Plankstadt. „Das umstrittenste Projekt meiner Amtszeit“, nennt Bürgermeister Nils Drescher das Neubaugebiet Kantstraße Nord bei dem Empfang anlässlich der Übergabe des Gebiets von MVV an die Gemeinde. Gleichzeitig betont er allerdings, wie dankbar er dem Gemeinderat sei, dass trotz einiger stark diskutierter Entscheidungen, letztlich alle an einem Strang gezogen hätten.
Aktuell – das kann man nicht anders sagen – sieht das künftige Wohngebiet noch etwas trist aus. Die Erklärung liefert vor Ort Dr. Alexander Kuhn, Geschäftsführer der MVV Regioplan. „Als Erschließungsträger hat man es da immer etwas schwer. Wir investieren viel Geld und Zeit und am Ende sehen die Menschen nur ein paar Pflastersteine“, scherzt er bei der Veranstaltung, zu der neben zukünftigen Bewohnern des Gebiets Kantstraße Nord auch die Anlieger eingeladen wurden, die nun elf Monate mit den Bauarbeiten zu leben hatten.
In diesen elf Monaten hat die MVV etwa 700 Meter Kanal verlegt und eine Bewässerungsanlage geschaffen. Eine wichtige Besonderheit davon ist, dass das System auch im Falle von Starkregenereignissen funktionieren solle. „Das Wasser läuft nicht in Keller oder Gärten, sondern außenrum in die Grünflächen“, erklärt Kuhn weiter. Besagte Grünflächen sind aktuell aber noch vorwiegend braun. „Die Begrünung findet dann im Herbst statt“, so der Geschäftsführer. „Es wäre widersinnig gewesen jetzt Pflanzen hier hinzustellen, die dann im Sommer große Mengen Wasser gebraucht hätten.“
Bebauung kann starten
Die Grundstücke sind längst alle vergeben. „Wir haben 500 Gebote bekommen“, berichtet Bürgermeister Drescher. „Ein paar der Menschen, die jetzt bauen wollen, sind aber Nachrücker, weil andere Interessenten doch wieder abgesprungen sind.“ Der Durchschnittspreis der Grundstücke liegt, so Drescher, bei 1150 Euro pro Quadratmeter. An der Planung aus der Zeit des Spatenstichs im vergangenen Jahr hat sich nichts geändert: Es bleibt bei 93 Wohneinheiten auf 64 Grundstücken.
Eines davon haben Lilia und Matthias Hallaschek erworben. Zurzeit wohnt das Paar noch in Mannheim. „Wir waren schon länger auf der Suche“, erläutert Matthias Hallaschek. „Überzeugt haben uns hier die Größe der Grundstücke und, weil wir beide etwas weiter entfernt arbeiten, die gute Anbindung.“ „Und die schöne Lage“, fügt seine Frau unvermittelt hinzu. „Ja, der Blick auf den Königstuhl ist schon unschlagbar“, gibt er ihr Recht. Folgerichtig stellt auch Drescher diesen Aspekt sehr explizit in seiner Rede heraus.
Des Weiteren verweist der Rathauschef darauf, dass der Wohnungsmangel groß ist in der Rhein-Neckar-Region, was ein solches Bauprojekt noch wichtiger mache. „Etwa 300 Neu-Plankstadter bekommen wir hier unter“, verkündet Drescher – nicht ohne Stolz. Laut seinen Informationen stammen erstaunlich viele davon aus Mannheim. Wenig überraschend sind es vor allem junge Familien, die sich am Bieterverfahren beteiligt haben. „Die Kindergarten- und Krippenplätze sind auch schon angemeldet“, versichert der Bürgermeister darüber hinaus.
Kultur und Sport profitieren
Nachdem Drescher sich bei der MVV, der ausführenden Firma Bender und dem Gemeinderat gedankt hat, hat er noch warme Worte für zwei weitere Adressen: die zukünftigen Bewohner und die jetzigen Anwohner. „Wir sind allen sehr dankbar, die hier Grundstücke gekauft haben. Mit den Erlösen können wir die Kultur- und Sporthallen bauen und so etwas braucht eine Gemeinde.“ Anschließend dankt Drescher den Bewohnern der umliegenden Straßen für ihre Geduld.
Doch zumindest für Sieglinde Huckele, die mit ihrer Tochter neben dem entstehenden Neubaugebiet wohnt, war gar nicht so viel Geduld vonnöten. „Ich mag die Gegend hier, weil sie schön und ruhig ist“, erklärt sie im Gespräch. Auf die Nachfrage, ob der Aspekt der Ruhe nicht kürzlich weggefallen sei, schüttelt sie lachend den Kopf, und meint entspannt: „Wir haben Briefe vom Bürgermeister bekommen und wussten ja, was los ist.“ Das verspricht zumindest zukünftig gute Nachbarschaft.
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