Verwaltungsgemeinschaft. Keiner geht fort, alle sind daheim. Ein Satz, der treffend die Situation während der Corona-Pandemie beschreibt und der seinen Niederschlag auch in der polizeilichen Kriminalstatistik des Polizeireviers Hockenheim für das Jahr 2021 findet: Wohnungseinbrüche auf einem historischen Tief und die Straßenkriminalität ebenfalls – Lockdown und Home-Office als vorbeugende Faktoren.
Die Kriminalstatistik des Reviers Hockenheim, zu dessen Zuständigkeit neben der Großen Kreisstadt Hockenheim auch die Gemeinden Altlußheim, Neulußheim und Reilingen gehören, weist einen historischen Tiefstand aus. Für den gesamten Bereich wurden im vergangenen Jahr 2047 Straftaten registriert – der niedrigste Stand seit fast einem Vierteljahrhundert.
Revierleiter Manfred Krampfert listet die Straftaten der einzelnen Jahre nicht nur detailliert auf, er hat auch eine Statistik errechnet, die den Durchschnitt an Straftaten der Jahre 2007 aus 2021 ausweist. Mit diesem Durchschnittswert kann er vermeiden, dass jährliche Schwankungen zu stark ins Gewicht fallen. So lag beispielsweise die Zahl der Straftaten im Bereich des Reviers im Jahr 2020 bei 2619, was gegenüber dem Vorjahr einen Rückgang von 572 Straftaten impliziert. Im Durchschnitt der vergangenen 14 Jahre lag die Zahl der Straftaten allerdings bei 2390 – der Rückgang ist nicht mehr ganz so gewaltig, aber in der langen Reihe deutlich.
Rückgang der Delikte
Die Abnahme der Straftaten um über ein Fünftel gegenüber dem Vorjahr liegt noch deutlich über dem Rückgang auf der Ebene des Polizeipräsidiums, der bei gut 16 Prozent steht. Schlüsselt man den prozentualen Rückgang der Straftaten auf die Kommunen auf, so beträgt er für Hockenheim 16,4 Prozent, für Neulußheim 13,4 Prozent, für Reilingen 30,6 Prozent und für Altlußheim gar 42,1 Prozent.
Der unterschiedliche hohe Rückgang der Straftaten lohnt einen Blick in die Statistik der einzelnen Kommunen (die Zahlen für die Große Kreisstadt Hockenheim haben wir schon detailliert vorgestellt).
Höchste Aufklärungsquote
Für die Gemeinde Reilingen fällt auf, dass die Zahl der Straftaten erstmals seit zwei Jahren wieder rückläufig ist. Von 484 Delikten im Jahr 2020 sank die Zahl auf nunmehr 336 und damit unter das langjährige Mittel von 347 Straftaten. Einzig die Sachbeschädigungen an Fahrzeugen, 17 gegenüber 16 im Vorjahr, sowie Zahl der Rohheitsdelikte mit 39 und 34 im Vorjahr – Langzeitschnitt 31 Delikte – weisen Steigerungen aus, ansonsten sind nur rückläufige Fallzahlen auszumachen. Besonders freut sich die Polizei über nur noch zwei Wohnungseinbrüche, im Vorjahr waren es noch acht, wie auch über den Rückgang der schweren Diebstähle von Fahrrädern: vier statt zwölf. Bei den „schweren“ Diebstählen handelt es sich um Räder, die gesichert waren.
Ein deutlicher Rückgang ist auch bei der Rauschgiftkriminalität zu verzeichnen. Die Zahl der Fälle sank von 98 auf 63. Hier spielt noch eine Besonderheit der Reilinger Statistik hinein: 43 der Fälle ereigneten sich auf der Bundesautobahn A 6 und dem Parkplatz Herzkammer. Bei der Polizei ist stets der Tatort jener, der in die Statistik eingeht, auch wenn die Autobahn ursächlich nichts mit der Gemeinde gemeinsam hat, was sich auch in den Vermögens- und Fälschungsdelikten niederschlägt, die mit 63 Fällen in der Statistik steht, im Vorjahr waren es 92 Delikte. Überwiegend handelt es sich dabei um Betrugsdelikte, 36, und Urkundenfälschungen, 24. Letztere wurden fast alle auf der Autobahn festgestellt – Verstöße gegen das Ausländer- und Asylverfahrensgesetz.
