Neugründung

Mundartverein gründet sich in Reilingen

Der Mundartverein „Unsere Sprachheimat – schwätze, redde, babble“ startet mit 50 Mitgliedern durch. Die Gründungsversammlung findet im Reilinger Rathaus statt.

Von 
Marcus Oehler
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Wolfang Müller (v. l.), Rosi Müller, Bernd Siemers, Heidi Ströbel, Veronica Kerber, Dr. Isabell Arnstein, Dr. Marta Schmidt, Thomas Liebscher, Elfi Neubauer-Theis, Georg Kerber, Hans Slama, Charly Weibel bei der Vereinsgründung. © Ottmann

Reilingen. Dialekt ist eine Art „Goldreserve“, etwas, auf das man sich zurückzieht, wo das Hochdeutsche nicht weiterhilft, meinte der vom Bodensee stammende Schriftsteller Martin Walser. Die „Goldreserve“ im Norden von Baden-Württemberg wieder mehr zu schätzen, das hat sich ein neuer Verband zur Aufgabe gemacht. Gegründet wurde in Reilingen der Verein „Unsere Sprachheimat – schwätze, redde, babble“, wie es in einer Pressemitteilung der Initiative heißt.

Über 50 Gründungsmitglieder aus der künstlerischen Mundartszene, der Wissenschaft, aus Heimatvereinen sowie viele Dialektfreunde haben sich für eine bessere Interessenvertretung in Nord- und Mittelbaden sowie angrenzenden Gebieten vernetzt.

Kulturgut pflegen und in der Öffentlichkeit lebendig halten

„Wir setzen uns dafür ein, die Mundarten als Kulturgut mehr zu pflegen, zu bewahren, weiter zu erforschen und in der Öffentlichkeit lebendig zu halten“, erklärt Dr. Isabell Arnstein aus Buchen.

Die Sprachwissenschaftlerin ist eine von drei Vorsitzenden des Vereins mit Sitz in Karlsruhe. Neben Arnstein wurden die Autorin Elfi Neubauer-Theis (Neckarbischofsheim) und die Kulturwissenschaftlerin sowie Autorin Veronica Kerber (Karlsruhe) gewählt.

„Unsere Sprachheimat“ wird vor allem die breite Dialektlandschaft im Regierungsbezirk Karlsruhe vertreten. Also vom Alemannischen in Bühl und Rastatt über das südfränkische Badisch von Karlsruhe, im Kraichgau bis zum Main sowie natürlich das Kurpfälzische. Nicht zu vergessen, das Dachtraufschwäbische rund um Pforzheim sowie das Schwäbische bei Freudenstadt oder im Raum Hohenlohe.

Für diese Sprachgebiete von Baden-Württemberg gibt es noch keinen umfassenden Mundartverein. Dagegen bestehen schon seit Jahrzehnten ähnliche Verbände in Südbaden und Württemberg. Laut Satzung will „Unsere Sprachheimat“ die Wertschätzung der Mundart fördern, auch bei Kindern und Jugendlichen. Außerdem sollen Künstler- und Künstlerinnen oder Projekte unterstützt werden.

Lieblingswort „Ufbasse“

„Ufbasse“ sei sein Lieblingswort im Dialekt, sagte Daniel Born, Vizepräsident des Landtags von Baden-Württemberg bei der Gründungsversammlung. Und „Ufbasse“ sei ein gutes Motto für den Umgang mit Heimat, Umwelt, Vielfalt und Demokratie, so der SPD-Abgeordnete.

Auch Landtagsmitglied Andreas Sturm (CDU) nahm an der Veranstaltung teil. Mundart-Liedermacher Charly Weibel aus Reilingen stellte seinen Ort musikalisch vor und dankte der Gemeindeverwaltung für die große Unterstützung der Gründungsversammlung im Rathaus.

Die Gründungsmitglieder würdigten die Initiative von Dr. Marta Schmidt, um Aktivisten der Mundart zusammen zu führen. Schmidt hat als Kulturmanagerin beim Regionalverband Mittlerer Oberrhein die Szenen miteinander vernetzt.

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Auch auf der Landesebene läuft die Gründung eines Dachverbands für Dialekte in Baden-Württemberg. Dies ist eine späte Folge der 2018 begonnenen und noch laufenden Dialektinitiative der Landesregierung in Stuttgart.

Karl-Heinz Neser leitete die Vorstandswahlen. Neser ist stellvertretender Vorsitzender des Arbeitskreises Heimatpflege im Regierungsbezirk Karlsruhe, der bereits eine Anschubfinanzierung des neues Verein beschlossen hat. 

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