Güterverkehr

Bahntrasse bei Plankstadt und Eppelheim: Entscheidung für Tunnellösung gefordert

Die Entscheidung über die Trassenführung für den Güterverkehr zwischen Mannheim und Karlsruhe steht bevor, wobei die Präferenz für eine Tunnellösung besteht, um die landwirtschaftlichen Flächen langfristig zu schützen und die regionale Nahrungsmittelproduktion zu erhalten.

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Stefan Kern
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Minister Peter Hauk (7. v. r.) spricht sich auf dem Hof der Familie Mack für eine unterirdische Trassenführung aus. © Juliana Sauer

Plankstadt. Der Flaschenhals für die Entscheidung der Trassenführung für den Güterverkehr zwischen Mannheim und Karlsruhe ist in Sichtweite. Im kommenden Jahr, teilen die CDU-Ortsvorsitzende Jutta Schuster und ihr CDU-Kollege im Landtag, Andreas Sturm, mit, solle wohl ein erster Beschluss darüber fallen, welche Trassenführung die Deutsche Bahn hier präferiert.

Dabei wird die Notwendigkeit für diese Gütertrasse, die auf der Achse von Rotterdam nach Genua liegt, von ihnen nicht bezweifelt. Aber was gar nicht gehe, so Schuster und Sturm im Verlauf einer Veranstaltung auf dem Hof der Familie Mack mit dem baden-württembergischen Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk, sei eine Trasse zwischen Plankstadt und Eppelheim quer durch landwirtschaftliches Gebiet. Eine Sicht, die die knapp 50 Bürger, unter ihnen Landwirte und Mitglieder der Bürgerinitiative Plankstadt und angrenzende Gemeinden (bip), einhellig teilten. Hier wurde jedenfalls unmissverständlich die Tunnellösung gefordert.

Bahntrasse Plankstadt/Eppelheim: Fehlt den Entscheidungsträgern der Weitblick?

Schuster räumte zur Begrüßung ein, dass die Trassenführung durch das landwirtschaftliche Gebiet für die Bahn am kostengünstigsten aussehe. Aber nur, weil etwas billig sei, sei es noch lange nicht gut. Ganz im Gegenteil, was für die Bahn billig aussehe, könne die Gesellschaft auf lange Sicht teuer zu stehen bekommen. Vor allem die Auswirkungen auf die Landwirtschaft bewertet sie als massiv, ja als „existenzbedrohend“.

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Auch Sturm betonte, dass es nicht zielführend sei, nur die aktuellen Kosten in die Kalkulation aufzunehmen. Vor dem Hintergrund zunehmender geopolitischer Spannungen und des Klimawandels zeigten längerfristige Parameter klar, dass landwirtschaftliche Flächen unbedingt erhalten werden müssen.

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Die regionale Nahrungsmittelproduktion zugunsten immer mehr Nahrungsmittel-Importe zurückzudrängen, sei keine verantwortungsvolle Politik. Eine längerfristige Kosten-Nutzen-Rechnung würde eine Tunnellösung, die natürlich erst einmal teurer wäre, schnell als doch kostengünstiger erscheinen lassen.

Schutz der Landwirtschaft als Priorität bei Bahntrassenplalung in Plankstadt und Eppelheim

Es waren Worte, die die beiden Landwirtschaftsvertreter Rolf Hallwachs (Plankstadt) und Simon Stephan (Eppelheim) sichtlich gerne hörten. Gegenüber dem Minister betonte Hallwachs, dass man wissen müsse, dass das landwirtschaftliche Gebiet hier über hervorragende Böden verfüge, die auch noch in 30 Jahren funktionierten. Diese Fläche nun zu zerschneiden und damit in durchaus erheblichem Umfang zu zerstören, sei keine nachhaltige Politik. Im Endeffekt gefährde sie auch die Existenz von Landwirten, denn es käme ja auch noch der Radschnellweg, der Gleisausbau zwischen Mannheim und Heidelberg und mögliche Photovoltaikprojekte hinzu, mit denen ebenfalls landwirtschaftliche Fläche verloren geht. Irgendwann müsse damit Schluss sein, der Landwirtschaft immer mehr Flächen wegzunehmen.

