Plankstadt. Im zweiten Teil des Abends beim „Plänkschder Bücherherbst“, während dem die Literaturkenner Barbara Hennl-Goll, Dagmar Krebaum und Jürgen Haber aktuelle Neuerscheinungen in der Bücherei in Plankstadt vorstellten, ging es um Literatur aus Slowenien, weibliche Hauptfiguren und Meinungsfreiheit.
Zu Slowenien empfahl Literaturkennerin Dagmar Krebaum zunächst das im Wagenbach-Verlag erschienene Büchlein „Ljubljana und Slowenien – Eine literarische Einladung“, das einen guten Einblick in die reiche Kultur des kleinen Landes zwischen der Adria und den Alpen mit nur zwei Millionen Einwohnern gibt, ein Land, dessen Literatur, mit großer Vorliebe für die Lyrik, von der wechsel- und leidvollen Geschichte geprägt ist.
Drei Generationen
Eine wahre literarische Entdeckung war für Krebaum der Roman „Nachtfrauen“ von Maja Haderlap, eine Autorin, die in Deutschland bekannt sein dürfte, da sie 2011 für Auszüge aus dem Roman „Engel des Vergessens“ den renommierten Bachmann-Preis gewonnen hat. Der Handlung liegt die Geschichte dreier Generationen von Frauen zugrunde – in ihrem Ringen um Selbstbestimmung. Besonders gefiel Krebaum, dass dieses Thema ein zeitlos aktuelles ist, mit dem sich Frauen über die Grenzen Sloweniens hinaus auseinandersetzten.
Von Roman Rozina, dem meistgelesenen und bedeutendsten Autor Sloweniens, stellte Dagmar Krebaum den Zuhörern außerdem das monumentale Werk „Hundert Jahre Blindheit“ vor.
Lohnenswert sei die Lektüre schon deswegen, weil der Autor den Leser auf einen Ritt durch die Geschichte der vergangenen hundert Jahre mitnimmt und eine ganze Menge über das Leben in einer Bergbauregion vermittelt, wobei auch „viele Parallelen zu unserer eigenen Geschichte zu erkennen sind“.
Starke Frauen
Im Verlauf des Abends gelangen Dagmar Krebaum weitere reflektierte Zugänge zu packend erzählten Büchern über starke Frauen wie „Ein Mädchen mit Prokura“ von Christa Anita Brück und „Marschlande“ von Jarka Kubsova.
Auf den Krimi „Die Einladung“ von Sofia Slater ist Jürgen Haber unterdessen durch das Cover aufmerksam geworden, wie er gestand, aber auch inhaltlich hat es viel Spannendes zu bieten. Habers zweiter Tipp war „Der letzte Zug nach Schottland“ von Josephine Tey, die nach Habers Einschätzung eine „begnadete Erzählerin“ sei.
Dieser informative und unterhaltsame Abend, der nur begeisterte Zuhörer zurückließ, endete mit aussagefähigen Zitaten, die Dagmar Krebaum aus der Friedenspreisrede Salman Rushdies auswählte, darunter: „Wir leben in einer Zeit, von der ich nicht geglaubt habe, sie erleben zu müssen, eine Zeit, in der die Freiheit – insbesondere die Meinungsfreiheit, ohne die es die Welt der Bücher nicht gäbe – von reaktionären Seiten . . . angegriffen wird. Und ich weiß, Kunst ist die Antwort auf . . . die Barbarei . . .“
Vorgestellte Bücher
Jana Bauer: „Wer umarmt den kleinen Igel?“, Jumbo Verlag, ab 4 Jahren, 36 S., 16 Euro.
Lila Prap: „Warum“, Midas 2023, 64.S., 18 Euro.
„Ljubljana und Slowenien – Eine literarische Einladung“, Wagenbach 2023, 144 S., 22 Euro.
Maja Haderlap: „Engel des Vergessens“, btb 2013, 288 S., 11 Euro.
Maja Haderlap: „Nachtfrauen“ Suhrkamp 2023, 294 S., 24 Euro.
Roman Rozina: „Hundert Jahre Blindheit“, Klett Cotta 2023, 548 S., 28 Euro.
Christa Anita Brück: „Ein Mädchen mit Prokura“, Rowohlt Neuausgabe 2023, 256 S., 15 Euro.
Jarka Kubsova: „Marschlande“, Fischer 2023, 320 S., 24 Euro.
Alexa Hennig von Lange: „Die Karierten Mädchen“, Dumont 2022, 368 S., 13 Euro.
Abraham Verghese: „Die Träumenden von Madras“, Insel 2023, 892 S., 28 Euro.
Danielle Trussoni: „Ingenium“, Hoffmann und Campe 2023, 432 S., 18 Euro.
Josephine Tey: „Der letzte Zug nach Schottland“, Kampa 2923, 336 S., 23 Euro.
Sofia Slater „Die Einladung“, Goldmann 2023, 272 S.,16 Euro.
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