen zu können.

Von 
Katja Bauroth
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Die Ahrschipper um Joe Herrmann (4. v. l.) sind nach wie vor im Flutgebiet von 2021 im Einsatz. Hier helfen sie am 1. Juni, in Bad Neuenahr-Ahrweiler einen Kinderspielplatz wieder herzurichten. © Ahrschipper

Plankstadt/Bad Neuenahr-Ahrweiler.

Hochwasser. Dieses Mal in unserer Region, in Brühl, in Mannheim, in Heidelberg. Und besonders heftig noch weiter im Süden. Nach starken Regenfällen sind Flüsse und Bäche über ihre Ufer getreten, haben Straßen überflutet. Häuser stehen unter Wasser, Bewohner mussten evakuiert werden. Ein Mensch ist gestorben, ein weiterer wird vermisst. Die Schäden gehen in die Millionen. Es sind Bilder, die an die schlimme Flut ihm Ahrtal erinnern, die sich Mitte Juli zum dritten Mal jährt.

Drei Jahre . . . Drei Jahre, in denen Joe Herrmann und seine Ahrschipper aus Plankstadt und Umgebung unermüdlich sind, um betroffenen Flutopfern im Ahrtal zu helfen. Sie waren von der ersten Minute dabei und sind es auch heute noch. Am 1. Juni zählten sie ihren 46. Einsatz 1053 Tage nach der Flutkatastrophe im Ahrtal. „Wenn man samstags morgens um 7 Uhr noch 209 Kilometer vor sich hat, geht es wieder mit neun fleißigen Helfern ins Ahrtal“, beschreibt Joe Herrmann den Verlauf vieler Wochenenden und einer Menge Freizeit, die der Herzensmensch mit Gleichgesinnten anderen Menschen schenkt.

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Wie war das am 1. Juni genau? „Diesmal folgten wir einem Aufruf des Vereins Fluthilfe-Ahr aus Bad Neuenahr-Ahrweiler. Jürgen Schick fragte an, ob wir helfen könnten, einen Spielplatz für die Kinder im betroffenem Flutgebiet aufzubauen. Selbstverständlich mussten wir da nicht lange überlegen und sagten sofort zu“, berichtet Joe Herrmann. Der Plankstadter ist ein Mann der Tat – und das weiß man übrigens in den 2021 von der Flut betroffenen Gebieten in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen zu würdigen. „In Bad Neuenahr Ahrweiler angekommen begrüßte uns Jürgen und zeigte uns sogleich, was zu tun ist. Die vorgesehen Standorte für die Spielgeräte waren schon grob durch einen Bagger ausgegraben, sodass wir noch die Feinheiten machen mussten.“ Die Frauen und Männer aus der Kurpfalz transportierten die Spielgeräte aus der Tiefgarage – in der sie zwischengelagert wurden – mithilfe eines Hubwagens nach oben.

Fachmännisch bauen die Ahrschipper den Spielplatz im Ahrtal. © Ahrschipper

Dort bauten sie die Untensilien soweit zusammen, dass sie alles für die Unterkonstruktion fertig machen konnten. Herrmann: „Zuerst musste jedoch mit der Hacke noch der Boden gelockert werden, der seit der Flut ziemlich verdichtet ist, damit wir noch etwas tiefer ausgraben konnten.“

Teamarbeit und Durchhaltevermögen: Plankstadts Ahrschipper unbeirrt

Für das erste von vier Spielgeräten, den „Multispinner“, bauten Thomas, Sefer, Maja und Rimma das Grundgestell zusammen, um es dann in Speis zu legen. Solange der Beton aushärtete, bauten sie dann das Oberteil zusammen, um es später schneller montieren zu können.

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Währendessen errichteten Joe, Reiner, Oliver und Sebastian das zweite Spielgerät, den „Jumper“ auf. Hierfür mussten Betonplatten als Untergrund ausgerichtet werden, damit der „Jumper“ festen Stand hat. Als der Boden so weit vorbereitet war, wurde das schwere Spielgerät mit neun Leuten an seinen Platz transportiert und fertig montiert. „Das Ganze mussten wir noch einmal wiederholen, da zudem noch ein zweiter ,Jumper‘ entstehen sollte.“

Flutopfer im Ahrtal erhalten weiterhin Unterstützung

An diesem Gestell für ein Spielgerät haben sich die Ahrschipper verewigt. © Ahrschipper

Auch ein kleiner Regenschauer konnte die Ahrschipper nicht aufhalten: „Wir stellten kurzer Hand ein Zelt auf, damit wir weiterarbeiten konnten.“ Doch der Regen macht nach wie vor Betroffene im Ahrtal nervös, wie die Autorin dieser Zeilen immer wieder aus dem Ahrtal gemeldet bekommt. Denn seit unsere Zeitung kurz nach der Flutkatastrophe einen Spendenaufruf gestartet hatte und speziell mit der Stadt Sinzig in Kontakt getreten ist, melden sich immer wieder Flutbetroffene und geben Rückmeldung, wie es ihnen geht. Während viele Menschen die Flutschäden mittlerweile hinter sich gelassen haben, warten einige noch immer auf Zahlungen oder sind nach wie vor dabei, ihre Häuser wieder herzurichten. Die Beschreibungen lassen nur erahnen, wie es nunmehr den hier und in Süddeutschland von der Flut betroffenen Menschen geht.

Für Herrmann und die Ahrschipper steht fest: Sie helfen weiter im Ahrtal, solange es notwendig ist. Für das vierte Spielgerät übrigens, das hätte auf dem Spielplatz in Bad Neuenahr-Ahrweiler installiert werden sollen, das „Balancierspiel“, wurde aber nicht ganz fertig gestellt. „Wir konnten noch zwei von fünf Pfosten stellen, für den Rest reichte leider unsere Zeit nicht mehr aus“, berichtet er vom Einsatz am 1. Juni. Doch er weiß, auch diese „Baustelle“ wird fertig, denn: „Die Kinder von Bad Neuenahr-Ahrweiler freuen sich schon darauf, den Spielplatz endlich einweihen zu können.“ Ein weiterer Schritt in Richtung „Normalität“ im Ahrtal, von der zurzeit viele Menschen in Bayern weit entfernt sind.

Autor Katja Bauroth liebt Begegnungen und Storys - im Lokalen und auf Reisen.

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