Uni Heidelberg

Ausstellung in Heidelberg: Reilingen mit Burg Wersau Wiege der Universität

Die neu eröffnete Ausstellung im Museum beleuchtet die Bedeutung der Burg Wersau für die Gründung der Hochschule Heidelberg und erfüllt Reilingens Bürgermeister Stefan Weisbrod mit Stolz.

Von 
Stefan Kern
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Dr. Roland Prien (v. l., Heidelberger Zentrum Kulturelles Erbe), Benny Schaich-Lebek (Vorsitzender Arbeitskreis Burg Wersau), Bürgermeister Stefan Weisbrod, Altbürgermeister Walter Klein, Bürgermeisterstellvertreter Peter Geng und Prorektor Professor Dr. Matthias Weidemüller, bei der Eröffnung der Ausstellung über die Burg Wersau und mit einem Reilinger Käskuchen. © Stefan Kern

Reilingen. Ein Bürgermeister hat viele Termine. Und zugegeben, nicht alle sind erwähnenswert. Doch mit diesem Termin verhält es sich anders. Daran ließ Bürgermeister Stefan Weisbrod nicht den geringsten Zweifel aufkommen. Man werde, so sagte es der Mann selbst, als Bürgermeister eines kleinen Orts nicht wirklich oft exklusiv von der ältesten Universität Deutschlands zu einem kleinen Festakt zur Eröffnung einer Ausstellung im Universitätsmuseum eingeladen.

Aber genau das geschah und zwar aus gutem Grund. Verbindet die 1386 gegründete Universität doch ein untrennbares Band mit Reilingen. Im Grunde, sagte es Dr. Roland Prien vom Heidelberger Zentrum Kulturelles Erbe, sei Reilingen mit seiner Burg Wersau die Wiege des Universität Heidelberg. Empfing hier doch Kurfürst Ruprecht I. am 24. Juni 1386 die Gesandten des Papstes Urban VI. und bekam die Urkunde mit der Genehmigung zur Einrichtung eines „studium generale“ für Heidelberg überreicht.

Reilingen als "Wiege der Uni Heidelberg": Ein wichtiger Staatsakt

Heute ist von der Burg nichts mehr zu sehen. Doch damals muss die Burg Wersau ein beeindruckendes Bauwerk gewesen sein. So beeindruckend und repräsentativ, dass sie von den Herrschern damals als Szenerie für dieses Zeremoniell gewählt wurde. Für den Kurfürst war das damals ein wichtiger Staatsakt. Erlaubte dieses Dokument den Wittelsbachern doch, mit den Luxemburgern und Habsburgern gleichzuziehen, die in Prag (1347) und Wien (1365) bereits Universitäten gegründet haben.

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Von diesem Burg-Glanz ist jedoch kaum etwas übrig geblieben. Dass wir überhaupt von der Burg wissen und vor allem, wo sie genau stand, verdanken wir, betont Prien, engagierten Bürgern, die sich für das Areal Schlossmühle stark gemacht haben und damit verhinderten, dass die Geschichte der Burg Wersau weiter dem Vergessen anheimfällt.

Reilingen als "Wiege der Uni Heidelberg": Bürger und Universität bringen gemeinsam Licht ins Dunkle

Auch der Vorsitzende des Arbeitskreises Burg Wersau, Benny Schaich-Lebek, sprach im Rahmen der kleinen Eröffnungszeremonie von einem Glücksfall. Vereint hätten Bürger und die Universität Licht ins Dunkle gebracht. Prien sprach in diesem Kontext von zwei Bändern, die die Universität mit Reilingen verbinde. Ein altes, das bis ins Jahr 1386 reicht, und ein junges, das die vergangenen zehn Jahre umfasst.

Auf die Bedeutung des letzteren wies der Prorektor der Universität Heidelberg, Professor Dr. Matthias Weidemüller, hin. Das Projekt Burg Wersau, das Bürger und die Universität gemeinsam vorangebracht hätten, sei ein gutes Beispiel dafür, wie man Forschung und Gesellschaft wieder näher zusammenbringe. Ohne diese Kooperation, wäre das Wissen über die Burg Wersau, ihre doch beachtliche machtpolitische und wirtschaftliche Bedeutung und eben auch ihre Bedeutung für die Universität Heidelberg, deutlich schmaler.

Zwar hätte man von der Existenz der Burg gewusst, so Prien, doch ihre genaue Lage sei bis 2007 unklar gewesen. In Sachen Burg Wersau spricht man in der Wissenschaft von Quellenarmut. Obwohl die Burg von einiger Bedeutung gewesen sei, wüsste man nicht viel. Im 15. und 16. Jahrhundert habe sie ihre Hochzeit erlebt. Ihr Niedergang begann im 17. Jahrhundert mit dem 30-jährigen Krieg 1618 bis 1648. Ihr endgültiges Aus brachten der Burg dann die Franzosen im Jahr 1689 bei. Der damalige Feldzug hinterließ solch große Zerstörungen, dass ein Wiederaufbau als nicht mehr lohnenswert erschien.

Reilingen als "Wiege der Uni Heidelberg": „Stolz wie Oskar“

Kurfürst Johann Wilhelm von der Pfalz (1658 bis 1716), erzählt Prien, entschied sich damals dafür, die begrenzten Mittel in Schwetzingen zu investieren und die Burg Wersau dem Verfall zu überlassen. Die Geschichte lässt sich nicht mehr rückgängig machen. Doch es wäre schön, sindsich Prien und Schaich-Lebek einig, wenn die Burg Wersau zumindest einen Teil ihrer Bedeutung zurückbekäme und sie auf der touristischen Landkarte einen Platz fände.

Die Burg Wersau, so Prien, werde kein zweites Schwetzingen. „Doch etwas mehr Glanz hätte sie verdient“. Ein Satz, den Weisbrod natürlich mit einem strahlenden Lächeln quittierte. Der universitäre Glanz über Reilingen mache jetzt schon „stolz wie Oskar“. Wenn es nun noch gelänge die Burg wieder etwas mehr ins Licht zu rücken, wäre das nicht nur für Reilingen „eine große Sache“.

Freier Autor Stefan Kern ist ein freier Mitarbeiter der Schwetzinger Zeitung.

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