Ehrenamt

Sie tun alles, was sie können: Die Alles-Retter sind in Plankstadt unterwegs

Die Alles-Retter sind weiterhin in der Region aktiv, um Bedürftigen Lebensmittel und Gebrauchsgegenstände zu vermitteln.

Von 
Lukas Heylmann
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Auch „Sonnenschein“ Erika Kienle verteilt im Kiosk des Vereins neben dem Gemeindezentrum kostenlose Nahrungsmittel an Bedürftige. An einem Regal neben dem Fenster können Kunden inzwischen wieder Kleidung, Geschirr und Dekorationsartikel finden. © Kern

Plankstadt. Die allgemeine Beruhigung des Geschehens und die damit einhergehende Entschleunigung der alljährlichen Urlaubszeit geht selbst an einem Verein wie den Alles-Rettern nicht spurlos vorbei. „Wir haben sogar die Abgabezeiten in Plankstadt auf einmal wöchentlich verringert“, erklärt der Vorsitzende Peter-Uwe Schmitt im Gespräch.

Und so nimmt der Verein zurzeit nur mittwochs von 17 bis 18.30 Uhr am Kiosk neben dem Gemeindezentrum Waren entgegen. „Zwischenzeitlich hatten wir sogar einen Annahmestopp für Kleidung, Geschirr und Deko-Artikel beschlossen“, berichtet Schmitt. „Das lockern wir jetzt wieder. Im Regal neben dem Kiosk bieten wir solche Waren wieder allmählich an. Die Abgabe von allem außer Lebensmitteln gestatten wir in Plankstadt aber dennoch wie bisher nur nach telefonischer Absprache.“

Alles-Retter Gustav Filsinger (l.) und Brigitte Schardt kennen sich schon eine Weile. Brigitte holt dabei die kostenlosen Lebensmittel nicht für sich, sondern verteilt diese in Schwetzingen an Bedürftige weiter. © Vincent Kern

Dennoch läuft bei den Alles-Rettern inzwischen alles etwas geregelter, als das noch im vergangenen Jahr der Fall war. Denn da gab es regelmäßig Probleme mit Menschen, die es größtenteils sicher gut meinten und dem Verein unabgesprochen Säcke mit Kleidungsstücken neben die Abgabestelle stellten. „Das hat zeitweise überhandgenommen“, erinnert sich der Vorsitzende. Inzwischen sei das kaum noch ein Problem. „Im vergangenen Jahr war das aber besonders kritisch. Viele Menschen waren wegen der Pandemie besonders vorsichtig, weswegen wir kaum Kleidung abgeben konnten. Unsere Lager waren bis obenhin voll.“

Neues Lager ist ein Glücksgriff

Auch da hat der Verein mittlerweile einen Glücksgriff getan und hat seit Januar ein Lager in Plankstadt. „Das haben wir von der Gemeinde kostenlos bekommen“, freut sich Peter-Uwe Schmitt hörbar. Generell steht es gut um den Verein, der aktuell um die 50 Mitglieder hat und erst neulich wieder zusätzliche Kräfte für sich gewinnen konnte. Diese beteiligen sich sowohl an Abholaktionen als auch an den regelmäßigen Warenausgaben. „Natürlich können wir immer noch mehr helfende Hände gebrauchen“, versichert Schmitt. Kontaktieren können Interessierte den Verein telefonisch und über die Webseite.

In den wenigen Jahren seit der Gründung 2019 hat sich der Verein ein beachtliches Netzwerk aufgebaut. Besonders die Versorgung mit Backwaren ist extrem beständig, wie Schmitt berichtet. „Wir arbeiten da schon lange mit den Bäckereien Gehrig in Plankstadt und Schnabel in Oftersheim zusammen. Auch Supermärkte und Discounter geben viel ab, da hat ja inzwischen jeder seinen eigenen Backshop.“

Auch die Zahl der Annahme- und Abgabeorte ist merklich gewachsen. Neben dem Kiosk in Plankstadt nehmen die Alles-Retter in Schwetzingen, den Mannheimer Stadtteilen Rheinau, Hochstätt, Herzogenried und in Ludwigshafen-Mundenheim Ware entgegen, jeweils zu festen Zeiten.

Ab September zweimal pro Woche

In den kommenden Monaten wird die Arbeit für die Ehrenamtlichen wieder deutlich mehr werden, wie der Vorsitzende prognostiziert. „In der Urlaubszeit ist es immer weniger, sowohl was die Waren, als auch was die Nachfrage angeht. Im September zieht das wieder an und dann werden wir auch in Plankstadt wieder zweimal wöchentlich Artikel ausgeben.“

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Der Krieg in der Ukraine hat sich bei den Alles-Rettern schon früh unweigerlich bemerkbar gemacht. „Das kam direkt nach Kriegsbeginn. Als die ersten Geflüchteten hier ankamen, waren schnell viele Ukrainerinnen bei unseren Abgaben. Und die haben wirklich alles brauchen können, ganz egal ob Lebensmittel, Geschirr oder Kleidung“, blickt Schmitt einige Monate zurück.

Für den Herbst und Winter sieht er ebenfalls eine starke Nachfrage auf den Verein zukommen, vor allem wegen Inflation und steigender Heizkosten. „Wir werden machen, was wir können. Je mehr Helfer wir haben, desto mehr Betriebe können wir ansprechen. Doch wir wollen unsere Mitglieder nicht überfordern. Man darf nicht vergessen, dass wir das alles ehrenamtlich machen.“

Demnächst erhält der Verein aber zusätzliche finanzielle Unterstützung, in Form einer Geldspende der Firma NetzeBW. „Sowas kommt gelegentlich vor, vielleicht drei- bis viermal im Jahr“, erläutert der Vorsitzende. Private Geldspenden unterschiedlicher Höhe erhält der Verein regelmäßig. Wer sich beteiligen möchte, findet das Spendenkonto der Alles-Retter auf deren Webseite.

Bei einer Warenabgabe vor Ort in Plankstadt ist Brigitte Schardt anzutreffen. Die Frau ist laut eigener Aussage Kundin der ersten Stunde und voller Lob für den Verein. „Besonders jetzt, wo alles teurer wird, bin ich sehr dankbar für diese Möglichkeit“, berichtet sie. Sie holt regelmäßig Waren am Kiosk in der Schwetzinger Straße ab und verteilt sie oft weiter an Bedürftige aus der Nachbarschaft. „Was ich mitnehme, wird definitiv verbraucht“, verspricht sie. „Und von den Alles-Rettern werde ich da wirklich toll unterstützt.“

Und so wie es zurzeit für den Verein läuft, sieht es aus, als könnten die Ehrenamtlichen diesen Service auch weiterhin in der Region anbieten – zum Glück.

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