Diese „Autobahnkriminalität“ führt in Reilingen zu zwei Besonderheiten: Die Häufigkeitszahl und die Aufklärungsquote sind besonders hoch. Die Häufigkeitszahl bezeichnet die Zahl der Straftaten pro 100 000 Einwohner und ist eine Vergleichsgröße. Für Reilingen liegt die Zahl bei einem Wert von 4294. Rechnet man das gute Drittel an Straftaten heraus, die ihre Ursache in der Autobahn haben, sinkt der Wert auf 2620. Zum Vergleich: Neulußheim, 2895, und Altlußheim, 2951, weisen knapp höhere Werte aus.
Hingegen liegt die Aufklärungsquote in den beiden Lußheim-Gemeinden bei ungefähr 50 Prozent – in Reilingen sind es 71 Prozent, was auch seine Ursache in der Autobahn hat. Ertappt man einen Rauschgiftdealer, ist der Fall gleichzeitig aufgeklärt. Rechnet man auch hier die Autobahn heraus, sinkt die Aufklärungsquote in Reilingen auf gut 60 Prozent.
Unter dem Durchschnitt
Der positive Abwärtstrend in Sachen Kriminalität findet auch in Neulußheim seinen Niederschlag, wo im vergangenen Jahr gerade mal noch 207 Delikte registriert wurden. 32 weniger als im Vorjahr und weniger als im langjährigen Mittel mit 216 Delikten. Mit ihrer Häufigkeitszahl von 2895 liegt auch die Vier-Sterne-Gemeinde deutlich unter dem Wert des Kreises, der bei 3782 rangiert.
Einen Anstieg verzeichnet Neulußheim bei den Wohnungseinbrüchen – von zwei kletterte die Zahl auf drei. Im langjährigen Durchschnitt sind es fünf – ein erfreulich niedriges Niveau, wie es in der Kriminalstatistik heißt. Gleiches lässt sich über die Autoaufbrüche sagen: drei im vergangenen Jahr, zwei im Vorjahr und acht im Durchschnitt seit 2017.
Die Zahl der schweren Fahrraddiebstähle ist mit elf gegenüber dem Vorjahr mit zehn fast stabil, der Durchschnitt liegt bei 24. Allerdings, im Schnitt der vergangenen drei Jahre sank er auf sechs.
Als erfreulich wertet die Polizei den Rückgang bei den Rohheitsdelikten, von denen 27 Eingang in die Statistik fanden. Im Vorjahr waren es noch 37 Delikte, nunmehr pendelt sich die Zahl beim langjährigen Durchschnitt ein. Stark gestiegen sind hingegen mit 59 Fällen die Vermögens- und Fälschungsdelikte. 36 waren es noch im Vorjahr, 34 sind es im Schnitt der Jahre. Ursächlich für die Steigerung sind in erster Linie Waren- und Warenkreditbetrügereien.
316 Straftaten im Jahr 2020, deren 183 im vergangenen Jahr – in Altlußheim ist die Kriminalität nicht zuhause. Mit einem prozentualen Rückgang der Straftaten um über 40 Prozent ist die Gemeinde der Spitzenreiter in der Verwaltungsgemeinschaft. Besonders deutlich wird dies bei den Wohnungseinbrüchen, zwei Delikte, den Autoaufbrüchen – ein Fall, im Vorjahr waren es noch 16 – und bei der Straßenkriminalität, die sich mit 29 Delikten nahezu halbiert hat.
Weniger Verstöße
Bei den Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz wurden 15 Fälle registriert, gegenüber 90 im Vorjahr. Und auch die Zahl der Vermögens- und Fälschungsdelikte hat mit 39 Fälle einen deutlichen Rückgang gegenüber 72 im Vorjahr zu verzeichnen.
Die Aufklärungsquote liegt bei 51,4 Prozent, ähnlich dem Wert in Neulußheim von 48,8 Prozent. Reilingen mit seinen 60 Prozent Aufklärung liegt da ein Stück weit vorne, doch allen drei Gemeinde gleich ist, dass sich in ihnen sicher wohnen lässt und die Kriminalität auf einem niedrigen Niveau verharrt.
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