Reilingen. Es war wieder so wie früher: Das Tauziehturnier der „Reilinger Buwe“ zog am Samstagnachmittag die Besuchermassen zum Herrenbuckel. Das Revival der legendären Veranstaltung zum 25-jährigen Bestehen des Vereins kam bestens an.
Vor den Wettkämpfen stand das Wiegen auf der Palette an. Denn für die sechs Teilnehmer einer Mannschaft galt ein Gesamtgewichtlimit von 550 Kilogramm. Sechs solcher Männersextetts gaben dem Tauziehsportverein die Ehre, dazu gingen noch fünf Mixed-Teams an das rund 34 Meter lange Seil. Die blau-weiße Gemeindeflagge mit dem Hasen wehte über der Arena Rutilo. Die Fahnen von Baden-Württemberg, von Deutschland und die blaue Europa-Flagge mit den zwölf goldenen Sternen flatterten im Wind. Die Sonne schaute aus den Wolken hervor, als die Mannschaften zu Fanfarenklängen auf den Turnierplatz marschierten – alle mit stolzer Brust und vor Kraft nur so strotzend. Arena-Sprecher Jörg Söhner kündigte eine illustre Neuauflage des legendären Tauziehturniers an. Er sollte recht behalten.
Jede Menge Unterstützer beim Tauziehen in Reilingen
„Stiftung Wadentest“ und „Feuerwehr Hockenheim“ waren aufgeregt am Start, das Team „Labello“ und die „Carl Benz Buwe“ von der gleichnamigen Schule in Mannheim legten sich ebenso ins Seil. Die „Hydro-Bierbank“ war mit jeder Menge Unterstützern von der Partie und auch die „Bacardi Buwe“ aus Rheinau, von denen einige schon damals bei Turnieren auf dem Herrenbuckel mitgezogen hatten, erwiesen den Gastgebern zum Jubiläum ihre Referenz. Die jüngsten Trainingspartner der „Reilinger Buwe“ hatten ebenso viele Fans mitgebracht.
Bei den gemischten Fünfer-Teams konnten es die „Furchenzieherinnen“ und die „Firma Blanco“ kaum erwarten, auf die Wiese zu gehen. Auch die Mannschaften von „CTauJM“ und „ZiehVJM“ hatten sich auf den Großkampftag fleißig vorbereitet. Die „Junge Union Horan“ mit dem Landtagsabgeordneten Andreas Sturm als Mannschaftskapitän wollte sich achtbar aus der Affäre ziehen, ansonsten hätte man auf eine Entscheidung am „grünen Tisch“ gedrängt, war kurz vor dem Turnier zu hören.
Die Mannschaften mussten nicht groß motiviert werden. Sprüche auf den Trikots wie „Quäl dich, du Sau“ oder „Halt die Schnuud und zieh“ waren Ansporn genug. Söhner gab das Mikrofon an den Vorsitzenden der „Reilinger Buwe“, Markus Dobusch, weiter. Der freute sich mit seiner Truppe über die engagierten Teilnehmer und den großartigen Publikumszuspruch. Ein Dank ging an Familie Schell für die Überlassung des Sportplatzes auf dem Gelände der ehemaligen Besenwirtschaft.
Er sei stolz auf seine „Buwe“, meinte Dobusch, „auch wenn es mit den Jahren ruhiger geworden ist um uns“. Es sei schon lange her, dass der 1998 nach einem Laienturnier in Ladenburg gegründete Verein, der damals schon im zweiten Jahr die deutschen Meisterschaften ausrichtete, an Turnieren teilgenommen hat. Aktiv am Seil sei man nicht mehr, aber es gebe noch ein Fernziel, so der Vorsitzende weiter: „Wir wollen eine Mannschaft stellen für die Weltmeisterschaft im Tauziehen 2024 in Mannheim.“
Handschuhe sind beim Tauziehen verboten
Beim Tauziehsport gibt es feste Regeln. Die „Reilinger Buwe“ in ihren grün-weißen Trikots, die auf der Wiese hinter dem Hof einen Bauwagen zum Vereinsheim umfunktioniert und dort wieder mit dem Training angefangen haben, zeigten vor dem Turnierbeginn den Hobby-Ziehern, wie es richtig geht. Trainer Jürgen Schell erläuterte das Prozedere.
Handschuhe sind verboten, die bloßen Hände müssen für den festen Griff am Seil sorgen. Die Markierungen mit Rot in der Mitte, Weiß als Marke für die Zugdistanz und Gelb als Fünf-Meter-Markierung und die Stelle, an der der vorderste Zieher zugreifen darf, sind besonders wichtig. Bei Regelverstößen werden die Mannschaften verwarnt und nach dem zweiten Mal disqualifiziert. Das Klemmen des Seils ist nicht erlaubt und das Hinsetzen auch nicht. Wenn nacheinander die Kommandos „Seil auf!“, „Fertig!“ und „Pull!“ ertönen, dann geht der Zug los.
Wer hat in Reilingen am besten gefrühstückt?
Nach dem Demonstrationsziehen der Gastgeber war gleich die Vorrunde geprägt vom unermüdlichen Ehrgeiz der Teilnehmer. Der Rasen war ideal präpariert, nicht zu hart und nicht zu weich. Die groben Schuhe suchten sich nach und nach ihren Halt in den immer tiefer werdenden Löchern. Da zwickte es schon mal in den Waden. Und schnell zeigte sich, wer richtig gut gefrühstückt hatte.
Die Ergebnisse
Wettbewerb Männer bis 550 Kilogramm: 1. Stiftung Wadentest, 2. Hydro-Bierbank, 3. Labello.
Wettbewerb Mixed-Teams: 1. Firma Blanco, 2. CTauJM, 3. Furchenzieherinnen. vw
Die Zuschauer geizten nicht mit Beifall und sorgten für Feststimmung. Trainer feuerten unermüdlich an und so mancher Zieher hörte gar nicht mehr auf zu keuchen. Die Oberschenkel brannten. Es gab jeweils zwei Züge mit Seitenwechsel. Zum Schluss klatschten sich die Teams in der Mitte ab. Tauziehen ist ein fairer Mannschaftssport.
Nach den Wettkämpfen wird in Reilingen gefeiert
In der Endrunde erreichten die „Stiftung Wadentest“ und die „Firma Blanco“ die jeweiligen Finals. Als bei den letzten Wettkämpfen die Sonne unterging, war das große Feiern angesagt. Nachmittags gab es Kaffee und Kuchen. Kühle Getränke und Gegrilltes waren die ganze Zeit im Angebot. Bei der Siegerehrung gratulierten Bürgermeister Stefan Weisbrod und die Vorsitzende der Kultur- und Sportgemeinschaft, Sabine Petzold, im Namen der Gemeinde. Die Vorsitzende des Sportkreises Mannheim, Sabine Hamann, überbrachte die Glückwünsche des Badischen Sportbundes Nord.
Die „Reilinger Buwe“ hatten nach 13 Jahren Pause mit einem gelungenen Revival aufgewartet. Abends rockte noch die Band „Dougie & the blind brothers“ aus Hockenheim das erfolgreiche Tauziehfest auf dem Herrenbuckel.
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