Güterverkehr

Bahntrasse Mannheim-Karlsruhe: Welche Variante kommt?

Die Bürgerinitiative Plankstadt (BiP) übt Kritik an der geplanten Bahntrasse zwischen Mannheim und Karlsruhe sowie an der Kommunikation der Deutschen Bahn. Bald steht das 13. Dialogforum für das Bahnprojekt an.

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Linda Saxena
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Züge fahren über die Gleise nahe des Mannheimer Hauptbahnhofs. (zu dpa: «Weiterer Streik: Pendler in NRW müssen mit Einschränkungen rechnen») +++ dpa-Bildfunk +++ © dpa/Christoph Schmidt

Plankstadt/Region. Die Planungen zur Bahntrasse zwischen Mannheim und Karlsruhe gehen weiter. Das nächste Dialogforum der Deutschen Bahn ist für Mitte September geplant. Ein Termin, dem auch die Bürgerinitiative Plankstadt (BiP), die nun den Namen „Bürgerinitiative Plankstadt und Bündnis pro Querspange“ trägt, gespannt entgegenblickt. Vormals war die Initiative unter dem Namen „Keine Bahntrasse“ aufgetreten. Ihr Ziel: „Für Mensch und Umwelt die beste Lösung“ im Zuge des Projektes der Deutschen Bahn zu finden.

Was ist das Bahnprojekt Mannheim-Karlsruhe?

Laut der Bahn stößt das Schienennetz an seine Grenzen – und Personen- und Güterverkehr behindern sich gegenseitig auf der Schiene. Die Lösung: Zwei neue Gleisen zwischen Mannheim und Karlsruhe.

Option 1: Es werden in Mannheim zwei zusätzliche Gleise benötigt. Für diese Option werden 8 Linien–varianten untersucht und miteinander verglichen.

Option 2: Es werden in Mannheim keine zusätzlichen Gleise benötigt. Für diese Option werden sechs Linienvarianten untersucht und miteinander verglichen. Notwendig wäre ein zweigleisiger Ausbau des Abzweiges Rennplatz in Richtung Rangierbahnhof sowie weitere kleinere Ausbaumaßnahmen, so die Bahn.

Bei den Linienvarianten wird zwischen rechtsrheinischen Linienvarianten und rheinquerende Linienvarianten unterschieden

Für die Entscheidung werden die Zahlen aus der Zugzahlenprognose für 2040 benötigt – und diese Prognose lässt noch auf sich warten. „Basierend auf den aktuell gültigen Zugzahlen 2030 Deutschlantakt ist in Mannheim ein oberirdischer Bestandsausbau knapp möglich“, heißt es weiter.

Eine Antragsvariante für die Bahntrasse zwischen Mannheim und Karlsruhe kann erst dann ausgewählt werden, wenn die möglichen Lösungen für die gesamte Verbindung zwischen Mannheim und Karlsruhe im Rahmen der Planung der „DB InfraGO AG“ untersucht worden sind. Diese wird dann in die Raumverträglichkeitsprüfung eingebracht.

Die Antragsvariante für diese Prüfung wird voraussichtlich im ersten Quartal 2025 vorliegen.

Weitere Informationen gibt es unter www.mannheim-karlsruhe.de. sax

Doch vorab: Was ist der aktuelle Stand beim Bahnprojekt Mannheim-Karlsruhe? „Seit dem 12. Dialogforum hat sich nicht viel Neues ergeben“, sagt eine Bahnsprecherin auf Anfrage dieser Zeitung. Das Projekt befinde sich aktuell weiterhin im sogenannten Variantenvergleich.

Zwei Optionen beim Bahnprojekt, die zur Auswahl stehen

Laut der Deutschen Bahn untersuchen Experten zurzeit die verschiedenen Linienvarianten. Dabei unterscheidet das Unternehmen zwei Optionen. Geht man davon aus, dass in Mannheim zwei zusätzliche Gleisen für den Schienenverkehr benötigt werden, gibt es acht Varianten, die für einen Streckenaus- und neubau infrage kommen. Werden in Mannheim keine weiteren Gleisen benötigt, liegen nur sechs mögliche Linienvarianten zum Vergleich vor. Im Frühjahr haben sich die Mitglieder des Dialogforums mit verschiedenen Aspekten der Planung des Bahnprojekts auseinandergesetzt.

