Plankstadt. Der Verein „Doomools un’ jezzard“ hat verschiedene Ortsstraßen in Plankstadt bezüglich ihrer Geschichte, ihrer Anwohner, Gebäude und Geschäfte abgehandelt. Nun wandten sich die Mitglieder der Leopoldstraße zu.
Zunächst ist zu klären, woher die Straße ihren Namen hat: Von Großherzog Karl Leopold I. Friedrich von Baden (1790 – 1852): In Plankstadt gibt es eine ganze Reihe von Straßen, die den Namen von Großherzogen und Großherzoginnen trägt. Die alten Plankstadter nannten die Leopoldstraße kurzum „Viehweg“, was darauf schließen lässt, dass die örtlichen Bauern dort ihre Rinder im Frühjahr auf die Weide trieben und im Spätjahr wieder zurück in die Ställe. Nicht genug mit den zwei Namen: Es kam in der Weimarer Zeit zur Umbenennung von Leopoldstraße in Erzberger Straße. Matthias Erzberger war Zentrumspolitiker und wurde 1921 von Rechtsextremisten ermordet. Nach der Machtergreifung der Nazis im Jahr 1933 hieß sie wieder Leopoldstraße.
Wann der „Viehweg“ als Straße ausgebaut und dort die ersten Häuser erstellt wurden, kann nicht genau gesagt werden. Jedenfalls war dies deutlich vor der Jahrhundertwende. Das mustergültig sanierte Haus Leopoldstraße 11 wurde im Jahr 1880 gebaut. In der vorläufigen Liste der Kulturdenkmale steht hierzu: „Wohnhaus, 1-geschoss. Giebelhaus, zur Straße 2 barocke Ohrenfenster (18. Jh.), südl. Tabakscheune (1901)“. Die beiden barocken Ohrenfenster aus dem 18. Jahrhundert stammen wohl aus einem Gebäudeabbruch. In der endgültigen Liste der Kulturdenkmale ist dieses Gebäude nicht mehr aufgeführt. Im Jahr 1900 hatte Plankstadt knapp 3400 Einwohner.
Geprägt von Eckgrundstücken
„Doomools un’ jezzard“ liegt eine Planskizze über die Kanalisation Plankstadts aus dem Jahr 1912 vor. Der bebaute „Ort Plankstadt“ ist hierin eingezeichnet. Folgende Straßen sind darin benannt: „Waldpfadstraße, Leopoldstraße, Hildastraße, Nördl. Parallelstr., Südl. Parallelstr., Brühlerweg, Straße nach Eppelheim“. Nicht benannt sind unter anderen die Schwetzinger Straße, die Wilhelmstraße, die Ladenburger Straße, die Grenzhöfer Straße die Wieblinger Straße, die Luisenstraße, die Friedrichstraße und die Eisenbahnstraße.
Das Straßenbild der Leopoldstraße war und ist in gewisser Weise auch heute noch geprägt von den Eckgrundstücken. Ein Blick an der Ecke Ladenburger-/Leopoldstraße: Hier schreibt das Landesdenkmalamt in der Liste der Kulturdenkmale in Plankstadt bezüglich des Anwesens Ladenburger Straße 31: „Die geschlossene Hofanlage mit eingeschossigem, verputzten Wohnhaus, großer Tabakscheune mit Giebel und Einfahrt von der Leopoldstraße ist heute noch der bedeutendste der alten Plankstädter Höfe mit Baubestand vornehmlich aus dem dritten Viertel des 19. Jahrhunderts.“ Gegenüber befand sich auf dem Anwesen Grenzhöfer Straße 1 das Spar-Geschäft der Klara Eberwein, das um 1960 geschlossen wurde. Der Geschäftseingang befand sich genau an der Ecke zur Leopoldstraße, was man noch heute feststellen kann. Ein Blumengeschäft wurde daraufhin für viele Jahre eingerichtet.
An der Einfahrt der Ludwigstraße in die Leopoldstraße befanden sich das Gasthaus „Lamm“ mit einer Bäckerei und die Gaststätte „Eichbaum“ mit der „Gunda“ als sehr populären Wirtin – mit bürgerlichem Namen Adelgunde. Auf der anderen Straßenseite war über etliche Jahre hinweg die Autoreparaturwerkstatt des ehemaligen Rennfahrers Hans Flügge.
