Infoveranstaltung

Kliba zeigt in Reilingen Alternativen zu Öl- oder Gasheizung auf

Im Verbund mit einschlägigen Firmen lädt die Kliba zu einer Infoveranstaltung in die Reilinger Fritz-Mannherz-Hallen ein und klärt die Besucher über ihre Möglichkeiten im Bereich des Klimaschutzes auf.

Von 
Andreas Wühler
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Bei der Infoveranstaltung zum Thema „Erd-Wärme-Sonde – Was mach ich mit meiner Heizung“ wurden Bürger über die Gesetze und Möglichkeiten informiert. Gemeinderat Peter Schell (v.l.) war als Gast bei der Veranstaltung, Bürgermeister Stefan Weisbrod hatte zu ihr Edelbert Krämer und Stefanie Damblon (Kliba) als Referenten eingeladen, Daniel Askani (Schornsteinfegermeister) und Marco Wolf (Bauamt) standen als Experten parat. © Lenhardt

Reilingen. Wie kann der Klimaschutz vor Ort gelingen, welche Alternativen gibt es zur klassischen Öl- oder Gasheizung im Ort. Fragen, denen die Gemeinde bei einer Infoveranstaltung in der Fritz-Mannherz-Halle nachging, zu der sie neben Vertretern einschlägiger Firmen auch Stefanie Damblon von der Kliba eingeladen hatte.

Eine Verlängerung des Fernwärmestrangs bis nach Reilingen gilt als ausgeschlossen

Alternativen zur Öl- oder Gasheizung? Bürgermeister Stefan Weisbrod nahm eine Möglichkeit gleich zu Beginn aus dem Rennen: die Fernwärme. Momentan, so seine Ausführungen, endet der Fernwärmestrang der MVV in Ketsch und wie ihm von den Stadtwerken Hockenheim mitgeteilt worden sei, werde die Leitung nicht bis Hockenheim verlängert. Womit für ihn, logischerweise, eine weitere Verlängerung nach Reilingen gleichfalls vom Tisch ist.

Weshalb, so das Gemeindeoberhaupt, die Fernwärme im noch zu erstellenden kommunalen Wärmeplan, der ja vom Gesetzgeber gefordert wird, keine Rolle spiele. Bleibt das Thema Nahwärme. Bei diesem ist Weisbrod gleichfalls skeptisch, die Abnahmemengen in der Gemeinde seien zu gering, als dass sich solche Nahwärmenetze lohnen würden. Die Ausnahme sei der Komplex Fritz-Mannherz-Halle und Schillerschule, die ja von einem eigenen Blockheizkraftwerk mit Wärme versorgt werden.

Womit Alternativen ins Blickfeld rücken, die an den einzelnen Gebäuden verwirklicht werden können, beispielsweise die Luft-Wärme-Pumpen. Edelbert Krämer, Geschäftsführer der Firma Krämer Erdwärme war in Reilingen mit von der Partie, um eine weitere Alternative vorzustellen – die Erdwärmepumpe. Seine Firma ist spezialisiert auf den Bau von Sonden für Solewärmepumpen und Bohrungen für Kleinbrunnen.

Die Ausführung der Installation einer Erdwärmepumpe wird in Reilingen erklärt

Krämer erklärte detailliert vor, wie die Installation einer Erdwärmepumpe in der Praxis vonstattengeht. Mittels einer Hohlbohrschnecke wird der erste Grundwasserleiter angebohrt, in der Regel in einer Tiefe von knapp über 30 Metern. Dafür reicht die Größe eines Vorgartens aus, benötigt werden sechs Bohrungen, um den geforderten Abständen zu entsprechen. In diese werden die Sonden, Leitungen in U-Form, eingebracht, die wiederum an der Oberfläche verbunden werden. Mit diesem System lässt sich, rechnet Krämer vor, eine Heizlast von acht Kilowatt abbilden.

