Plankstadt. Der Krieg in der Ukraine ist erschreckend – da waren sich alle Mitglieder des Gemeinderates einig. Mehr als 200 000 Menschen sind bisher aus der Ukraine nach Deutschland geflohen. 30 von ihnen sind derzeit in Plankstadt untergekommen – zehn davon in privaten Haushalten. Weil jetzt schnelle und unbürokratische Hilfe gebraucht wird, hat die Verwaltung in der jüngsten Sitzung kurzfristig einen Antrag auf die befristete Einrichtung von 2,5 Stellen gestellt. Zunächst auf drei Monate begrenzt sollen eine halbe Stelle für eine Integrationshelferin als russische Dolmetscherin, eine Stelle für mehrere Küchenhelfer, die bei Bedarf für die Übergangszeit der Geflüchteten in der Mehrzweckhalle am Herd einspringen, und eine Stelle im Bauhof geschaffen werden.
Letztere sei für einen Ukrainer geplant, der kürzlich nach Plankstadt gekommen sei und nun arbeiten wolle, wie Bürgermeister Nils Drescher erklärte. „Er möchte etwas zurückgeben“, führte er aus. Der Geflüchtete könne anstelle des angedachten Unternehmens beim Umzug des Rathauses helfen. Die Stellen sollen die Zeit überbrücken, bis künftige Förderprogramme vom Land oder Bund greifen. Einstimmig beschloss der Gemeinderat, die 2,5 Stellen kurzfristig zu schaffen.
Kontaktdaten für Interessierte
Die Gemeinde hat eine E-Mail-Adresse für Hilfsangebote eingerichtet. Unter ukraine@plankstadt.de können sich ehrenamtliche Helfer melden. Benötigt werden Übersetzer, Angebote für Wohnraum, Unterstützung bei Behördengängen, Organisatoren und Sprachunterricht Deutsch für Anfänger.
Geldspenden sind willkommen. Sie können an die Gemeinde Plankstadt, Sparkasse Heidelberg, IBAN: DE 93 6725 0020 0022 5001 04, Stichwort: Ukraine, gesendet werden.
Eine Sammelaktion für Sachspenden findet am Samstag, 26. März, von 9 bis 12 Uhr auf dem Festplatz statt. Gesucht werden Organisatoren und Spender. Gebraucht werden Kinderkleidung in den Größen 98 bis 176 – Matschhosen, Regenjacken, Gummistiefel, Sportbekleidung, Sportschuhe (Turnschuhe), Sportbeutel, Schuhe und Hausschuhe – sowie Kinderrucksäcke, Trinkflaschen, Brotdosen, Fahrräder, Kinderwagen und Laufräder.
Außerdem werden Spielzeug, Malbücher, Buntstifte, Schirme, Sommerbekleidung, Sonnenhüte, Schirmmützen, dünne Mützen, Schals, Medizinsets für Kinder und Alltagsartikel wie Geschirr, Töpfe, Besteck, Pfannen, Bettwäsche, Spannbettlaken, Handtücher, Daunendecken und -kissen sowie Hygieneartikel gebraucht. zg
Der Bürgermeister berichtete auch von der überwältigenden Hilfe der Plankstadter, für die er sehr dankbar sei. So gebe es mittlerweile ein Flüchtlingscafé und das erste Kind aus der Ukraine gehe bereits in einen Kindergarten. „Momentan sind wir dabei, Familienangehörige nachzuholen“, meinte Drescher.
Nachdem die Gemeinde anfänglich keine Sachspenden angenommen hatte, ist nun für Samstag, 26. März, von 9 bis 12 Uhr auf dem Festplatz eine Sammelaktion geplant. Die Gemeinde sucht dafür Helfer. Deren Aufgabe ist das Annehmen, Sortieren und Umpacken der Sachspenden, die dann im Container-Rathaus zwischengelagert und bedarfsorientiert an Ankommende verteilt werden. Es werden ausschließlich gut erhaltene Gegenstände angenommen – Hygieneartikel sollten originalverpackt sein. Bargeld kann nicht angenommen werden.
