Reilingen. Mit „Zähnen und Klauen“ werde er eine „Zerschneidung der Gemarkung verhindern“, so Bürgermeister Stefan Weisbrod in der letzten Gemeinderatssitzung des Jahres, als die Planungen der DB Netze AG für die neue Bahnstrecke Mannheim nach Karlsruhe auf der Tagesordnung standen.
Mitte der 1990er schloss sich Deutschland internationalen Verträgen an, die dazu dienen, den Schienenverkehr zwischen Rotterdam und Genua zu stärken, um die beiden Wirtschaftsräume an der Nordsee und am Mittelmeer zu stärken. Die bestehende Ferntrasse ist an ihren Kapazitätsgrenzen, in der Region muss eine Trasse für zwei Bahngleise gebaut werden. Noch sind die Überlegungen, wie die Neubaustrecke in der Region geführt werden soll, am Anfang. Fest stehen jedoch schon der Anfangs- und der Endpunkt. Vom Mannheimer Rangierbahnhof soll die Strecke den Güterbahnhof in Karlsruhe erreichen.
Wie den Unterlagen zu entnehmen ist, die von der Verwaltung für den Tagesordnungspunkt aufgelegt wurden, hat die Bahn den gesamten Korridor zwischen Kraichgau und Pfälzer Wald untersucht und dabei einige Gebiete ausgeschlossen, die für den Bau einer zweigleisigen Strecke zu dicht besiedelt sind – in etwa die Strecke von Heidelberg über Bruchsal nach Karlsruhe.
Quer durch den Hardtwald
Nunmehr, mit einem etwas schlankeren Suchraum, sogenannte einen Kilometer breite Linienkorridore, rückt der hiesige Sprengel ins Visier der Planer. So führt ein möglicher Abschnitt östlich an Plankstadt und westlich an Eppelheim vorbei Richtung Autobahn und dann parallel zu dieser durch den Hardtwald und mitten durch St. Leon-Rot hindurch. Eine mögliche linksrheinische Trasse könnte in Höhe der Ziegelei beim Herrenteich über den Rhein kommen, nahe am Hockenheimer Süden vorbeigeführt werden und in Reilingen östlich von Herten II über den Sand- und Hofweg sowie die Burg Wersau hinweg in Richtung St. Leon-Rot führen.
Es sind dies zwar alles noch Spekulationen, doch aus den Linienkorridoren wird irgendwann Realität werden. Angesichts der dichten Besiedlung in der Region wird wohl ein Kompromiss gefunden werden müssen, der den wenigsten schmerzt. Doch der Schmerz wird bleiben, weshalb Weisbrod bei diesen Planungen „enorme landschaftliche Nachteile“ befürchtet.
Der Bürgermeister nutzte die Gelegenheit, aus einem Schreiben des hiesigen Bundestagsabgeordneten Olav Gutting zu zitieren. Dieser hatte seine Sorge, „dass die linksrheinische Variante schon vom Tisch sei“, der Bahn vorgetragen und dieser sei „ausdrücklich widersprochen“ worden.
Linksrheinische Variante
„Auch die linksrheinisch Variante ist trotz notwendiger Rheinquerung nach wie vor im Rennen“, stellt Gutting aus einem Gespräch von Parlamentariern mit der Deutschen Bahn zu dem Projekt Güterbahntrasse Mannheim-Karlsruhe fest.
„Ich habe nochmals darauf hingewiesen, dass die möglichen Trassenkorridore in der Region unheimlich eng sind und mit großen Widerständen zu rechnen ist. Darüber ist schon jetzt klar, dass das Projekt aufgrund der Gegebenheiten in unserer dicht besiedelten Region mit langen und sehr teuren Tunnelstrecken zu planen wäre“, zitiert Weisbrod den Bundestagsabgeordneten, den er ebenso als Mitstreiter gegen die Pläne der Bahn sieht wie die anderen Abgeordneten im Sprengel, sei es auf Bundes- oder Landesebene.
„Mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln“ will sich Weisbrod gegen die im Raum stehenden Korridore wehren, die er „auf das schärfste zurückweist“. Gemeinsam mit den Abgeordneten hofft er, die Pläne vom Tisch zu bekommen. Eine Meinung, die vom Gemeinderat einhellig gebilligt wurde.
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