Evangelische Kirche (mit Fotostrecke)

Plankstadter erarbeiten sich die Predigt beim Stationengottesdienst selbst

Zahlreiche Gläubige verbringen eine ruhige Stunde zur Einleitung in die Osterfeiertage beim Stationengottesdienst und führen eindringliche Gespräche.

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Volker Widdrat
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Gitta Kistner und Heiner Borrmann an der Wand mit den Geboten, die wir haben oder uns selbst machen: Unsere Gebote und Jesu Gebote. Bild: Widdrat © Widdrat

Plankstadt. Der Gründonnerstag erinnert an das Abendmahl, das Jesus am Vorabend seines Todes mit seinen zwölf Jüngern gefeiert hat. Er brach das Brot und teilte den Wein aus. Als Zeichen der Nächstenliebe wusch er den Jüngern die Füße. Er wusste bereits, dass Judas ihn verraten hatte. Die evangelische Kirchengemeinde feierte am Abend vor Karfreitag einen Gottesdienst mit Stationen rund um die Kirche. Dorothee Strieker am Klavier und Jonathan Schumann mit der Gitarre leiteten den Gottesdienst ein. Pfarrerin Christiane Banse begrüßte die Besucher zu einer ruhigen Stunde als Gäste Gottes.

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So war der Stationengottesdienst in Plankstadt

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Der Ursprung des Namens Gründonnerstag ist nicht eindeutig. Er könnte auf die alt- und mittelhochdeutschen Wörter „grunen“ oder „grinan“ zurückgehen, was so viel bedeutet wie „weinen“ oder „wehklagen“.„Herr, ich komme zu dir“, hieß es im gemeinsamen Lied. Gitta Kistner las aus Kapitel 13 des Johannes-Evangeliums. Dort wird berichtet: „Vor dem Passafest aber erkannte Jesus, dass seine Stunde gekommen war, dass er aus dieser Welt ginge zum Vater.“

Stationengottesdienst: Stress der Woche ablegen

Die Predigt erarbeiteten sich die Menschen an diesem Abend selbst an den Stationen. Den Stress ablegen nach einer arbeitsreichen Woche. Die Worte des Evangeliums erleben, Bibelworte lebendig werden lassen. An jeder Station standen nette Menschen bereit, mit denen man ins Gespräch kommen konnte. Oder man durfte in Ruhe und im Gebet verharren.

Franziska Wehrle und Jonas Layer haben aufgeschrieben, was sie "ablegen" sollten, um ihren Mitmenschen noch mehr auf Augenhöhe zu begegnen. Bild: Widdrat © Widdrat

„Was gibt mir im Leben Sicherheit?“ Die erste Station bezog sich auf Johannes 13,3: „Jesus aber wusste, dass ihm der Vater alles in seine Hände gegeben hatte und dass er von Gott gekommen war und zu Gott ging.“ Andreas Kistner hatte Kärtchen mit Versen aus der Bibel parat. Jeder durfte sich das Kärtchen mitnehmen, das ihm ein Gefühl von Sicherheit gab. „Wem flöße ich – vielleicht ungewollt – Angst ein? Was muss ich ablegen, um meinen Mitmenschen noch mehr auf Augenhöhe zu begegnen?“ Die Fragen an der zweiten Station ließen sich aufschreiben und an der Pfarrgartenmauer, der „Klagemauer 2.0“, wie Dr. Michael Layer sagte, in den Ritzen verstecken. „Ich gehöre dazu –dank der Taufe“ hieß es an der dritten Station am Taufstein in der Kirche. Hier konnten sich die Gläubigen mit Wasser ein Kreuz auf Handrücken oder Stirn zeichnen lassen. „Was ist rein? Was ist unrein?“ Vor dem großen Plakat an der Kirchenwand draußen durfte sich jeder an der vierten Station Gedanken machen. „Und ihr seid rein, aber nicht alle“, sprach Jesus. „Denn er wusste, wer ihn verraten würde.“

Stationengottesdienst in Plankstadt: Runden im Gespräch

Am Nebeneingang der Kirche war die fünfte Station aufgebaut. Jeder konnte sich hier die Hände waschen lassen und „sich zum Diener machen“. Das Johannes-Evangelium berichtet dazu: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Der Knecht ist nicht größer als sein Herr und der Gesandte nicht größer als der, der ihn gesandt hat.“ Unter der Kanzel an der sechsten Station kamen kleine Runden zum Gespräch miteinander oder zur inneren Einkehr zusammen: „Verstehen kann man das Leben oft nur rückwärts, doch leben muss man es vorwärts.“ So wie Jesus zu Simon Petrus sprach: „Was ich tue, das verstehst du jetzt nicht; du wirst es aber hernach erfahren.“ Jeder Mensch hat „Teufeleien“ in sich.

An der siebten Station durfte man sie aufschreiben, von was man sich lösen mochte, und diese „Teufeleien“ im Wasser abwaschen. Kein Neid. Nicht laut werden. Höflich sein. Nicht lügen. Gott lieben. Den Feiertag heiligen. „Unsere Gebote - Jesu Gebote“ war das Motto der achten Station mit den Geboten, die wir haben oder uns selbst machen. Denn Jesus sagte zu seinen Jüngern: „Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch geliebt habe, damit auch ihr einander liebhabt.“

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Nach dem Verweilen an den Stationen trafen sich die Besucher wieder in der Kirche zum Gebet und zum gemeinsamen Lied „Christus, Antlitz Gottes“. Gottes Wort war lebendig geworden. Im kleinen Saal des Gemeindehauses war alles für ein gemeinschaftliches Abendmahl bereitet. Vorher wurde das Vaterunser gesprochen, das Gebet, das Jesus Christus seine Jünger selbst gelehrt hat.

Nach dem Essen gingen die Gläubigen mit neuer Kraft und ein wenig zur Ruhe gekommen in die Osterfeiertage. Pfarrerin Christiane Banse spendete ihnen zuvor aber noch den Segen. Am Samstag ist ab 23 Uhr die Osternacht in der evangelischen Kirche mit anschließendem Osterfeuer. Am Ostersonntag ist um 10 Uhr ein Familiengottesdienst und am Ostermontag sind um 10 Uhr die Menschen zum Gottesdienst mit Abendmahl und Wein in der Kirche zusammen mit dem Kirchenchor eingeladen.

Freier Autor Volker Widdrat ist freier Mitarbeiter.

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