Vernissage

„Wels-Star“ Sven Bleckmann zu Gast im Rathaus Plankstadt

Im Plankstadter Rathaus gibt es wieder neue Kunst zu bewundern. Die Ausstellung „Von Bären und Welsen“ von Sven Bleckmann erzeugt Lacher, Bewunderung und Staunen bei der Vernissage.

Von 
Yannick Hug
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Sven Bleckmann weit die Gäste vor seinem Bild "Kitesurfbären" in seinen Schaffensprozess ein. © Yannick Hug

Plankstadt. Ein Wels steht im glitzernden Rampenlicht. Mit stolz geschwellter Brust, ausgestreckten Flossen und den charakteristischen Barteln steht er aufrecht, um den Hals ein lässig angelegter weißer Schal. Die Karikatur vom imaginären weltbekannten Wels von Sven Bleckmann trägt den Namen „Welsstar“ – ein scheinbar endlos künstlerisch produktives Wortspiel, das der selbst ernannte „Sketch Punk“ Bleckmann in seinen Bildern erkundet. Der eigentliche Welsstar des Abends ist jedoch nicht der Wels und es sind auch nicht die Bären oder die anderen vielfältigen ausgestellten Exponate. Es ist Sven Bleckmann selbst, der im Rathaus in Plankstadt vor interessiertem Publikum am Freitagabend seine Kunst vorstellt. Bei der Vernissage zu seiner neuen Ausstellung „Von Bären und Welsen“ führte er die Gäste durch seine Werke, gab Einblicke in deren Entstehungsprozess und die für den Betrachter oft verborgenen Hintergründe seines künstlerischen Schaffens.

Rund 50 kunstinteressierte Gäste sind dafür im Trausaal des Rathauses zusammengekommen. Unter ihnen auch der Bürgermeister Nils Drescher, der Sven Bleckmann zu Beginn der Veranstaltung mit Begeisterung vorstellte. Er sei froh, dass der Künstler mit seinen Werken „das Rathaus zum Strahlen bringt“. „Das neue Jahr wird ein Knaller“, so der Bürgermeister, zumindest was die Kunst im Rathaus angehe – so viel sei sicher. Den „Welsfrieden“ könne man sich hier im Erdgeschoss schon anschauen, auch wenn dieser in der Welt laut dem Bürgermeister vielleicht nie möglich zu sein scheint. Schon im Vorfeld der Vernissage sollen die humoristischen Karikaturen von Bleckmann in den Fluren des Rathauses immer wieder für überraschende Lacher gesorgt haben.

Sven Bleckmann und die humorvolle Welt der Welse - Kunst mit Wortwitz

Dann übergibt der Bürgermeister das Wort an den Künstler. Der Name ist Programm, denn die zwei Schwerpunkte der Ausstellung sind die Wortspielkarikaturen der Welse und Bilder mit sportbegeisterten Bären mithilfe derer Bleckmann „antike Kellerfunde bärig interpretiert“. Durchaus ein amüsanter Anblick, wenn realistisch gezeichnete Bären mit Gleitschirmen, Mountainbikes und Wasserski pittoresk beschauliche Landschaften unsicher machen.

Die Inspiration für seine Werke zieht Bleckmann dabei aus dem echten Leben. Bei einem nächtlichen Angelausflug 2022 in Neckargerach zog er mit einem Freund unerwartet einen „Riesenwels“ aus dem Wasser. „80 Zentimeter oder sogar einen Meter lang“ sei er groß gewesen. Ein „Weltklasse Fang“ stellten die beiden damals fest und kurz darauf wurde daraus „Welsklasse“. Die beiden haben „die ganze Nacht nur noch über Wels gelacht“. Die verschiedensten Varianten dieses Wortspiels amüsieren den Künstler bis heute. Er habe eine lange Liste, so viel könne er vermutlich gar nicht zeichnen. Und so wurden daraus Werke wie „Welsliteratur“, „Welsuntergang“ der „Kauderwels“ oder der „Jingle Wels“ mit Weihnachtsmütze. Die Karikaturen der Welse legen manchmal auch den Finger in die politischen Wunden des gesellschaftlichen Diskurses wie der „Genderwels“, „Welsklima“ oder die „Welshungerhilfe“. Die Welse seien „gesellschaftskritisch, politisch, aber auch einfach nur zum Schmunzeln“ – eben SaTIERe.

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Die sportbegeisterten Bären seien da eher ein Zufallsprodukt. Als vor einigen Jahren im Tessin ein Mountainbiker von einem Bären angefallen wurde, versuchte sich Bleckmann die Gründe des Bären vorzustellen und kam zum sarkastischen Schluss, dass dieser womöglich einfach auch mal ein Mountainbike ausprobieren wollte. Und so waren prompt die beiden Bären geboren, die ihre Wirkmacht durch den humorvollen Kontrast zu den antiken Landschaftsbildern im Hintergrund entfalten. Die Besonderheit: Die Bären sind auf alte Gemälde und deren mit Patina besetzten Rahmen aus den vierziger und fünfziger Jahren aufgemalt. Diese restauriere der Künstler in mühsamer Kleinstarbeit und beginne jedes neue Werk mit Ehrfurcht vor den ursprünglichen Künstlern. Diese „Altmeister der Kunst“, wie sie Bleckmann bezeichnet, würdige er jedes Mal mit einer Art Schweigeminute bevor er mit Überwindung seine Malerei beginnt.

Von sportlichen Bären bis zu politischen Welsen - Einzigartige Einblicke in Bleckmanns Kunst

Bleckmann führte die Gäste durch seine komplette Ausstellung, die sich über beide Stockwerke des Rathauses erstreckt. Drei Tage lang habe er „geklebt, gehängt und sich in die Hände geschnitten“ und „jeden Winkel des Rathauses bestückt“. Das Ergebnis ist in seiner Gänze ein Querschnitt durch die unterschiedlichsten kreativen Phasen und künstlerischen Einflüsse des Malers, der sich nicht mit Konventionen der Kunstwelt aufhält, sondern im Gegenteil durch seine Vielfalt besticht. So gibt es realistisch-impressionistische an Van Gogh angelehnte Werke, sowie von Banksy‘s Streetart inspirierte Collagen und psychedelisch, im Farbspektrum wabernde, Wälder zu bestaunen.

Das Ergebnis seines künstlerischen Schaffens überzeugt. Die Gäste hängen an Bleckmann‘s Lippen und staunen, wenn er über die Schaffensprozesse spricht. Während seiner Führung wird Bleckmann immer wieder durch ein „das Bild wurde gerade verkauft“ unterbrochen.

Der 54-jährige Rainer Kreß zeigte sich im Nachgang der Führung beeindruckt von der Vielfältigkeit der Werke. Er habe von der Ausstellung über die Plankstadt-App erfahren. Er möge Karikaturen im Allgemeinen, aber „das mit den Welsen ist einfach super“, sagt er sichtlich amüsiert. Auch die 26-jährige Verena Öffner, die selbst im Rathaus als Klima- und Umweltschutzbeauftragte arbeitet, wollte sich die Führung des Künstlers nicht entgehen lassen. Sie habe die meisten Bilder ja bereits in den letzten Tagen gesehen, aber „wollte gerne die Geschichte dahinter erfahren“. Sie stellt fest: „Seine Kunst macht einfach Spaß.“

Die Ausstellung ist noch bis zum 11.04. zu den regulären Öffnungszeiten im Rathaus für alle Besucher geöffnet.

Sven Bleckmann schreckt auch vor dreidimensionalen Extras in seinen Bildern nicht zurück. © Yannick Hug

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