Plankstadt. Sauber aneinandergereiht stehen Romane, Sachbücher und Klassiker im öffentlichen Bücherregal in der Plankstadter Ortsmitte. Literatur aus unterschiedlichen Genres und Jahrzehnten wartet dort darauf, gelesen zu werden. Die Mischung ist bunt – kein Wunder, denn jeder, der möchte, kann dort Bücher hineinstellen und auch neue Schmöker mit nach Hause nehmen.
Viktor Ries kommt oft gemeinsam mit seiner Frau Lilia zum Bücherregal auf dem Platz vor dem Gemeindezentrum. „Wenn ich in der Nähe bin, dann schaue ich, welche Bücher gerade im Angebot sind, und nehme auch gerne welche mit“, erklärt der Eppelheimer im Gespräch mit unserer Zeitung. Oft lege er aber auch selbst Romane in den Schrank. Heute hat er drei Exemplare mitgebracht, die nun auf ihren neuen Besitzer warten.
„Das Bücherregal wird sehr gut frequentiert“, erzählt Winfried Wolf von der Lokalen Agenda – „vor allem während des Lockdowns, als die Bücherei geschlossen hatte.“ Gemeinsam mit Rita Wolf, Walter und Doris Etzler kümmert er sich um das Regal in der Ortsmitte, seitdem es 2014 aufgestellt worden ist. Rund ein- bis zweimal pro Woche schauen sie nach dem Rechten und sortieren schlecht erhaltene Bücher aus. „Wir haben auch einen kleinen Unterstützerkreis, der ab und zu im Stillen aufräumt“, freut sich Winfried Wolf.
Gewünscht seien vor allem Sachbücher und Belletristik, aber auch Krimis oder Klassiker werden in den Schrank gestellt. „Manche Menschen legen außerdem Zeitschriften, Spiele, CDs oder sogar Videokassetten ins Regal. Dafür ist es aber nicht gedacht“, sagt Rita Wolf und erklärt, dass diese dann von den Kümmerern entsorgt werden müssen. Dasselbe Schicksal ereilt auch Kartons voller alter Wälzer, die ab und zu einfach abgestellt werden.
„Die Bücher sollten in gutem Zustand sein“, meinen Walter Etzler und Winfried Wolf. Natürlich wollen die Verantwortlichen der Lokalen Agenda im Sinne der Nachhaltigkeit handeln und gut erhaltene, interessante Literatur in neue Hände geben, aber zerfledderte oder verdreckte Exemplare möchte eben niemand mehr haben. Die werden dann bei der Altpapiersammlung der TSG Eintracht abgegeben, wenn diese nicht wegen der Pandemie ausgesetzt wird.
Lektüre für den Urlaub
Spannend seien die Lesegewohnheiten der „Plänkschter“: Kochbücher, Krimis und Liebesromane sind bei ihnen besonders beliebt. „Wenn die Urlaubszeit ansteht, nehmen sich viele Menschen Lektüre für die Reise mit“, berichtet Rita Wolf. Kleine Highlights finde man auch immer mal wieder: noch original eingeschweißte Romane oder aktuelle Bestseller. „Die sind dann meistens natürlich schnell weg“, fügt Wolf hinzu.
Einige der Bücher im Regal erzählen auch Geschichten der Vorbesitzer. So ist in einem zum Beispiel eine Postkarte von 1963 zu finden, in einem anderen steht auf der ersten Seite mit Tinte eine lange Widmung. „Es ist spannend zu sehen, wie alt manche Exemplare sind“, erzählt Winfried Wolf. Für ihn ist das Bücherregal ein Ort, an dem Menschen miteinander ins Gespräch kommen. „Man trifft sich und spricht über Literatur“, meint er. Dazu trage auch die gute Lage in der Ortsmitte bei. Die Bewohner der Seniorenwohnanlage kommen genauso gerne her, wie die Marktbesucher.
Wenn die Haltestelle in der Schwetzinger Straße bald umgestaltet wird (wir berichteten), soll auch der Bücherschrank ein Makeover bekommen. Der Plan sei es, das neue Regal doppelt so groß, aber nur halb so breit zu bauen. Denn die tiefen Bretter sind unpraktisch und bergen die Gefahr, dass die Bücher in zweit Reihen hintereinandergestellt werden. „Dann kann man von außen nicht mehr alles sehen“, erklärt Doris Etzler, die über 30 Jahre in der Bücherei in Oftersheim gearbeitet hat. Deshalb wäre es sinnvoll, die Bretter kürzer zu gestalten. Bis es soweit ist, wird es aber wohl noch eine Weile dauern. Bis dahin kümmern sich die vier Ehrenamtlichen aber auf jeden Fall weiter um das Regal, sortieren die Literatur und schauen nach dem Rechten.
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