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„Im Fokus der Sitzung standen dabei eine punktuelle technische Detaillierung der Linienvarianten und eine kleinräumige Betrachtung von Untervarianten in Karlsruhe. Außerdem stellte das Planungsteam die technische und umweltfachliche Bewertung eines Trassenvorschlags aus der Öffentlichkeit vor“, schrieb die DB in einer Pressemitteilung. Auch im 13. Dialogforum, das nicht-öffentlich stattfindet, solle es um weitere Details gehen.

Zugzahlenverkehrsprognose für 2040 lässt auf sich warten

Dass hier schon bald eine Entscheidung für eine Variante fallen wird, ist in nächster Zeit eher unwahrscheinlich. Für die Entscheidung werden die Zahlen aus der Zugzahlenprognose für 2040 benötigt – und diese Prognose lässt noch auf sich warten. „Wir rechnen Anfang 2025 damit“, so die Bahnsprecherin. Fällt die Entscheidung dann auf eine Variante, geht der Vorschlag in die Raumverträglichkeitsprüfung.

Für einen Neubau oder eine wesentliche Trassenänderung von Schienenstrecken der Eisenbahn des Bundes ist eine Raumverträglichkeitsprüfung erforderlich, erklärt das Unternehmen. Das schreibe die Raumordnungsverordnung vor. In der Raumverträglichkeitsprüfung werde durch die zuständige Behörde die Planungen der Bahn geprüft und untersucht, ob sie mit den Zielen und Grundsätzen der Raumordnung übereinstimmen – beispielsweise dem Schutz von Mensch und Natur, heißt es weiter. In Baden-Württemberg ist das Regierungspräsidium Karlsruhe und in Rheinland-Pfalz die Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd in Neustadt an der Weinstraße zuständig. „Die Antragsvariante für die Raumverträglichkeitsprüfung im Bahnprojekt Mannheim–Karlsruhe wird voraussichtlich im ersten Quartal 2025 vorliegen“, schreibt die Deutsche Bahn.

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Die Bürgerinitiative aus Plankstadt übt deutliche Kritik an der Kommunikation der Deutschen Bahn und insbesondere an den Dialogforen. „Hier werden im einseitigen Vortrag in einem kurzen Zeitraum über unendlich viele Seiten Ergebnisse präsentiert“, so die BiP. „Wie man zu diesen Ergebnissen gekommen ist, wird in der Regel nicht mitgeteilt.“

Aus Sicht der Plankstadter Initiative findet der Dialog nicht auf Augenhöhe statt. Und das, obwohl die Deutsche Bahn diesen Aspekt auf der Homepage betont: Bei den Treffen wolle man. „Hinweise aus der Region aufnehmen, denn die verschiedenen Interessen der Beteiligten sollen gehört und in den Planungsprozess der Trasse einbezogen werden“. Die Bürgerinitiative geht sogar einen Schritt weiter und kritisiert die Kommunikation der Deutschen Bahn mit klaren Worten: Das Dialogforum diene dazu, „diese im Nachgang als Rechtfertigung für einen fairen Planungsprozess zu nutzen.“ Es sei eine Kommunikation des Verfahrensstands, aber keine Kommunikation, die eine einvernehmliche Lösung sucht. „Die Bahn kommuniziert zu wenig über die mit den Varianten einhergehenden Problemen“, sagt die BiP weiter. Ein Beispiel sei die Auswirkung von erforderlichen Querungsbauwerken von vorhandenen Verkehrstraßen, über die nicht gesprochen werde.

