Faktencheck

Werden einzelne Bahnstrecken zwischen Mannheim und Karlsruhe bevorzugt?

Die Bürgerinitiative „BiP“ aus Plankstadt kritisiert die Kommunikation mit der Deutschen Bahn, insbesondere wenn es um den Aus- und Neubau der Bahnstrecke zwischen Mannheim und Karlsruhe geht. Wir haben nachgefragt.

Von 
Linda Saxena
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Weil das Streckennetz überlastet ist, will die Deutsche Bahn zwei neue Gleise zwischen Mannheim und Karlsruhe bauen. Das stößt aber bei den Kommunen auf Widerstand, wo die Gleise künftig durchlaufen könnten. © dpa

Plankstadt/Rhein-Neckar-Kreis. Es ist kein Geheimnis: Der geplante Neubau der Bahntrasse zwischen Mannheim und Karlsruhe erhitzt die Gemüter. Insbesondere aus Plankstadt hagelt es Kritik – denn dort sitzt eine Bürgerinitiative, die sich gegen den Bau der Trasse einsetzt (wir berichteten) – für die Erhaltung der landwirtschaftlich genutzten Flächen, das Landschaftsbild in der Region und der Lebensqualität für die Menschen, die in dem Gebiet leben, wo künftig eventuell neue Bahnschienen durchführen könnten.

Zuletzt kritisierte die Bürgerinitiative „BiP“ unter anderem die Kommunikation der Deutschen Bahn (DB) sowie deren Bereitschaft, eine faire und ausgewogene Verteilung des Güterverkehrs links- und rechtsrheinisch anzustreben.

Unsere Redaktion hat deshalb nachgefragt: Was sagt die Deutsche Bahn zu den Kritikpunkten der Bürgerinitiative?

Die Bürgerinitiative aus Plankstadt kritisiert die Kommunikation mit der Deutschen Bahn. „Fragen werden teilweise erst Monate später und nur ansatzweise beantwortet.“ Was sagt die Deutsche Bahn zu dieser Kritik?

Deutsche Bahn: Die Bürgerinitiative Plankstadt ist Mitglied des Dialogforums und wird zu den Sitzungen und Workshops eingeladen. Darüber hinaus steht die DB auch schriftlich in Kontakt mit der BI Plankstadt und hat zuletzt im Februar 2024 auf ein Schreiben der BI beziehungsweise des von ihr beauftragten Rechtsanwalts geantwortet. Seitdem hat die BI nicht mehr reagiert. Auch auf das Gesprächsangebot der Deutschen Bahn wurde nicht eingegangen. Fragen und Hinweise von Mitgliedern des Dialogforums oder der breiten Öffentlichkeit werden von der DB sehr ernst genommen und intensiv vom Projektteam geprüft. Je nach Komplexität der Fragen und Auslastung der Fachleute kann die Beantwortung daher einige Zeit in Anspruch nehmen.

Was ist das Bahnprojekt Mannheim-Karlsruhe?

  • Laut der Bahn stößt das Schienennetz an seine Grenzen – und Personen- und Güterverkehr behindern sich gegenseitig auf der Schiene. Die Lösung: Zwei neue Gleise zwischen Mannheim und Karlsruhe.
  • Option 1: Es werden in Mannheim zwei zusätzliche Gleise benötigt. Für diese Option werden 8 Linienvarianten untersucht und miteinander verglichen.
  • Option 2: Es werden in Mannheim keine zusätzlichen Gleise benötigt. Für diese Option werden sechs Linienvarianten untersucht und miteinander verglichen. Notwendig wäre ein zweigleisiger Ausbau des Abzweiges Rennplatz in Richtung Rangierbahnhof sowie weitere kleinere Ausbaumaßnahmen, so die Bahn.
  • Bei den Linienvarianten wird zwischen rechtsrheinischen Linienvarianten und rheinquerende Linienvarianten unterschieden.
  • Für die Entscheidung werden die Zahlen aus der Zugzahlenprognose für 2040 benötigt. sax

Die Bürgerinitiative wirft der DB vor, keine faire und ausgewogene Verteilung des Güterverkehrs links- und rechtsrheinisch anzustreben, sondern eher eine rechtsrheinische Trasse für die Strecke zwischen Mannheim und Karlsruhe zu bevorzugen. Wie gestaltet sich diese Sachlage aus Ihrer Sicht?

DB: Der Variantenvergleich verläuft ergebnisoffen und entspricht hohen fachlichen Standards. Eine Vorfestlegung auf eine links- oder rechtsrheinisch verlaufende Linienführung oder eine bestimmte Verkehrsverteilung gibt es nicht.

