Plankstadt. Was da im Wasserturm hängt, ist aufsehenerregend. Nicht weil es technisch besonders aufwändig ist, was da die Fotografin Hilli Gebert zeigt. Sondern, weil es auf einen Blick verweist, der im Vergänglichen die Schönheit sucht und, möchte man hinzufügen, entdeckt. Es ist eine Perspektive, die im heute immer schneller drehenden Hamsterrad rund um die vermeintlich ewige Jugendlichkeit aller Dinge, mehr als außergewöhnlich erscheint. Dabei, so sagt es der Fotokünstler Wolfgang Tillmanns, mache erst die Endlichkeit die Dinge spürbar, wertvoll, ja menschlich. Eine Sicht, die sich Gebert allem Anschein nach zu eigen gemacht hat und daraus große Kunst macht. Kunst, die wie gemalt aussieht, aber eben doch fotografiert ist.
Bürgermeister Nils Drescher erinnerte bei der Vernissage „Augenlieder“ daran, dass Gebert ja eigentlich eine Musikerin ist. Eine studierte Barock- und Opernsängerin. Doch vor rund zwei Jahrzehnten begründete ein fast zerfallenes Mäuerchen in ihrer Nachbarschaft ihre Neben-Karriere als Fotografin. Ein Umstand, den der Bürgermeister als Glücksfall bezeichnet. Ihr Blick, damals noch eher zufällig auf das Vergängliche fokussiert, ist heute diesbezüglich konzentriert.
Vor allem im Urlaub in Südfrankreich entwickelten sich Schiffsfriedhöfe für sie zu wahren Schatzkammern. Ihr Fokus liegt dabei auf kleinsten Ausschnitten. Meist nur wenige Quadratzentimeter, die sie dann zu Hause vergrößert und ganz erstaunliche Tiefeneffekte schafft. Auch ein Bild, das auf dem Recyclinghof entstanden ist und einen Container als Grund hat, hält die Blicke der Betrachter fest.
Es sind Bilder, die die Betrachter wahrlich in ihren Bann ziehen. Sophie Roche erklärte gegenüber der Schwetzinger Zeitung, dass diese Bilder und ihr Ausdruck sie ganz tief ansprächen. Es seien auf alle Fälle Werke, die zum richtigen Schauen verführten.
Kadzielawa Bartlomiej zeigte sich von der Farbgestaltung beeindruckt. Es erinnere ihn an Antonio Vivaldis „Vier Jahreszeiten“. Manche kalt, manche wärmer und einige heiß. „Eben wie die vier Jahreszeiten“. Und für seine Frau Marta sind es Bilder, „in denen man sich verlieren könne, und zwar auf die gute Art“. Unberührt ließen die Bilder niemanden. Ein Effekt, den auch die Musik hatte.
Begleitet wurde die Ausstellungseröffnung von den beiden Musikern Frank Ruppert (Gitarre und Gesang) sowie Stefan Gebert (Saxophon und Gesang). Und genau wie die Fotografin beherrschten die beiden ihr Metier. Der Wasserturm, so der Bürgermeister, sei ein wirklich guter Ort für das Verweilen mit Kunst.
Die Ausstellung „Augenlieder“ ist am kommenden Samstag, 19. Juli, und Sonntag, 20. Juli, jeweils zwischen elf und 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.
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