Vorzugsvariante über Querspange im Fokus

Grundsätzlich, so heißt es aus Plankstadt, sei die Kommunikation mit der Deutschen Bahn „schleppend“. Fragen würden teilweise erst Monate später und teilweise nur ansatzweise beantwortet werden. „Die BiP hat ein Expertenteam, unter anderem mit einem Rechtsanwalt, beauftragt, die Interessen der BiP gegenüber der Bahn zu vertreten.“ Man habe auch Zweifel, ob beim aktuellen Variantenvergleich wirklich alle Interessen der betroffenen Parteien berücksichtigt werden. „Wir glauben nicht, dass die Deutsche Bahn eine faire und ausgewogene Verteilung des Güterverkehrs links- und rechtsrheinisch anstreben wird.“ Aus Sicht der Bürgerinitiative vermutet man, dass die Bahn eine rechtsrheinische Trasse anstreben werde.

Ist das der Fall, würde die BiP eine Variante bevorzugen: Hier ist die regional abgestimmte Vorzugsvariante, die sogenannte „Querspange Schwetzingen-Hirschacker“. Hierbei würden die Bestandsstrecken genutzt und eine vollständige Untertunnelung des Siedlungsbereichs Schwetzingen stattfinden. Es wäre für alle beteiligten Gemeinden mit Vorteilen verbunden, so könnte Schwetzingen mit einer Entlastung vom bisherigen Güterverkehrslärm rechnen. Selbst in Hockenheim bleibe das Gelände der Landesgartenschau verschont. Zudem würde Hockenheim den schon seit Jahren geforderten Lärmschutz erhalten.“

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Die Bürgerinitiative sieht nicht nur Nachteile im Vorhaben der Deutschen Bahn: „Durch eine Entzerrung des Güterzugverkehrs und des Personenverkehrs würde die Chance bestehen, auch das Angebot des Schienenpersonennahverkehrs (SPNV) in der Region zu verbessern.“ Allerdings müsse das erst von einer unabhängigen Stelle untersucht werden. Dennoch gehöre der Rhein-Neckar-Kreis zu einer der verkehrsbelastendsten Regionen in Deutschland. „Wir sind umzingelt von Bahntrassen, Autobahnen und Bundesstraßen. Die Nachteile durch das Bahnprojekt werden unsere Region über 100 Jahre belasten und für die hier lebenden Menschen gravierende Folgen haben.“

Für eine links- und rechtsrheinische Lösung

Denn, und so begründet die Bürgerinitiative aus Plankstadt ihr Engagement, die geplante Bahntrasse bedrohe „unsere Heimat“ und könnte diese zerstören. Die Bahntrasse würde die Verkehrsbelastung weiter erhöhen und die Lebensqualität der Anwohner „massiv beeinträchtigen“. Beim Bau der neuen Schienen bestehe außerdem die Gefahr, dass die Ortschaften zerschnitten werden und die Naherholungsgebiete in der Region zerstört werden.

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„Die Menschen in der Region sind auf diese grüne Oase angewiesen, um sich zu erholen und neue Energie zu tanken. Die Trasse würde wertvollste landwirtschaftliche Flächen und Betriebe zerstören, die für die Versorgung der Bevölkerung mit frischen, regionalen Lebensmitteln unerlässlich sind.“ So gilt die Sorge auch der Landwirtschaft in der Region sowie der Pflanzen- und Tierwelt.

Die Bürgerinitiative wünscht sich mehr Weitblick: „Die Projektgruppe der DB stellt unsere linksrheinische Trasse immer als alleinstehende Trasse für den gesamten Güterverkehr dar. Hier muss energisch entgegengetreten werden: Wir nutzen die vorhandene Infrastruktur inklusive einer Neubauergänzung links- und rechtsrheinisch speziell für die Führung zu den Zielen der Güterzüge, ohne die Kommunen zu belasten.“

Redaktion Linda Saxena ist Print- und Online-Redakteurin in der Lokalredaktion der Schwetzinger Zeitung/Hockenheimer Tageszeitung und zuständig für Plankstadt und Eppelheim.

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