In der Ziegelstraße

Kanal in Reilingen wird mit modernem Verfahren saniert

Das Kanalnetz in Reilingen in an einigen Stellen marode. Das ergaben Untersuchungen. Unter anderem wird nun in der Ziegelstraße saniert - und das ganz ohne Baugrube. Wie das funktioniert, wird hier erklärt.

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jd
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Am Bildschirm lässt sich jeder einzelne Arbeitsschritt genau verfolgen und mit dem Joystick steuern. © Dufrin

Reilingen. Die Kanalrohre in der Gemeinde sind zum Teil schon viele Jahrzehnte alt und diese Zeit ist meist nicht spurlos an ihnen vorbeigezogen. Durch Belastungen und Erschütterungen haben sich Risse und Setzungen gebildet, vielfach sind Baumwurzeln in Muffen und anderen Schwachstellen hineingewachsen. Damit derartige Schäden nicht lange Zeit unbemerkt bleiben und bei einem Starkregen unabsehbare Folgen haben können, wird das etwa 43 Kilometer lange Kanalnetz der Gemeinde regelmäßig auf seinen Sanierungsbedarf untersucht.

Bei der vor zwei Jahren vorgenommenen letzten Inspektion nach der sogenannten Eigenkontrollverordnung war insbesondere das gravierende Schadensbild des Mischwasser-Hauptkanals der Ziegelstraße aufgefallen. Dort sind starke Oberflächenauswaschungen, angeschlagene Stutzen und undichte Muffen anzutreffen.

Da bei dieser Ortsstraße ohnehin eine Generalsanierung fällig wird, hatte der Gemeinderat im Dezember vorausgehend die Meckesheimer Firma „Erles Umweltservice“ mit den priorisierten Sanierungsarbeiten beauftragt. Schon in der ersten Februarwoche legte der regionale Dienstleister vor Ort los.

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„Das anzutreffende Schadensspektrum lässt es erfreulicherweise zu, dass auf eine offene Baugrube verzichtet werden kann“, informierte nun Diplomingenieur Simon Schuster vom Büro Willaredt. Mithilfe eines Schlauchlinereinzugs könnten Betriebssicherheit und Dichtigkeit der Ei-Profil-Haltungen in der Ziegelstraße grabenlos in geschlossener Bauweise wieder hergestellt werden. Hierbei werde das beschädigte Kanalrohr auf eine Länge von rund 290 Meter von innen heraus repariert, wobei der Zugriff direkt über den Kanalschacht erfolge.

„Dieses Inlinerverfahren bietet eine Reihe von Vorteilen“, erklärte der Abwasserexperte. Dazu gehörten eine kurze Bauzeit, eine hochwertige, langlebige Renovation und vor allem eine geringe Belastung der Anwohner durch Lärm, Schmutz und Verkehrsbehinderung. Auch liege die Nutzungsdauer eines Inliners bei etwa 50 bis 70 Jahren.

Roboter im Einsatz

In einem ersten Arbeitsschritt muss die Trockenwetterrinne aus den Haltungen mittels eines Höchstdruckwasserstrahls herausgelöst und der Abraum entsorgt werden. Erst dann kann die eigentliche Sanierung des Ei-Profils mit einer Nennweite von 500/750 Millimeter stattfinden. Dabei kommt ein spezieller, Kunststoffharz getränkter Synthesefaser-Schlauchliner zum Einsatz.

Mithilfe eines Roboters wird zunächst eine Gleitfolie in die Haltungen eingebracht und darauf folgend der Schlauchliner mit einer Seilwinde in die Haltungen eingezogen, mit Druckluft aufgeblasen und mit UV-Licht ausgehärtet. Dieser Vorgang wird mit Kameras, sowie Temperatur- und Drucksensoren überwacht und dokumentiert. Nach Aushärtung erfolgt noch eine Druckprüfung des Schlauchliners. Außerdem werden Probestücke im Schachtbereich entnommen und in einem Prüflabor deren Elastizitätsmodul sowie Wasserdichtheit untersucht.

Da aber durch dieses Verfahren die Kanalseitenzuläufe und Schachtanschlüsse verschlossen sind, werden diese noch in einem letzten Arbeitsgang mit dem Fräsroboter geöffnet, angepasst und falls vorgesehen saniert. 

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