Ostern und seine Traditionen

Ostern: Von Hase, Ei und grüner Suppe

Von 
Ulrich Kobelke
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Osterhasen und Eier gehören zu Ostern und zieren auch so hübsche Bilder und Karten wie diese. © Lillaby auf Pixabay

Plankstadt. In der Osternacht von Karsamstag auf Ostersonntag endet für die Christen aller Konfessionen die Fastenzeit. In der seit Palmsonntag währenden Karwoche („Kar“ kommt vom althochdeutschen „karen“ oder „charen“ her, was „wehklagen“ bedeutet) kennt man in unterschiedlichen Gegenden regional bezogene Bräuche. Im Andenken an die Palmwedel des Palmsonntags tragen Gläubige heute aus Immergrün geflochtene, in den Kirchen geweihte Palmbuschen. Auf die Äcker gesteckt sollten sie für eine gute Ernte sorgen, ins Herdfeuer geworfen das Haus vor einem Blitzeinschlag bewahren. Heute werden sie im Hergottswinkel hinter das Kruzifix gesteckt. Prozessionen zu Palmsonntag, die an den Einzug Jesu in Jerusalem erinnern sollen, sind in Bayern seit dem Jahr 970 belegt.

Am Gründonnerstag endet offiziell die Fastenzeit. Ein traditionelles Mittagsmahl ist an diesem Tag die so genannte Grüne Suppe, eine Kräutersuppe mit Frühlings- und Heilpflanzen. Die grüne Farbe taucht auch regional bedingt im Spinat auf, der oft an Gründonnerstag kredenzt wird.

In den Gottesdiensten fehlen ab dem Gloria des Abendmahlsgottesdienstes am Gründonnerstag Orgelbegleitung, Glockengeläut und feierliches Schellen. Erst beim Gloria in der Osternachtsfeier, wenn die Auferstehung Jesu von den Toten gefeiert wird, kommen diese wieder zum feierlichen Einsatz.

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Haareschneiden – ja oder nein?

Aber auch außerhalb der christlichen Traditionen gibt es vielfältiges, auch regional verschiedenes österliches Brauchtum und es ist verständlich, dass die Menschen früherer Zeiten einen solchen herausragenden Tag mit allerlei Brauchtum befrachtet haben. So war es verboten, Tiere zu töten; man durfte nichts trinken, da Jesus am Kreuz Durst litt, man durfte keine Geräte benutzen, die an Marterwerkzeuge erinnern könnten, man durfte kein gutes Hemd anziehen und man durfte nicht graben und nicht pflügen, da durch solche Tätigkeiten die Grabesruhe Jesu gestört würde.

Man sollte nicht verreisen, nicht waschen, nicht nähen und sich nicht die Haare schneiden. Nach anderer Überlieferung sollte jedoch wiederum gerade das Haareschneiden an diesem Tag dem Haarwuchs förderlich sein. Wie immer wird wohl auch solch gegensätzliches Brauchtum landestypisch verschieden gewesen sein.

Zu Zeiten, in denen sich die beiden großen christlichen Konfessionen noch nicht so brüderlich gegenüberstanden – und das ist noch nicht allzu lange her, pflegten Katholiken ostentativ gröbere Feldarbeiten auszuführen, wohl um die protestantischen Mitmenschen zu provozieren. Heute sollte jedem Christenmenschen ein solches Verhalten völlig fremd sein. Ein besonderes Augenmerk richteten die Menschen auf die Speisen des Karfreitags. Seit alters her gehört dazu der Fisch, eines der ältesten Symbole, mit dem sich die Christen während der Zeit der römischen Verfolgungen einander zu erkennen gaben. Fisch heißt auf griechisch „Ichthys“ und das sind die Anfangsbuchstaben von „Jesus Christos Theos Yos Soter“ was auf deutsch „Jesus Christus, Gottes Sohn, Retter“ heißt. Darüber hinaus ist es christliche Tradition, an Fasttagen, und der Karfreitag ist auch heute noch wie der Aschermittwoch gebotener Fast- und Abstinenztag, generell auf Fleisch „der Tiere des Himmels und der Erde“ zu verzichten.

Manche der Bräuche muten auch recht kurios an: So sollten Magenleidende an diesem Tag Essigwasser trinken, Gichtkranke sollten aus Sarg-nägeln gefertigte Ringe tragen, das Karfreitagswasser, in dem man ein glühendes Bügeleisen abkühlte, sollte gegen Warzen helfen und am Karfreitag geschnittenes Gras sollte krankes Vieh heilen. Am Karfreitag gelegte Eier verderben angeblich nicht und sollen Glück im Spiel bringen, ebenso verhelfen sie beim Verzehr zur Geburt eines erwünschten Sohnes. Angehenden Schulkindern sollte das Karfreitagsei angeblich Klugheit bescheren.

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Was im weltlichen Bereich als erstes und wichtigstes Element auffällt, ist der Osterhase und das Osterei. So mancher wird sich seit seiner Kindheit oftmals gefragt haben, was haben Ostern, Hase und Ei eigentlich miteinander zu tun? Warum bringt der Hase Ostereier und warum gibt es überhaupt Ostereier? Im deutschen Raum wurde der Osterhase erstmals im Jahre 1678 genannt, aber tatsächlich ist dieser Brauch bei uns nicht älter als 100 Jahre. Noch im 19. Jahrhundert war der eierlegende Osterhase in einigen Teilen Deutschlands völlig unbekannt. Dafür waren andere Tiere im Spiel: So kam dieser Aufgabe im westfälischen und hannoverschen Raum lange dem Fuchs zu, in Schleswig-Holstein, Oberbayern und Österreich dem Hahn und in der Schweiz dem Kuckuck. In neuerer Zeit hat sich der Osterhase als Eierbringer überregional durchgesetzt. Warum das so ist, dafür findet man unterschiedliche Begründungen.

