Plankstadt. Vorgezeichnet war dieser Weg nicht. Ja, Sami Mansouri schaut selbst etwas erstaunt auf seinen Lebensweg. 1974 in Kairouan, 150 Kilometer südlich der tunesischen Hauptstadt Tunis, geboren, sitzt er heute, genau 50 Jahre später, für die Plankstadter Liste im Gemeinderat.
Zur Person
Sami Mansouri ist 1974 in Kairouan (Tunesien) geboren.
Von Beruf ist er Postangestellter.
Mansouri ist verheiratet, hat einen Sohn und lebt seit 2021 in Plankstadt.
Für die Plankstadter Liste stand er auf Listenplatz 17 und erhielt am Ende 2507 Stimmen. Ein Ergebnis, das ihn auf Platz neun katapultierte. ske
Dass ihm so viele Menschen ihre Stimme gaben, erfüllt ihn sichtlich mit Dankbarkeit. Mansouri stand auf Listenplatz 17 und wurde mit 2507 Stimmen an neunter Stelle in den Gemeinderat gewählt. „Dass mit so viele Menschen ihr Vertrauen aussprechen, habe ich nicht erwartet.“ Und so ist es für ihn zuallererst eine große Ehre am Ratstisch Platz nehmen zu dürfen. Im Gespräch mit der Schwetzinger Zeitung erscheint er demütig. Und das im besten Sinne des Wortes, als eine Haltung zur Welt, die der menschlichen Hybris entgegensteht.
Und so passt es auch, dass er erklärt, am Ratstisch vorerst vor allem zuhören und lernen zu wollen. Nicht dass er keine Vorstellungen und Ideen hat, aber die seien keine Sonne, um die nun alles zu kreisen habe.
Viele verschiedene Sprachen gelernt
Los ging sein Lebensweg in Kairouan, über 1500 Kilometer entfernt von Plankstadt. In der tunesischen Stadt mit rund 120 000 Einwohnern, ging Mansouri zur Schule. Sechs Jahre Grundschule und dann sechs Jahre Gymnasium. 1996 machte er sein Abitur. Es war eine schöne Zeit und vor allem das Fundament für seinen späteren Weg.
Neben der Amtssprache arabisch hat er hier auch deutsch, französisch und englisch gelernt. Sprachen als Türöffner in andere Welten. Bei ihm ging das voll auf. Nach dem Abitur ging er nach Sousse, eine Hafenstadt am Mittelmeer, und arbeitet als Gästebetreuer im Tourismus. Nach einigen Jahren wechselte Mansouri in den Olivenhandel. Mit seinem Vater bewirtschaftete er 700 Olivenbäume. Doch nach fünf Jahren wechselte er 2010 wieder ins Fach Tourismus auf die Insel Djerba an der Ostküste Tunesiens. Hier lernte er seine spätere, erste Frau kennen, mit der er 2016 nach Deutschland kam.
Dank seiner Sprachkenntnisse absolvierte er die Sprach- und Integrationskurse ziemlich mühelos und bekam nach einigen leider üblichen bürokratischen Hürden einen Job am Empfang eines Hotels. Nach drei Jahren hatte er dann die unbefristete Aufenthaltserlaubnis und seit 2020 auch die deutsche Staatsbürgerschaft. 2018 begann er seine Karriere bei der Post, die bis heute anhält. Nach der Trennung von seiner ersten Frau im Jahr 2021 und seinem Umzug nach Plankstadt im gleichen Jahr lernte er 2023 seine zweite Frau kennen, mit der er heute einen Sohn hat.
Und jetzt noch Gemeinderat oben drauf. Eine Integrationsgeschichte wie aus dem Bilderbuch, was nicht heißt, dass es immer leicht war. Ein möglicher Grund für diese Geschichte sieht er in dem tunesischen Gebot der Höflichkeit. „Das liegt mir ganz tief im Blut.“ Heißt für ihn nicht nur Grüßen, sondern den Menschen zugewandt sein.
Er versteht seine Rolle als Postbote in Plankstadt nicht nur als Brief- und Paketträger. Darüber hinaus ist er auch eine Art Netzwerker. Eine seiner Maxime lautet denn auch, „Menschen brauchen Menschen“. Und eine Gesellschaft braucht Menschen, die sich engagieren. Engagement macht einen Unterschied, gerade in der Demokratie. „Wenn ich hier ein Vorbild werde, habe ich schon viel erreicht.“ Lächeln muss er über die Frage, was hier noch besser werden müsste.
Im Vergleich zu seiner ersten Heimat sei hier alles so unfassbar gut. Man denke nur an Ordnung und Sauberkeit. Zwei Dinge, die für das Sicherheits- und Freiheitsgefühl der Menschen nicht zu unterschätzen seien. Und so will er das als Gemeinderat auch im Blick behalten.
Ehrlichkeit als Fundament für ein gelingendes Leben
Vielsagend waren für ihn auch einige Reaktionen aus Kairouan. Seine Mutter habe gejubelt. Aber es gab auch Stimmen, die ihm unterstellten, dass er jetzt seine Taschen voll machen könne.
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Politiker hätten in Tunesien nicht den allerbesten Ruf. Das gilt in Teilen ja auch in Deutschland, ist in seinen Augen aber völlig ungerechtfertigt. Gerade für das Engagement von ehrenamtlichen Gemeinderäten könne man doch nur Respekt haben. Neben Höflichkeit und Respekt betont er gegenüber der Schwetzinger Zeitung dann auch noch die Ehrlichkeit als Fundament für ein gelingendes Leben.
Egal ob das Zuhause ist, im Job oder am Ratstisch. Ein Triptychon, mit der sich für die kommenden Ratssitzungen gewappnet fühlt. Aufgeregt? Ja, aber eben auch Vorfreude.
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