Natur

Hardtwald bei Reilingen: „Öl, Kohle und Gas müssen im Boden bleiben“

Vertreter von Forst BW klären bei einer Begehung über den Zustand des Hardtwaldes im Rhein-Neckar-Kreis – und explizit bei Reilingen – auf. Der Klimawandel ist dabei zentrales Thema.

Von 
Lukas Heylmann
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Der Landtagsabgeordnete Andreas Sturm, Reilingens Bürgermeister Stefan Weisbrod und Förster Bernd Schneble, bei Forst BW Leiter des Forstbezirks Hardtwald, sind erschüttert vom Zustand des Waldes. © Busse

Reilingen. „Wir bekommen viele Nachfragen zu unserer Arbeit und wir informieren auch gerne über das, was wir tun.“ Mit diesen Worten eröffnete Bernd Schneble, bei Forst BW Leiter des Forstbezirks Hardtwald, eine Waldbegehung mit dem Landtagsabgeordneten Andreas Sturm (CDU), Bürgermeister Stefan Weisbrod sowie einigen Gemeinderäten und interessierten Bürgern.

Nach einer kurzen Einführung dazu, wie der Staatswald in Baden-Württemberg aufgeteilt ist, ging es sozusagen direkt ans Eingemachte: Schneble, sein Stellvertreter Martin Borowski sowie Volker Böning, der unter anderem für das Gebiet rund um Reilingen zuständig ist, begannen zu erläutern, wieso der Wald in einem so sichtlich desolaten Zustand ist.

Hardtwald bei Reilingen: Klimawandel als Ursache

So komplex das Ökosystem Wald an sich ist, so eindeutig ist laut den Experten der Grund für die sichtbaren Schäden: der Klimawandel. „Dass wir so viele Bäume fällen, hat nichts mit der Bewirtschaftung zu tun. Wenn wir mehr für den Wald tun wollen, müssen Öl, Kohle und Gas im Boden bleiben“, erklärte Schneble. Es sei wichtig, zwischen planmäßiger und zufälliger Nutzung zu unterscheiden. Erstere meint die tatsächliche Bewirtschaftung, letztere bezieht sich auf Bäume, die wegen Schäden gefällt werden müssen, auf die die Förster keinen Einfluss haben. Schnebles Beispiele sind Dürre, Sturmauswirkungen oder Borkenkäfer.

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Besonders in den Jahren von 2018 bis 2020 hatte laut Schneble die zufällige Nutzung in ganz Baden-Württemberg zugenommen. Auf das Land bezogen war die Situation 2021 und 2022 wieder besser geworden – nicht jedoch im Forstbezirk Hardtwald, in dem rund 80 Prozent der gefällten Bäume aufgezwungen und abgestorben seien.

Das zeigte sich auch bei der Begehung, die Forst BW anhand von drei sogenannten Waldbildern aufgebaut hatte. Dabei handelte es sich um Stationen im Wald um Reilingen, die unterschiedliche Aspekte des Themenkomplexes veranschaulichen sollten. Am ersten Punkt ging es um die Auswirkungen des Klimawandels und darum, wie sehr vor allem Buchen und Kiefern unter Hitze und Dürre leiden. Zwar inspirierte dieses Bild eine Teilnehmerin zu der Frage, ob das bei diesem Zustand überhaupt noch Wald sei oder nur Gerümpel, aber selbst dort konnte Bernd Schneble anhand von natürlich nachwachsenden Buchen etwas Hoffnung aufzeigen. „Wenn es überall so wäre wie hier, hätte ich keine Sorgen um den Erhalt des Waldes“, so der Forstbezirksleiter.

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Das zweite Waldbild konzentrierte sich auf die Vermittlung der Maßnahmen, die dem Forstbetrieb möglich sind, um dem Wald wieder auf die Sprünge zu helfen. In einem Waldareal hatte die spätblühende Traubenkirsche für Probleme gesorgt und verhindert, dass andere Baumarten eine Chance hatten, nachzuwachsen. „Wir haben die Pflanzen inklusive Wurzeln mit einem Bagger abgetragen und auf Erdwälle gelegt“, erklärte Martin Borowski.

Danach habe Forst BW mehrere passende Baumarten neu angepflanzt und eine Brunnenanlage gebaut, die Pflanzen im Radius von einem Kilometer bewässern kann. Ob das Projekt gelingt, sei noch nicht hundertprozentig klar und zeige sich erst in einigen Jahren, doch die drei Förster sind zuversichtlich.

Begehung des Hardtwalds bei Reilingen: Kermesbeere kein Grund zur Panik

Bevor es zum dritten Waldbild weiterging, kam aus den Reihen der Teilnehmer die Frage nach der Kermesbeere auf. Volker Böning hatte zufällig ein frisch ausgegrabenes Exemplar zur Anschauung dabei. Doch so lästig die Kermesbeere sei, sie sei kein Grund zur Panik, erklärte Bernd Schneble. Und so aktiv die Pflanze beispielsweise in der Schwetzinger Hardt sei, in der Lußhardt sei sie noch kein Problem.

Zum Abschluss präsentierten die drei Forst-BW-Vertreter einen Bestand aus Eichen und Roteichen, die zwischen 70 und 100 Jahre alt sind. „Noch halten diese Bäume die Bedingungen aus“, erläuterte Bernd Schneble. „Doch sie sind auch eine Mahnung an uns, denn dass das so bleibt, ist nicht garantiert.“

Sowohl der Abgeordnete Sturm als auch Bürgermeister Weisbrod lobten die unermüdliche Aktivität der Förster und zeigten sich dankbar für die ausführlichen Erklärungen bei der Begehung. Und auch die etwas kritischeren Teilnehmer wirkten am Ende etwas überzeugter davon, dass es den Förstern letztlich eben um den Erhalt des Waldes geht.

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