Plankstadt. Nur ein einziger Schritt durch die Tür des in Plankstadt ansässigen Vereins „Cats-Hope - Katzen suchen ein Zuhause“ und schon begrüßt den Besucher freudiges Gemaunze. Keine Minute später klettern Katzen auf den Schoß, kuscheln sich liebevoll an Hals und Schenkel. Katzenliebe ist hier in jedem Quadratzentimeter und jedem Satz der Vorsitzenden spürbar.
2016 startete Eva Goedecke eine Pflegestelle für einen Verein. Aufmerksam wurde sie durch die Adoption ihrer eigenen Katze, als sie gefragt wurde, ob sie sich vorstellen könne, zu helfen. Goedecke, die nach eigenen Aussagen schon immer Tiere hat, reiste nach Bulgarien, um sich ein Bild von der Lage vor Ort zu machen. Das große Elend, das sie dort sah, bestärkte sie im Wunsch, tatsächlich helfen zu wollen. „Das erste Mal dort geht einem lange nach“, so Goedecke heute. Die Samtpfoten seien dort „nichts wert“ und landeten daher häufig auf der Straße.
Deshalb gründete sich im Jahr 2017 der Verein „Cats-Hope - Katzen suchen ein Zuhause.“ Die Tierfreundinnen fahren heute ein- bis zweimal im Jahr nach Bulgarien. Mit Ausnahme während der Corona-Pandemie. Goedecke selbst reist zudem nach Rumänien, um sich für die dortigen Katzen zu engagieren.
Tierschutz aus Plankstadt: Kastration von Straßenkatzen
Eine ihrer Hauptaufgaben ist die Kastration von Straßenkatzen, denn „ohne Kastration kein Tierschutz“, unterstreicht Goedecke. Sie wünscht sich eine Kastrations- und Chippflicht, „damit keine Tiere mehr einfach ausgesetzt werden können“. In Bulgarien und Rumänien arbeiten die Tierschützer eng mit jeweils einer Gleichgesinnten zusammen, aber auch mit Transportunternehmen und dem Veterinäramt. „Es ist heftig, was man dort alles sieht“, bedauert Goedecke, die befürchtet, dass Deutschland sich in eine ähnliche Richtung entwickeln könnte.
In den Ländern, in denen die Katzenfreunde aktiv sind, seien die Auffangstationen komplett gefüllt, sodass nicht jede Katze oder Kater aufgenommen werden kann. Diejenigen Katzen, die jedoch einen Platz bekommen, werden medizinisch aufgepäppelt und versorgt. Häufig werden auch Babykatzen in Mülltonnen gefunden, die per Hand mit der Flasche gefüttert werden müssen. Diese bekommen neben wichtigen Impfungen und Tests auch Chips gesetzt, und - wenn sie alt genug sind - werden auch kastriert.
In Rumänien hat die Tierschützerin Valentina Puscasu wegen der übervollen Heime Futterstellen und ein Winterquartier für Straßenkatzen eingerichtet. „Leider werden diese häufig zerstört und müssen regelmäßig neu aufgebaut werden“, erzählt Eva Goedecke. Wenn der Verein zur Pflegestelle im Ausland fährt, laden die Mitglieder das Auto mit Futter voll und kaufen mit den Tierschützerinnen vor Ort weitere Nahrungsmittel und Utensilien ein. Ansonsten bestellen sie das Fressen direkt in die Länder. Für Rumänien haben sie einen Fahrer, der ab und zu Futter für sie mitnimmt.
Auch in Ägypten ist „Cats-Hope“ aktiv - durch eines der Gründungsmitglieder. Im Norden Afrikas gibt es kein Spezialfutter. Generell sei dort alles sehr teuer, fünf bis sechs Euro für eine einzige Futterdose. Daher fragen die Vereinsmitglieder Menschen, die dorthin fliegen, ob sie Futter für sie mitnehmen können.
Operationen werden vorzugsweise in Deutschland durchgeführt. Die Tierschützerin Pepa Balqmska in Bulgarien lebt beispielsweise auf dem Dorf. Die nächste Klinik ist zwei Stunden entfernt. Auf dem Dorf können aufwendige Operationen wie zum Beispiel an den Augen oftmals nicht so adäquat wie in der Stadt durchgeführt werden.
Tiere aus dem Ausland kommen nach Plankstadt
Wenn der Verein in Plankstadt Plätze frei hat, dürfen Tiere aus dem Ausland zu ihm umziehen. Aktuell beherbergen die „Cats-Hope“-Mitglieder sieben Katzen. In der neuen Unterkunft, die eine ganze Wohnung nur für die Tiere umfasst, leben die Tier in zwei nach Ländern unterteilten Zimmern: Bulgarien und Rumänien. Die Räume der Unterkunft wurden extra so angeordnet, dass die Tiere so wenig Stress wie möglich haben, da sie sich untereinander bereits kennen.