Ein weiterer Kritikpunkt der Initiative lautet, dass die Deutsche Bahn nicht ausreichend kommuniziert. So werden die Probleme, die einzelne Linienvarianten mit sich bringen, laut BI nicht ausführlich besprochen. Wie sieht die Deutsche Bahn das?

DB: Im Rahmen der Dialogforen und Workshops sind die Methodik und einzelnen Planungsschritte sowie deren Zwischenergebnisse detailliert vorgestellt und diskutiert worden. Dabei ist auch regelmäßig auf kritische Anmerkungen und Fragen eingegangen worden. Zusätzlich bietet das Projektteam individuelle Sprechstunden für alle Interessierten aus der breiten Öffentlichkeit an, die über die Projekt-Website (www.mannheim-karlsruhe.de) gebucht werden können. Ferner wird unter www.mannheim-karlsruhe.de regelmäßig über Fortschritte des Projekts informiert und Unterlagen, wie die Präsentationen und Protokolle der Dialogforen und Workshops, zur Verfügung gestellt. Außerdem wird der aktuelle Planungsstand inklusive der weiterverfolgten Linienvarianten öffentlich zugänglich über eine interaktive Karte zur Verfügung gestellt.

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Im 12. Dialogforum wurde ein Vorschlag aus der Öffentlichkeit geprüft, der seitens der DB nur mit „erheblichen Eingriffen“ umsetzbar ist. Wie genau sah dieser Vorschlag aus?

DB: Im 12. Dialogforum wurden die Ergebnisse der technischen und umweltfachlichen Bewertung eines alternativen Trassenvorschlags aus der Öffentlichkeit vorgestellt. Dieser Vorschlag sah vorrangig einen Neu- und Ausbau sowie die Nutzung von Bestandsstrecken auf linksrheinischer Seite zwischen Worms und Wörth/Hagenbach, aber auch einen rechtsrheinischen Aus- und Neubau zwischen Philippsburg/Graben-Neudorf und Karlsruhe vor. Zusammenfassend ist der Vorschlag insbesondere in Worms aufgrund der bestehenden Bebauung nicht umsetzbar. Südlich von Worms gäbe es ebenfalls erhebliche Eingriffe in die Bestandsbebauung. Ferner ist die Genehmigungsfähigkeit des Vorschlags zweifelhaft, da günstigere Alternativen vorhanden sind. Alle aktuell im Variantenvergleich untersuchten, ernsthaft in Betracht kommenden Linienvarianten sind beispielsweise ohne größere Neuzerschneidungen von Natura-2000-Gebieten umsetzbar. Das trifft auf den Vorschlag aus der Öffentlichkeit nicht zu. Abschließend kann der Vorschlag nicht als „moderater Ausbau“ betitelt werden, da zum Beispiel die Länge der vorgeschlagenen Neu- und Ausbaustrecke insgesamt größer wäre als bei den bisherigen acht Varianten des Variantenvergleichs. Da mit den acht Varianten im Variantenvergleich vorteilhaftere Alternativen vorhanden sind, wird der Vorschlag nicht weiter geprüft. Der Vorschlag sowie dessen technische und umweltfachliche Bewertung sind in der Präsentation vom 12. Dialogforum detailliert schriftlich und grafisch aufbereitet.

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Im September findet das 13. Dialogforum statt. Was genau wird Inhalt des Forums sein? Und wie geht es danach mit dem Bahnprojekt weiter?

DB: Das 13. Dialogforum findet am 16. September in Form einer Exkursion statt. Gemeinsam mit den Mitgliedern des Dialogforums wird das Projektteam unter anderem Fragen zum Schallschutz diskutieren und dafür entsprechende Schallschutzwände besichtigen. Im Anschluss folgt eine Besichtigung des Info-Centers Tunnel Rastatt. Die nächsten Dialogforen sind für den 13. November und voraussichtlich im ersten Quartal 2025 vorgesehen. Parallel wird der Variantenvergleich fortgeführt. Die bevorstehende Auswahl der Antragsvariante ist insbesondere abhängig von der neuen Zugzahlenprognose 2040, die aktuell durch die Gutachter des Bundes erarbeitet wird. Die Zugzahlenprognose 2040 wird voraussichtlich Anfang des Jahres 2025 vorliegen. Anschließend kann die Deutsche Bahn den Variantenvergleich abschließen. Die Vorzugsvariante wird dann sowohl im Rahmen eines Dialogforums als auch von weiteren Informationsveranstaltungen öffentlich vorgestellt werden.

Redaktion Linda Saxena ist Print- und Online-Redakteurin in der Lokalredaktion der Schwetzinger Zeitung/Hockenheimer Tageszeitung und zuständig für Plankstadt und Eppelheim.

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