Dringend benötigt werden gut erhaltene Kleidung für Kinder und Jugendliche in den Größen 98 bis 176 – unter anderem Matschhosen, Regenjacken, Sportbekleidung und Schuhe – Fahrräder, Kinderwagen und Laufräder. Darüber hinaus werden Spielzeug, Sommerbekleidung, und Alltagsartikel wie Geschirr, Töpfe, Handtücher und Hygieneartikel gebraucht (siehe Infobox). Drescher machte deutlich, dass man nur Artikel von der Liste annehmen könne. Weiterhin gebraucht werden außerdem Freiwillige und Geldspenden. Mit diesen finanziere die Kommune beispielsweise Medikamente für die Geflüchteten oder das gemeinsame Frühstück.
Tablets für den Online-Unterricht
Dank den Grundschülern der Humboldtschule, die spontan einen Sponsorenlauf auf die Beine stellten, konnte die Verwaltung zudem zehn Tablets für den Online-Unterricht der Geflüchteten besorgen. Die siebenjährige Sarah Burger hatte mit Empathie, Tatendrang und völlig unbürokratisch auf die Beine gestellt, wovon sich manch Erwachsener eine Scheibe abschneiden könnte: Mit dem spontanen Sponsorenlauf hat sie 1000 Euro für die Ukraine-Flüchtlinge gesammelt. Das schreibt die Gemeinde in einer Pressemitteilung.
Begeistert von der Aktion sei die Gemeinde gleich eine gute Verwendung für die Spende eingefallen. In der Humboldt-Grundschule werden seit einer Woche die ersten Kinder und Jugendlichen aus der Ukraine in einem eigens eingerichteten Klassenzimmer betreut. Von 8 bis 11 Uhr können die meisten Kinder hier ungestört am Online-Unterricht in ihrer Heimat teilnehmen. In diesem Klassenzimmer übersetzt Olga Rodich, die sich mit ihrem Mann Eduard mit vollem Engagement um die Ankommenden kümmert, die anrührende Erfolgsgeschichte der Spendensammlung. Für Sarah begann diese mit dem Lesen der Reihe „Wir Kinder aus dem Möwenweg“. Sarah schildert: „In dem Buch beschreibt die Autorin, wie an einer Schule ein Spendenlauf für Kinder in Afrika organisiert wird, ich dachte, das können wir doch auch für die Kinder aus der Ukraine machen.“
Die Idee hat sie Mama Amina und Papa Thomas Burger erzählt. Beide meinten, das sei so schnell nicht zu realisieren, hatten aber nicht mit der Entschlussfreude der Tochter gerechnet, die zusammen mit ihrem Bruder Alexander loszog und „Klinken putzte“. Bei Omas, Opas, Tanten, Onkeln und vielen Menschen mehr fand sie Gehör und vor allem Spendenbereitschaft. Beim Spendenlauf geht es darum, dass Kinder eine festgesetzte Distanz in einer ebenfalls begrenzten Zeit so viele Runden laufen, wie sie schaffen. Jede dieser Runden ist bares Geld wert, nämlich das des Spenders. Innerhalb von drei Tagen ist so ein Lauf entstanden und im Hof der Humboldtschule realisiert worden.
Der Laufeinsatz der Humboldtschüler brachte insgesamt 1000 Euro ein. Die Anschaffung von gebrauchten Tablets wurde damit finanziert. Diese wurden in der gemeindlichen EDV neu aufgesetzt und an die Bedürfnisse der jungen Ukrainer angepasst. „Damit können die Kinder besser als mit ihren Handys dem Online-Unterricht folgen“, freute sich Bürgermeister Drescher und dankte der kleinen Sarah sichtlich berührt von Herzen.
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