Im Anwesen Leopoldstraße Nummer 17 befand sich das Lebensmittelgeschäft Ludwig Bansbach und dann später – bis vor Kurzem – eine Pizzeria. Im Haus Nummer 26 war das Sanitärgeschäft Barth eingerichtet. Auf dem Grundstück Leopoldstraße 36 wurde das Gebäude im Jahr 1960 fertiggestellt und die Bäckerei sowie Konditorei Leisinger eröffnet. Da es sich hierbei um eines der bedeutendsten Einzelhandelsgeschäfte im Familienbetrieb in Plankstadt handelt, sind hierzu später noch nähere Ausführungen zu machen.
Zunächst sind jedoch noch andere Geschäfte zu benennen, die heute nicht mehr existieren: das Busunternehmen Paul Führer in der Leopoldstraße 40 und die Bäckerei Jung, Waldpfad 2, also an der Einmündung zur Leopoldstraße. Der „Jungebäcker“ hat im Jahr 1973 den Betrieb an Bäckermeister Hörner übergeben. Dieser konnte sich auf Dauer nicht halten. Wie viele andere Bäckereien in Plankstadt musste auch er aufgrund dem sich veränderten Einkaufsverhalten der Leute hin zu den Supermärkten schließen. Interessant dürfte auch sein, dass in den 1920er Jahren sich in der Leopoldstraße vier Bier-Kleinhandelsbetriebe von insgesamt 20 Geschäften dieser Art in ganz Plankstadt befanden.
Zurück zur Bäckerei und Konditorei Leisinger, jetzt Sauer-Leisinger: Emil Leisinger hatte seine Berufsausbildung in der Bäckerei Grimm in der Eisenbahnstraße. Nach Ablegung seiner Meisterprüfung übernahm er im Jahr 1950 die Bäckerei Jakob Röther in der Leopoldstraße 3. Da Bäckerei und Gaststätte offenbar keine gute Kombination waren, entschloss er sich auf dem Grundstück Leopoldstraße 36 einen Neubau für eine größere Bäckerei und Konditorei zu erstellen. Im Jahr 1960 wurde das Haus fertiggestellt und das Geschäft nahm seinen Betrieb auf. Emil Leisinger ist seit dem Jahr 1996 im Ruhestand. Tochter Silke Sauer-Leisinger führt seither das Geschäft in seinem Sinne weiter. Bäckerei und Gastwirtschaft in der Leopoldstraße 3 übernahm Pächter Scholl für fünf Jahre, also bis 1965. Danach wurde der Betrieb geschlossen.
Attraktive Gegend
Wieder der Blick auf das Straßenbild: Von der Kreuzung Ladenburger-/Grenzhöfer Straße bis zur Wilhelmstraße ist die Bebauung sehr unterschiedlich. Zum einen haben wir hier kleine einstöckige, giebelständige Wohnhäuser, wie das vorstehend beschriebene Haus Leopoldstraße 11. Anderseits sind in diesem Straßenbereich auch städtische Einflüsse mit zweigeschossigen traufständigen Häusern festzustellen. Zwischen Wilhelmstraße und Waldpfad ist die linke Straßenseite sehr harmonisch. Der ganz überwiegende Anteil der Häuser, ein- oder zweigeschossig, ist giebelständig. Die rechte Straßenseite ist recht unterschiedlich bebaut.
Zum Abschluss ein Wort zur Bevölkerung in der Leopoldstraße: Am 5. Dezember 1917 zählte Plankstadt 4255 Einwohner. Davon wohnten in der Leopoldstraße 340 Personen, somit acht Prozent. Eine größere Ausdehnung der in Plankstadt stark vertretenen Landwirtschaft in die Leopoldstraße fand nicht statt. Gewiss gab es landwirtschaftliche Gehöfte. Davon zeugen heute noch vorhandene oder umgebaute Scheunen. Von den ursprünglich rund 40 Betrieben im Vollerwerb in den 1950er Jahren war nur noch einer in der Leopoldstraße. Die meisten Geschäfte konnten sich in der Leopoldstraße auch nicht auf Dauer halten. Heute ist sie eine ausgesprochene Wohnstraße in durchaus attraktiver Lage. Die Wege sowohl zur Ortsmitte als auch zu den Freizeiteinrichtungen wie die Sportplätze und Gänsweid mit Grillhütte sind recht kurz.
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