Eppelheim/Plankstadt. Einfacher, schneller und vor allem ohne unnötigen Ausdruck auf Papier, der später extra wieder eingescannt werden muss: Seit Anfang August können Personalausweise und Reisepässe in ganz Deutschland nur noch mit digitalen Bildern beantragt werden, nachdem es bereits seit Mai eine Übergangsphase gegeben hatte. Dadurch soll nicht nur die Qualität erhöht, sondern auch das Risiko von Fälschungen verringert werden.
Doch wie so oft gab es mit der Einführung der neuen Technik reihenweise Schlagzeilen, dass sich die Probleme häuften. In vielen Ämtern des Landes musste zumindest in der Übergangsphase auf die alten analogen Abläufe zurückgegriffen werden, das Beantragen mit digitalen Bildern war dann nicht möglich. Gab es solche Probleme auch in der Region?
Probleme wurden in Eppelheim bereits in der Testphase behoben
In Eppelheim zieht Ordnungsamtsleiter David Stoiber eine insgesamt positive Bilanz der ersten Wochen. „Bei uns konnten die typischen Kinderkrankheiten zum allergrößten Teil noch während der Testphase behoben werden. Wir hatten die neuen Geräte schon seit Juni im Einsatz, da blieb bis zur endgültigen Umstellung also genug Zeit“, erläutert Stoiber.
So sei die Software anfangs sehr langsam gewesen, was in der Praxis wohl Warteschlangen bedeutet hätte. „Das wurde aber zum Glück mit einem Update behoben“, so Stoiber. Problematischer sei hingegen die Fotofunktion der neuen Geräte, wenn Eltern die Fotos ihrer Kleinkinder direkt auf dem Amt machen wollen: Die automatische Gesichtserkennung, die zudem noch den Bildhintergrund herausrechnet, stößt dabei nämlich oft an ihre Grenzen. Inzwischen greifen die Mitarbeiter der Gemeinde deshalb bei diesen Sonderfällen auf klassische digitale Fotoapparte zurück.
Grundsätzlich haben die Bürger weiterhin die Wahl, wo sie ihre Bilder machen lassen. Allerdings müssen sich niedergelassene Fotografen jetzt zertifizieren lassen und dann die im Studio nach strengen biometrischen Vorgaben gemachten Aufnahmen direkt online in eine gesicherte Cloud hochladen. Von dort können die Ämter die Daten in einem zweiten Schritt wieder herunterladen. Dieser Ablauf ist außerdem in den Filialen der Drogeriemarktkette DM möglich, weitere Anbieter gibt es derzeit nicht auf dem freien Markt.
Passbilder direkt im Amt in Plankstadt und Eppelheim machen lassen
Um sich den separaten Gang zum Fotografen zu sparen, können die Passbilder jetzt aber auch auf den zuständigen Ämtern direkt während des Beantragungsvorgangs erstellt werden. Hier kommen dann die von vielen Städten und Gemeinden extra angeschafften Geräte mit integrierter Kamera und Fotolicht zum Einsatz. „Bis auf die kleineren Startschwierigkeiten und das Problem mit den Babyfotos sind wir mit dieser Technik wirklich zufrieden“, betont Eppelheims Ordnungsamtsleiter David Stoiber, während er für diese Zeitung eines der Geräte vorführt.
In Plankstadt sind die Erfahrungen der Verwaltung ähnlich positiv. Hier sind seit Beginn der Übergangsphase ein großes und ein kleines Gerät im Einsatz, wobei es bei Letzterem zunächst ebenfalls Probleme mit der Software gab. Trotzdem konnten die Mitarbeiter von Beginn an digitale Vorgänge anlegen. „Es war gut, dass zunächst noch die Möglichkeit bestanden hätte, ganz herkömmlich analog zu arbeiten, denn schließlich handelt es sich bei Ausweisen und Reisepässen ja um wichtige Dokumente, die oft zeitnah benötigt werden“, sagt Bürgermeister Nils Drescher. Notwendig sei diese Notlösung in Plankstadt aber nicht geworden.
„Bis auf die Startschwierigkeiten mit der EDV des einen Geräts hat alles geklappt. Deshalb war auch die finale Umstellung auf die digitalen Abläufe Anfang August für uns kein Thema mehr“, so Drescher. Inzwischen sei das neue Verfahren bei den Mitarbeitern der Verwaltung etabliert und könne seine Vorteile ausspielen: Während der Bearbeitung gehe alles etwas schneller und direkter - und wer wolle, könne sich den extra Gang zu einem Fotografen und damit Zeit sparen. „Wer aber einen lizenzierten Fotografen unterstützen und sich von einem Profi ablichten lassen möchte, kann das natürlich auch weiterhin tun“, betont Drescher.
Einzig der bundesweit vorgegebene Preis für die direkt auf dem Amt angefertigten Fotos scheint dieser Hoffnung zuwiderzulaufen. So erläutert das Bundesinnenministerium, dass das von einer Behörde angefertigte Bild einheitlich sechs Euro koste, „wenn die Behörde PointID-Systeme der Bundesdruckerei einsetzt“. Herkömmliche Passbilder bei Fotografen kosteten bislang rund 15 Euro, wobei Drogeriemärkte und Automaten schon zuvor geringere Preise verlangten. Dennoch: Während sich die Bürger über die einfacheren und oft günstigeren Möglichkeiten der Digitalisierung freuen dürften, gibt es insbesondere von kleineren Fotostudios bereits Klagen über die entgangenen Einnahmen.
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