Plankstadt. Kerwe wird in Plankstadt seit 1840 am dritten Sonntag im Oktober gefeiert – in diesem Jahr also vom 14. bis 17. Oktober. Das wurde damals einstimmig per Gemeinderatsbeschluss festgelegt. Die Wurzeln der Plankstadter Kerwe gehen ersten Nachweisen zufolge sogar bis in Jahr 1730 zurück. In seiner beinahe 200-jährigen Geschichte hat das Fest sich verändert und der Gegenwart angepasst. Doch alte Traditionen und Brauchtümer aus der Vergangenheit sollen in diesem Jahr wiederbelebt werden.
Mindestens 43 Jahre ist es her, dass zuletzt ein „Gänsemarsch“ durch die Straßen der Gemeinde zog. Am Kerwesamstag soll er zur Eröffnung seine Rückkehr feiern, wie Wolfgang Eichhorn von der IG Vereine im Gespräch mit dieser Zeitung verrät. „Der Kerwezug war die Idee vom Bürgermeister. Er wird vom Rathaus den einfachsten Weg zum Festplatz nehmen, angeführt von einem Akkordeonspieler.“ Dieser habe das Lied „Dem Adlerwerd sei Gäns“ auf die Melodie von „Ein Jäger aus Kurpfalz“ bereits einstudiert. Ob wie in der ursprünglichen Version auch eine Gans – früher unter dem Arm, heute getragen in einem Käfig oder einer Schubkarre – mit dabei sein wird, wisse man noch nicht, Kleintierzuchtverein und Vogelpark wurden aber angefragt.
Anstich mit Livemusik
Die Geschichte des „Gänsemarsches“ geht zurück auf den Wirt Hermann Treiber, der über 50 Jahre und bis 1980 die Plankstadter Wirtschaft „Adler“ betrieben hatte. Noch zu Lebzeiten von Treibers Vater befand sich dort, wo der heutige Adler-Saal steht, eine große Wiese, die Gänsen als Auslauf diente. Diese Gänse zogen häufig auf das benachbarte Grundstück eines Landwirts und fraßen dort den Hafer. In Anlehnung an diesen kleinen Nachbarschaftsstreit entstand der Brauch des Marsches zum Kerwemontag mit der musikalischen Untermalung durch „Dem Adlerwärd sei Gäns“.
In diesem Jahr soll der Kerwezug laut Eichhorn wieder ins Leben gerufen werden und am Samstag ab etwa 16.30 Uhr am Rathaus starten. Neben Akkordeonspielern, Bürgermeister und Gans sind hierfür auch die Kerweschlumpel, der Karnevalsclub, Vereine und Plankstadter Bewohner als Teilnehmende vorgesehen. Der Kerwezug ist aber nicht die einzige „Neuerung“, mit der die Plankstadter Kerwe aufwartet: So soll den Plänen zufolge nach der Taufe der Kerweschlumpel, die um 17 Uhr auf dem Festplatz erfolgt, der Fassanstich erstmals auf einer Bühne stattfinden. Dort ist beim anschließenden Ausschank des Freibiers Livemusik und rundherum zum ersten Mal auch Bewirtung geplant. „Die Eröffnung hatte bis dato keinen großen Zulauf. Wir wollen damit versuchen, das attraktiver zu machen“, erklärt Eichhorn.
Welche Band für die Unterhaltung verantwortlich zeichnet, wisse der Vorsitzende der IG Vereine noch nicht, da dies von der Gemeinde organisiert werden würde. Für die Bewirtung sorgt jedenfalls der im vergangenen Jahr neugegründete Verein der Handball Wölfe. Die Gemeinde würde zwei Stände und einen Bierwagen zur Verfügung stellen, der Verein den Betrieb am Samstag und Montag übernehmen. Es sei „ein Versuch mit Risiko“, so Eichhorn. Doch wer nicht wagt . . . Und am Kerwesonntag? Da berichtet Eichhorn von Plänen zu Kaffee und Kuchen, etwa von 12 bis 16 Uhr. Man habe bei den Vereinen der Landfrauen und Hausfrauen angefragt, wisse aber noch nicht, ob diese den Betrieb übernehmen würden. Sie seien jedoch bereits beim Ortsmittefest mit von der Partie gewesen und „das war für beide ein Erfolg“, zeigt sich der Vorsitzende zuversichtlich. Andere Speisen und Getränke seien für diesen Tag nicht vorgesehen.
In Sachen Bühnenprogramm soll auch am Kerwesonntag und -montag etwas geboten werden. Die Gemeinde würde Eichhorn zufolge einen Alleinunterhalter beauftragen. Der Name ist noch ein Geheimnis.
Noch keine Kerweborscht
Vom offiziell letzten Festtag – die Kerweschlumpel wird am Montag um 18 Uhr feierlich in der Gänsweid verbrannt, am Dienstag wird es lediglich Angebote auf dem Vergnügungsplatz geben – verspreche man sich viel Betrieb, „weil es in Plankstadt immer weniger Lokale gibt“. Die Tradition des Kerwemontags, zum Abschluss gemeinsam durch verschiedene Lokale der Gemeinde zu ziehen, würde deshalb kaum noch praktiziert, erzählt Eichhorn. Auf dem Festplatz hingegen soll es Livemusik und Bewirtung geben.
So viel Neues wie die Vereine in Zusammenarbeit mit der Gemeinde, die der IG-Vorsitzende als „sehr gut“ lobte, auf die Beine stellen, muss Eichhorn auch einen Wermutstropfen verkraften: Kerweborscht werde es in diesem Jahr wohl noch keine geben. „Wir wollten eine Truppe ins Leben rufen, die mit ein paar Liedern präsent ist. Bekannte Melodien sollten auf Ereignisse in Plankstadt umgedichtet werden.“ Zwar würden sechs bis acht Personen reichen, „die daran Spaß und keine Hemmungen hätten, vor 30 bis 40 Leuten etwas zu singen“, allerdings habe es bislang lediglich eine positive Rückmeldung gegeben. Obendrein müssten die Texte umgeschrieben und die Lieder geprobt werden.
Nichtsdestotrotz: Mit dem „Gänsemarsch“ zum Auftakt, zweitägiger Bewirtung und einer Bühne mit Livemusik wartet die Plankstadter Kerwe in diesem Jahr vom 14 bis 17. Oktober mit einem erneuerten und ausgeweiteten Angebot auf, das zahlreiche Besucher auf und um den Festplatz locken sollte.
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