Check

Wie es in Plankstadt für Fußgänger weitergeht

Die Planersocietät aus Karlsruhe überreicht der Gemeinde den Abschlussbericht des Fußverkehrschecks und gibt dabei Tipps fürs weitere Vorgehen.

Von 
Volker Widdrat
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Der vom Land unterstützte Fußverkehrs-Check für Plankstadt endete mit einem Abschlussworkshop, bei dem das Fachbüro Planersocietät die Ergebnisse an Bürgermeister Nils Drescher und die Teilnehmer weiterreichte. © Widdrat

Plankstadt. Die Gemeinde war als eine von zwölf ausgewählten Kommunen bei 52 Bewerbern in Baden-Württemberg beim Fußverkehrscheck dabei. Auftakt für das geförderte Projekt, bei dem der Fußverkehr im Ort unter die Lupe genommen werden sollte, war Anfang Oktober. Bei zwei Begehungen im November mit Bürgerinnen und Bürgern wurden vor Ort einige Schwachstellen ermittelt und Lösungen diskutiert. Bei einem Abschlussworkshop am Donnerstagabend stellten nun die Gemeinde und das Fachbüro Planersocietät aus Karlsruhe die erarbeiteten Vorschläge zur Fußverkehrsförderung vor.

Bürgermeister Nils Drescher begrüßte 18 Zuhörer im Trausaal, darunter einige, die bei allen Veranstaltungen unter dem Motto „Ideen für ein attraktives Ortszentrum“ dabei waren. Jan Hauenstein und Florin Jungemeyer vom Karlsruher Fachbüro präsentierten an diesem Abend Stärken und Schwächen des Fußverkehrs vor Ort sowie Handlungsfelder und Maßnahmenvorschläge.

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Verkehrspolitische Ziele des Landes sind, den Fußverkehrsanteil von aktuell 22 bis ins Jahr 2030 auf 30 Prozent der Wege zu erhöhen und deutlich mehr lebendige und verkehrsberuhigte Ortsmitten zu schaffen. Das Land unterstützt Kommunen bei solchne Fußverkehrs-Checks. Die Infrastruktur ist durch das Landesgemeindeverkehrs-Finanzierungsgesetz (LGVFG) explizit förderfähig. Seit zwei Jahren gibt es Fußverkehrsbeauftragte in allen Regierungspräsidien.

Nicht alle Vorschläge können sofort umgesetzt werden. Die Entscheidung liegt bei den politischen Gremien, der Straßenverkehrsbehörde und beim Straßenbaulastträger. Ein Fußverkehrs-Check ist auch kein Konzept. Der Abschlussbericht will Hintergrund und Ablauf, Vorschläge nach Handlungsfeldern sowie Empfehlungen für die weitere Fußverkehrsförderung abbilden. Hauenstein wird nun etwa 15 bis 20 Themen in die Dokumentation einarbeiten. Der Fußverkehr sei ein bislang vergessenes Verkehrsmittel, führte der Verkehrsplaner aus. Fußverkehrsförderung komme vor allem jenen zugute, die aufgrund ihres Alters oder aus gesundheitlichen Gründen auf diese Fortbewegung angewiesen sind.

Stärken und Schwächen in Plankstadt identifiziert

Durchgängigkeit, Querung, Barrierefreiheit, Aufenthaltsqualität, Öffentlichkeitsarbeit und Schulwege sind einige der vielen Handlungsfelder. Als Stärken zeigen sich in Plankstadt die Umgestaltung der Ortsmitte, verkehrsberuhigte Bereiche, viele Querungsanlagen sowie die fußläufige Erreichbarkeit innerhalb der Gemeinde. Schwächen sind dagegen die Gehwegparker im gesamten Gemeindegebiet, die fehlende Barrierefreiheit, große Querungsdistanzen in Knotenpunkten sowie fehlende Beleuchtung und schlechter Zustand der Gehwege. Querungen von Fahrbahnen stellen für Fußgänger im Alltag häufig die größten Hindernisse dar. Im Bereich von Schubert-, Max-Reger-, Ladenburger- und Wieblinger Straße sorgen große Distanzen für schlechte Sichtbeziehungen. Eine Fahrbahnverengung durch vorgezogene Seitenräume könnte ein Ansatz sein, zuerst provisorisch durch Markierungen, anschließend durch bauliche Verbreiterung des Gehwegs.