Der Osterhase wird zum erstmals vom Medizinprofessor Georg Franck von Frankenau im Jahr 1682 in seiner (medizinischen) Abhandlung „De ovis paschalibus – von Oster-Eyern“ erwähnt. Er schildert den Brauch für die Region des Elsaß und der angrenzenden Gebiete und ergeht sich über die negativen gesundheitlichen Folgen, die der übermäßige Verzehr dieser Eier mit sich brächte. Die Ursprünge der Verbindung des Hasen mit Ostern – und vor allem mit der Eierherstellung – sind jedoch absolut unklar. Es gibt zwar viele Hypothesen, warum das so ist, aber wirklich stichhaltig ist keine von ihnen.

Oft wird erklärt, dass der Osterhase eine protestantische Erfindung sei: In katholischen Gegenden habe sich durch die Fastenzeit zu Ostern ein großer Bestand an Eiern angehäuft. Da Protestanten ihre Kinder nicht mit dem katholischen Brauch des Fastens bekannt machen wollten, hätten sie zur Erklärung dieses Phänomens den Osterhasen erfunden. Auch für diese Begründung fehlt jeglicher Beweis. Einige sehr früh bemalte Ostereier zeigen das Dreihasenbild – ein Darstellung von drei Hasen mit lediglich drei Ohren insgesamt, bei denen aufgrund der „Doppelverwendung“ von Ohren dennoch jeder Hase zwei Ohren hat. Dies ist ein bekanntes Symbol für die Dreieinigkeit. Eventuell könnte man von dieser Darstellung auf den Hasen als Eierlieferant gekommen sein – was aber auch eine fragwürdige Erklärung ist. Das Bild jedenfalls ist schon im frühen Mittelalter und auch aus anderen Kulturen bekannt.

Vielleicht ist es aber auch so: Der Hase ist das erste Tier, das im zeitigem Frühjahr seine Jungen bekommt. So könnte er zum Ende des Winters zum Symbol für die Auferstehung geworden sein. Auch gilt der Hase als Mondtier und Ostern wird am ersten Sonntag des Frühlingsvollmondes gefeiert. Gemeinhin gilt der Hase auch als Zeichen der Fruchtbarkeit. Der griechischen Liebesgöttin Aphrodite und der germanischen Frühlings-und Fruchtbarkeitsgöttin Ostera wurde ein Hase als heiliges Tier zugeordnet.

Eine weitere Version besagt, dass die Verbindung vom Ei mit dem Hasen durch das Osterbrot gekommen ist. Dem Brot, in dem ein Ei eingebacken wurde, wurde zusätzlich ein Hasenbild aufgeprägt. Dadurch könnte die Vorstellung vom eierlegenden Hasen entstanden sein. Auch das Verhalten der Hasen könnte eine Rolle spielen: Der Hase kommt im Frühjahr zur Futtersuche in die Dörfer und Gärten.

Durch sein ungewöhnliches Verhalten, sich in Menschennähe aufzuhalten, wird ihm gleichzeitig das Ablegen der Ostereier angedichtet. Eine Henne kann schließlich keine bunten Eier legen – das wissen längst (fast) alle Kinder.

Farben und ihre Bedeutung

Überhaupt: Das Ei – was hat es mit Ostern zu tun? Das Ei symbolisiert in vielen Kulturen Fruchtbarkeit und neues Leben. Schon bei den Urchristen bedeutete das Ei die Auferstehung Jesu Christi am Ostersonntag, die zerbrochene Eierschale wurde als Grab gedeutet. Erstmalig tauchte die Bezeichnung Osterei 1615 auf.

Vermutlich geht die Tradition des Ostereier-Verschenkens auf einen alten Brauch – der Abgabe von Zins- und Antlaßeiern – im Mittelalter zurück. Hier mussten die Bauern den Grundherren (auch Lehensherren genannt) die Steuern und Abgaben am Gründonnerstag mit Eiern bezahlen. Die Begriffe „Eierzins“ oder „Eierwiese“ als Bezeichnung für Grund und Boden erinnern an diese Pflicht.

Mit der Reformation im 16./17. Jahrhundert änderte sich diese Tradition des „Eierverschenkens“. Von da an wurden nicht nur die Grundherren mit Eiern bedacht, sondern auch Kinder und Freunde, denen man die im Ei innewohnende Fruchtbarkeit und Lebenskraft übertragen wollte.

Auch die Farben der Eier spielten früher eine besondere Rolle. Zunächst wurden die Eier nur rot gefärbt, um an das Leiden von Jesu Christi zu erinnern, der sein Blut für die Erlösung der Menschheit vergossen hat. Mit der Zeit wurden die Eier immer kunstvoller mit immer neuen Techniken verziert. So werden heute die Ostereier in allen möglichen Arten bemalt, beklebt oder geätzt.

Bedeutung der Ostereier-Farben: Rot – Blut und Tod von Jesus Christus, Weiß – Reinheit, Grün – Unschuld, Gelb – Erleuchtung, Orange – Kraft.

Freier Autor

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