Plankstadt. Die Veranstaltung „How to Kommunalwahl“ in der Turnhalle der Humboldtschule, so viel gleich vorab, litt an einem Antagonismus zwischen Bedeutung und Frequenz. Sprich, die Aktion, die der Jugendbeirat gemeinsam mit der Verwaltung im Vorfeld der Kommunalwahl initiierte, war wichtig. Leider nahmen nur 17 der rund 555 im Alter von 16 bis 21 Jahren angeschriebenen Erst- und Jungwähler aus Plankstadt teil. Das entspricht zirka drei Prozent. Aber, und das auch gleich vorweg, die drei Prozent hatten es in sich.
Der Auftritt der Jugendlichen gegenüber der Plankstadter Liste, der CDU, der Grünen Liste Plankstadt und der SPD machte sowohl Bürgermeister Nils Drescher als auch den Vertretern der vier politischen Kräfte sichtlich Eindruck. Sie artikulierten ihre Interessen und Vorstellungen jedenfalls sehr deutlich. Und auch Probleme wurden teils klar auf den Punkt gebracht. Ausgehend von den 17 konnte man jedenfalls keine Probleme für die Wahlberechtigung ab 16 Jahren identifizieren.
Wie viele Kreuze bei der Wahl in Plankstadt setzen?
Bevor das Speeddating seinen Anfang nahm, erläuterten der Hauptamtsleiter Patrick Wiedemann und sein Kollege Bürgeramtsleiter Florian Weppelmann das Wahlrecht und das Wahlprozedere. Wahlberechtigt sei jeder deutsche Staatsbürger und alle Bürger der EU, die in Plankstadt wohnen und 16 Jahre alt seien. Für beide Gruppen gilt, sie müssen mindestens seit drei Monaten als in Plankstadt wohnhaft gemeldet sein. Als Nächstes bekomme der Wahlberechtigte eine Benachrichtigung mit den Wahlunterlagen und dem Hinweis darauf, wo die Stimme abgegeben werden könne.
Gemäß der Zahl der 22 Gemeinderatsmitglieder habe jeder Wähler hierfür 22 Stimmen. Sechs weitere kommen für die Kreistagswahl hinzu. Bei seiner Stimmabgabe hat der Wähler nun drei Optionen. Er kann bei einer Partei oben ein Kreuz machen, sodass alle 22 Stimmen dieser Partei oder Wählervereinigung zufallen und zwar je eine Stimme auf je einen Kandidaten. Zweitens könne der Wähler kumulieren. Heißt, er gibt innerhalb einer Wahlliste einzelnen Kandidaten mehr als eine Stimme und kann so beispielsweise dafür sorgen, dass Kandidaten auf den unteren Listenplätzen nach oben rücken.
Personalausweis muss ins Wahllokal mitgebracht werden
Wichtig, es dürfen pro Kandidat nicht mehr als drei Stimmen sein und am Ende nicht mehr als 22 Stimmen vergeben werden. Die letzte Variante, Panaschieren, eröffnet dem Wähler die Möglichkeit, seine Stimme auf verschiedene Kandidaten in verschiedenen Wahllisten zu verteilen. Wieder gelte aber maximal drei Stimmen pro Kandidat und maximal 22 Stimmen. Im Übrigen empfehle es sich, den Wahlzettel in Ruhe zu Hause auszufüllen, um Fehler zu vermeiden. Nicht vergessen werden dürfe übrigens der Personalausweis.
Der interessantere Teil begann anschließend mit den kleinen Gesprächsrunden. Nachdem sich die vier politischen Kräfte kurz vorstellten, ging es erstaunlich schnell zur Sache. Vom öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) und der Glasfaserversorgung über den Ausbau von Fahrradwegen und der Instandsetzung von Straßen, die teils in einem erbärmlichen Zustand seien, bis zur Unterstützung von Vereinen, Jugend und mehr Nachhaltigkeit auf allen Ebenen fanden sich die Vertreter der zwei Parteien und der zwei Wählervereinigungen ganz schnell im Dickicht der Kommunalpolitik.
Autos werden immer größer - zu groß für die Straßen in Plankstadt
Jasmin lenkte den Blick auf das Problem immer größer und schwerere werdenden SUV und dem beengten Platz in Plankstadt. Sowohl im Verbrenner- als auch dem Elektrobereich wachsen die Autos ständig, was für Plankstadt mit seinen vielen kleinen Gässchen zunehmend zum Problem werde. Die Breite von 1,90 Meter sei schon erreicht und man nähere sich in einzelnen SUV-Segmenten bald der Zwei-Meter-Marke. Wie man hier eingreift, weiß sie nicht, aber sie ist sicher, dass es der Steuerung bedarf. „Viele Straßen in Plankstadt sind dafür einfach zu schmal.“
Vielleicht geht es wie in Paris oder Barcelona. Es war auch für das politische Quartett hier Neuland, aber das Problem wurde durchaus gesehen. Julian betonte die Bedeutung von Glasfaser. Bei ihm gäbe es manchmal über Stunden kein Netz. Für eine Boom-Region wie der Rhein-Neckar-Kreis „ein Unding“. Nicht schön sei auch die Infrastruktur für das Fahrrad. Die Devise für die Jugendlichen, durchgängig und präferiert: da gehe es um längere Grünphasen für Radfahrer und Fußgänger, bauliche Trennung zwischen Straße und Radweg und vor allem die Instandsetzung der Radwege.
Allzu oft ähnelten Fahrradwege, so Alex, einem Hindernisparcours. Das galt auch für viele hier in Sachen ÖPNV. Dabei ging es immer wieder um die Taktung und die Möglichkeit eines kostenlosen Jugendtickets. Gerade für die Jugend bräuchte es auch ein paar mehr Angebote. Vor allem Räume, „wo wir unser Ding machen können“.
Vanessa Stahl, die die Aktion „How to Kommunalwahl“ als Mitglied des Jugendbeirates mit aus der Taufe gehoben hat, zeigte sich am Ende doch noch zufrieden. Klar wären ein paar mehr Jungwähler schön gewesen, doch das rege Treiben versöhnte sie mit der kleinen Zahl. Die Interessen der Jungen seien hier zu hören gewesen. Und schon das mache in einer Demokratie einen Unterschied. Denn neben der eigentlichen Wahl, die für sie das Fundament einer Demokratie ist, gehe es in der Demokratie auch um das Gespräch zwischen den Wählern und den Gewählten.
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