Planersocietät-Mitarbeiter Jan Hauenstein präsentierte im Trausaal die Stärken und Schwächen des Fußverkehrs vor Ort und lieferte dazu Maßnahmenvorschläge nach Handlungsfeldern. Bild: Widdrat © Widdrat

In der Jahnstraße auf Höhe der Sportplätze könnte eine sogenannte Gehwegnase eingerichtet werden, um die Querungsfurt zu verkürzen und abzusichern. Die Ampel in der Jahnstraße auf Höhe der Gutenbergstraße sollte in den Freigabezeiten angepasst werden. Oft werden Sichtfelder in Knotenpunkten durch Autos eingeschränkt. Durch Markierungen und Halteverbote in Kreuzungsbereichen könnte da Abhilfe geschaffen werden.

Barrierefreier Ausbau in Plankstadt Thema

Bei einer baulichen Lösung sollte auf einen barrierefreien Ausbau geachtet werden, mahnte Hauenstein an. Manchmal solle auch überprüft werden, ob ein Fußgängerüberweg möglich ist. In der Friedrichstraße vor der Schule schränkt der Hol- und Bringverkehr durch Elterntaxis die Gehwege ein. Die Sichtfelder auf zu Fuß gehende Kinder werden stark eingeengt. Die Fläche vor der Schule könnte durch bauliche Elemente frei gehalten werden. „Elternhaltestellen“ könnten ein Stück weiter weg eingerichtet werden. Das gilt auch für den Bereich um die Humboldtschule, wo ebenso viel Verkehr in den Morgenstunden herrscht.

Einbahnregelungen könnte es in der Schubertstraße und im Antoniusweg geben. Die Teilnehmer durften die ausgearbeiteten Handlungsfelder bewerten und erneut Maßnahmenvorschläge machen. Ein großes Manko in Plankstadt: Im gesamten Ort werden Gehwege durch parkende Fahrzeuge stark eingeschränkt. Markierte Parkflächen, einseitige Parkverbote, Einbahnstraßenregelungen und Kontrollen müssten hier Abhilfe schaffen. Aber auch die Bepflanzung schränkt Gehwege ein, ein regelmäßiger Grünschnitt sei öfter nötig. Beim Thema Hundekot waren bei den Begehungen gar nicht so viele Hinterlassenschaften gefunden worden. Die Gemeinde mache viel dagegen, meinte Bürgermeister Nils Drescher: Unzählige Kotbeutelhalter, Reinigung, Mängelmelder, Appell an die Hundehalter: „Mehr können wir nicht tun.“

Die Beleuchtung der Fußwege ist oft mangelhaft, das sollte überprüft und verbessert werden, auch die Straßenraumbeleuchtung überhaupt, hieß es. Beim Spielplatz im Antoniusweg sei der Haupteingang durch parkende Autos versperrt. Das könne baulich verändert werden. Die Planer schlagen vor, das gesamte Gemeindegebiet attraktiver zu gestalten und dadurch die Aufenthaltsqualität zu erhöhen. Plätze könnten durch Beschattung, Grün, bespielbare Elemente, Wasserspiele und Sitzgelegenheiten ausgestaltet werden. Hauenstein empfahl dazu regelmäßige Öffentlichkeitsarbeit, etwa über die Infotafel am Bürgerbüro.

Schon früh die Fußgänger in Plankstadt mit einbeziehen

Zum zweiten Mal gab es an dem Abend die Gelegenheit, Anregungen zu dem Maßnahmenkatalog einzubringen. Bereits kleine Veränderungen könnten große Effekte erzielen, führte Hauenstein abschließend aus und plädierte dafür, zusätzlich bestehende Potenziale und Chancen zu nutzen. Bei zukünftigen Planungen und politischen Entscheidungen sollten Fußverkehrsbelange stärkere Berücksichtigung finden.

Der Planer hatte noch weitere Tipps parat: „Machen Sie Fußverkehr zu einem Thema in der Kommune, intensivieren Sie Fußverkehrsthemen zum Beispiel in Arbeitskreisen.“ Dazu gehöre auch die Bereitstellung finanzieller und personeller Ressourcen. Aus dem Projekt könnten Schulwegepläne oder ein Fußverkehrskonzept entstehen.

Mit einem Abschlussimpuls konnten die interessierten Besucher ihre Vorschläge noch priorisieren. Und wie geht es nun weiter? Die Experten des Fachbüros Planersocietät werden bis zum Frühjahr einen Abschlussbericht verfassen, als Grundlage für die Prüfung und Bewertung der Empfehlungen und Maßnahmenvorschläge durch die Verwaltung, die Verkehrsbehörde und die politischen Gremien. Ideen und Anregungen für eine systematische Fußverkehrsförderung in Plankstadt werden aber weiterhin von der Verwaltung angenommen.

Freier Autor Volker Widdrat ist freier Mitarbeiter.

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