Interessant für die Zuhörer war natürlich der Kostenvergleich zwischen Luftwärmepumpe und Solewärmepumpe. Bei gleicher Heizleistung von rund 8,3 Kilowatt benötigt die Luftwärmepumpe ein Luftstromvolumen von gut 3600 Kubikmeter pro Stunde, die Erdwärmepumpe von rund zwei Kubikmeter in der Stunde – in der Luft ist entsprechend weniger Energie verfügbar als im Wasser.

Hinzu kommt, dass das Grundwasser eine konstante Temperatur von zwölf 12 Grad Celsius hat – die Kosten für einen Heizstab entfallen und auch der Strom für die Enteisung des Ventilators wird nur bei der Luftwärmepumpe benötigt.

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Wie der Fachmann weiter vorrechnete, anhand eines 400 Quadratmeter großen Grundstücks, einer Bohrtiefe von 37 Metern und einem Grundwasserstand von vier Metern, ergibt sich eine Energie unter dem Grundstück, die 4100 Litern Heizöl entspricht: „Diese Heizöl-Energie steht Ihnen jederzeit und kostenlos zur Verfügung durch Erdsonden. Jahr für Jahr“, sicherte Krämer seinen Zuhörern zu.

Bleiben die Kosten der Installation. Hier veranschlagt Krämer für drei Bohrungen über 14 000 Euro, hinzu kommen die Kosten für die Wärmepumpe inclusive passiver Kühlung, wofür Krämer mit weiteren 19 000 Euro rechnet, sodass die Gesamtkosten wohl bei 33 000 Euro liegen. Was um gut 3000 Euro über den Kosten für eine Luftwärmepumpe liegt.

Die Kosten je nach Luftwärmepumpe liegen zwischen 30 000 und 50 000 Euro

Wobei, wie Gary Kühn von der Firma KP-Energiesysteme hinzufügte, je nach gewählter Anlage zwischen 30 000 Euro und 50 000 Euro vieles möglich ist. Was auch Stefanie Damblon von der Kliba aufgriff, die betonte, dass alle Berechnungen immer von einem Neubau ausgingen. Bei Altbauten, die weniger oder kaum isoliert sind, die mehr Wärmeenergie benötigen und damit mehr Bohrungen, seien die Kosten entsprechend höher.

Dennoch, als Fazit der Infos lässt sich festhalten, dass eine Erdwärmepumpe nicht teuerer als eine Luftwärmepumpe ist und in der Praxis durchaus ihre Vorteile hat, unter anderem die Betriebskosten. Hinzu kommen die Fördermöglichkeiten. Der Zuschuss ist auf maximal 30 000 Euro Investitionskosten gedeckelt und kann zwischen 9000 und 21 000 Euro betragen.

Stefanie Damblon von der Kliba stellte sodann noch das Gebäudeenergiegesetz vor, mit dem eine zunehmende Nutzung erneuerbarer Energien gefördert werden soll. Dabei wird unterschieden zwischen Neubauten und dem Gebäudebestand. Demnach müssen neue Heizungen mit 65 Prozent erneuerbarer Energien betrieben werden. Doch greift diese Vorgabe erst beim Heizungstausch. Solange sich Heizungen übrigens reparieren lassen, ist ein Austausch nicht vorgeschrieben. Und auch die schärferen Vorgaben des Gesetzgebers greifen in kleineren Kommune erst ab dem Jahr 2028.

Spätestens 2030 soll der Wasserstoff in Reilingen Einzug halten

Weshalb Bürgermeister Stefan Weisbrod den Hausbesitzern dazu riet, abzuwarten und sich beraten zu lassen. Zumal, merkte er an, über die Hälfte der Häuser im Ort mit Erdgas beheizt würden. Und, fügte er hinzu, das Erdgasnetz ist wasserstofftauglich. Die nächste Übergabestation für ein Erdgasnetz liege vor der Haustür – knapp fünf Kilometer sind es Richtung Kirrlach. Spätestens 2030 soll das Netz mit Wasserstoff betrieben werden, hätten ihm die Netze Südwest zugesichert, so Weisbrod, der dank der Windenergie damit rechnet, dass der Wasserstoff immer grüner wird: „Wir können ruhig noch etwas zuwarten.“

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