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Stephan bezifferte in seiner Rede die Verluste an landwirtschaftlicher Fläche vor Ort für den Güter-Trassenbau auf über 100 Hektar. Hinzu kämen dann noch Ausgleichsflächen. Bei Lichte betrachtet würde eine oberirdische Trasse auch den Zielen des Landes in Sachen Versiegelung widersprechen. Baden-Württemberg wolle von sechs Hek-tar, die pro Tag versiegelt werden, bis 2030 auf drei Hektar pro Tag kommen. Heißt, wer wirklich auch die Zukunft mitdenke, könne nur die Tunnellösungen verantworten. „Es geht nicht um die billigste Lösung, sondern um die beste“ und das bedinge auch, „endlich Rücksicht auf landwirtschaftliche Bedürfnisse“ zu nehmen. Es könne doch nicht sein, dass Fledermäuse oder Eidechsen einen stets höheren Stellenwert hätten als landwirtschaftliche Belange.

Politische Reformen zum Schutz landwirtschaftlicher Flächen

Das sei, erklärte Hauk in Plankstadt weiter, tatsächlich eine Lücke in der rechtlichen Gestaltung von Räumen. Bis dato habe es die Politik versäumt, landwirtschaftlichen Flächen einen echten Schutzstatus zuzuordnen.

Vor diesem Hintergrund sei es nachvollziehbar, dass bei Investoren immer gleich landwirtschaftliche Flächen ins Visier gerieten. Aber das werde sich ändern. Die Landesregierung arbeite an einer Reform, die landwirtschaftlichen Flächen einen höheren Schutzstatus gewährt. Für Stephan eine gute Nachricht, könne auf diese Weise doch landwirtschaftliche Wertschöpfung vor Ort erhalten werden.

Langfristige Vision für regionale Nachhaltigkeit

Zu Wort meldeten sich auch Caren Thönnessen-Knoglinger und Alexandra Ulrich von der Bürgerinitiative bip. Über die landwirtschaftlichen Belange hinaus erklärten sie, dass hier Weichen für sicher 100 Jahre gestellt würden und bei der Bewertung der Kosten auch dementsprechend dieser zeitliche Horizont einfließen müsse. Etwas, was jetzt als günstig bewertet würde, könne sich mittel- bis langfristig als teuer erweisen, betonten auch sie. Und das gelte von der Landwirtschaft über den Umwelt- und Artenschutz sowie die Naherholung.

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Hauk ließ am Ende seines Besuchs in Plankstadt keinen Zweifel daran, dass er hinter den Menschen stehe. Neben dem Schutzstatus für landwirtschaftliche Flächen sieht der Minister auch Potenzial in einer Reform der Bestimmungen zu Ausgleichsflächen. Aus heutiger Sicht erscheine da vieles übertrieben. Mit Flächen müsse in Zukunft umsichtiger umgegangen werden und der Erhalt heimische Lebensmittelproduktion priorisiert werden. 80 Prozent aller Lebensmittel würden importiert, das meiste aus der EU. Trotzdem erscheine es vor dem Hintergrund des Klimawandels wenig ratsam, diese Abhängigkeit weiter zu erhöhen.

Es gelte, was es an Landwirtschaft in Deutschland gebe, tunlichst zu erhalten. Heißt, die Trasse zwischen Plankstadt und Eppelheim gehöre unter die Erde, damit die Landwirtschaftsfläche erhalten bleibt. Es wäre, so sahen es alle Teilnehmer des Treffens, ein wahrhaft salomonischer Entscheid, der die Interessen aller Akteure, auch auf der Zeitachse, berücksichtigen würde.

Freier Autor Stefan Kern ist ein freier Mitarbeiter der Schwetzinger Zeitung.

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