Sogenannte „Abgabetiere“ leben im dritten Zimmer. „Abgabetiere“ sind Katzen oder Kater, die von deutschen Familien wegen Allergien oder Ähnlichem abgegeben werden mussten. „Diese bilden jedoch die Ausnahme, der Fokus liegt auf Tieren aus dem Ausland“, betont Goedecke. Mit anderen Vereinen sei man in Kontakt für Vermittlungen und andere Anliegen.
Der Verein bietet auch Unterstützung für von ihnen vermittelte Tiere an. Mit den neuen Besitzern eröffnen sie dafür eine WhatsApp-Gruppe.
Ziel der Mitglieder ist es, allen Tieren zu helfen. Wie emotional das Thema ist, ist deutlich zu sehen und wie nah die Geschichten der einzelnen Katzen der Vorsitzenden gehen - Herzblut eben. „Aber man muss auch immer das Gute sehen“, meint Goedecke, die von Tieren berichtet, die nicht gerettet werden konnten. Und das Gute kann durchaus gesehen werden: Überall hängen Vorher-Nachher-Bilder der geretteten Katzen - Die Unterschiede zwischen dem ursprünglichen, oft kranken Zustand zur aktuellen Situation in einem sicheren Heim mit Liebe und Pflege sind auf den ersten Blick zu sehen. Aufgeweckt und spielfreudig zeigen sich die Katzen - teils trotz Handicaps.
Neun Tierschützerinnen arbeiten ehrenamtlich
Insgesamt neun Tierschützerinnen in Deutschland arbeiten ehrenamtlich und nebenberuflich beim Verein „Cats-Hope - Katzen suchen ein Zuhause“. Darunter auch die stellvertretende Vorsitzende Sarah Blaschke, die seit März 2021 dabei ist. Eva Goedecke und ihre Mutter Ulrike, die für das Katzenkuscheln zuständig und auch Fotobeauftragte ist, sind jeden Tag bei den Katzen. Goedeckes Vater ist ebenfalls involviert, er koordiniert die Spenden - eine echte Familienangelegenheit. Aktuell ist auch Blaschke jeden Tag da, da sie einem jungen Paar bei der Pflege ihrer nierenkranken Adoptionskatze hilft, die medizinische Versorgung benötigt. Eine weitere Ehrenamtliche hilft zudem freitags aus.
„Cats-Hope - Katzen suchen ein Zuhause“ finanziert sich hauptsächlich durch Spenden. Für 10 Euro kann beispielsweise eine Namenspatenschaft übernommen werden. Davon können Wurmtabletten gekauft werden. Außerdem sammeln die Vereinsmitglieder Spenden durch Kuchenverkauf oder betreiben Infostände zur Aufklärung ihrer Arbeit. Zudem gibt es jedes Jahr eine Kalenderaktion mit Fotos der Katzen. In den Ländern, in denen der Verein aktiv ist, fließt der Erlös in die Kastration. In Deutschland kommt das Geld den Katzen in der Auffangstation zugute.
Die aktuelle Situation ist aufgrund steigender Lebensunterhaltungskosten sehr angespannt. „Die Spenden sind zurückgegangen“, informiert der Verein. Futter und Streuspenden werden immer gebraucht: in Geldform oder durch Abgabe vor Ort in Plankstadt. Auch eine Abholung durch die Mitglieder ist möglich.
Was ebenfalls ins Gewicht fällt, sind die gestiegenen Tierarztkosten, besonders, da die geretteten Katzen häufig aufgrund eines medizinischen Notfalls aufgenommen werden. „Die Kosten sind für einen Tierschutzverein enorm“, so Goedecke. Die Kosten einer Kastration sind beispielsweise um die Hälfte gestiegen. Auch sind die Zahlen für Tiervermittlungen zurückgegangen. In ihrem ersten Jahr vermittelte „Cats-Hope - Katzen suchen ein Zuhause“ 65 Katzen. 2018 waren es bisher am meisten - 135. Auch im Jahr darauf waren es knapp über 100. „Durch Corona gab es unheimlich viele Anfragen“, berichteten die Vorsitzenden, trotzdem seien die Zahlen gesunken. Im vergangenen Jahr waren es maximal 35 Tiere, in diesem Jahr erst fünf, bedauert Blaschke.
Inseriert werden die Fellnasen auf allen gängigen Social-Media-Plattformen und der Webseite www.cats-hope.de. Die Menschen haben sich laut den Tierschützerinnen verändert und unterschiedliche Vorstellungen von Katzen. Viele seien zu ungeduldig, denn Katzen brauchten Zeit. Für eine vertraute Eingewöhnung und schnelleres Aufbauen von Vertrauen zu ihren neuen Menschen bringen die Vereinsmitglieder ihre Schützlinge selbst ins neue Zuhause. Dabei wartet der Verein auf das optimale Zuhause. „Das bedeutet in manchen Fällen auch zu warten, bis zwei Katzen, die sich nahe stehen, zusammen adoptiert werden können“, unterstreicht Goedecke abschließend.
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