Reilingen. „Seid ihr noch ganz sauber, so viel Geld auszugeben“, werde er öfter gefragt, komme das Gespräch auf die Anschaffung des neuen Löschgruppenfahrzeugs für die Freiwillige Feuerwehr, eröffnete Bürgermeister Stefan Weisbrod den entsprechenden Tagesordnungspunkt in der Aprilsitzung des Gemeinderates. Konkret ging es um die Vergabe der Beschaffung eines neuen LF 20, für das die Kosten im Vorfeld auf rund 550 000 Euro geschätzt wurden, das nun deutlich an die 700 000 Euro kostet. Kein Wunder, wenn diese Ausgabe für ein einziges Fahrzeug bei manchem Bürger für Stirnrunzeln sorgt.
Der Gemeindechef konterte den Vorwurf mit einem einfachen Rechenbeispiel: Wenn das neue Fahrzeug in voraussichtlich zwei Jahren in Dienst gestellt werde, habe sein Vorgänger, der bis dahin weiter der Feuerwehr dienen wird, über 30 Jahre auf dem Buckel. Eine Zeitspanne, die privat genutzte Fahrzeuge kaum erreichen. Setzt man das Alter in Relation zu den Kosten beliefen sich diese gerade mal noch auf rund 20 000 Euro im Jahr.
Jetztiges Fahrzeug erreicht hohes Alter - das neue soll dies auch schaffen
Das hohe Alter des jetzigen Fahrzeugs hat seinen Grund in der guten Wartung durch die Wehr, ist Weisbrod überzeugt, der sich vom neuen LF 20 ähnliches erhofft, es nicht vor 2050 ausmustern will. Um dieses Ziel zu erreichen, sei die Gemeinde gezwungen, das Modernste vom Modernen zu beschaffen.
Dennoch, die Preissteigerung habe ihm, ebenso wie die langen Lieferfristen „den Boden unter den Füßen weggezogen“. Zwar sei die Gemeinde nicht verpflichtet, den Zuschlag zu erteilen, doch eine günstigere Alternative sei nicht in Sicht. Schon jetzt hätten sich nur zwei Bieter an der europaweiten Ausschreibung beteiligt, einer je Los.
Ausgeschrieben wurden in dem einen Los die Lieferung des Fahrgestells, die Montage des Aufbaus und der Geräteräume mit integrierter Mannschaftskabine, im anderen die feuertechnische Beladung. Beim ersten Los war die Firma Rosenbauer mit 568 000 Euro die billigste Bieterin, bei der feuertechnischen Beladung die Firma Fritz mit 124 000 Euro.
Reilinger Grüne erhielten nur positives Feedback bezüglich der Beschaffung
Peter Kneis (CDU) wollte angesichts der langen Lieferfrist von zwei Jahren wissen, ob die Preise stabil seien – Bürgermeister Weisbrod rechnet mit keinen großen Schwankungen mehr. Lisa Dorn (Grüne) stimmte der Vergabe ohne Wenn und Aber zu und betonte, ihm Gegensatz zu Weisbrod zu der geplanten Beschaffung nur positive Rückmeldungen aus der Bevölkerung erhalten zu haben.
Patricia Faber (FW) zeigte sich über die Preissteigerung von 25 Prozent geschockt, war letztlich aber froh, überhaupt Angebote erhalten zu haben, und stimmte der Vergabe „auf jeden Fall zu“, zumal man ja noch den Zuschuss in der Hinterhand habe. Dieter Rösch (SPD) bezeichnete die Suche nach günstigeren Lösungen als vergebliche Liebesmüh, riet eher dazu, schnell zuzugreifen, bevor die Preise weiter durch die Decke gehen.
Nach der einstimmig erfolgten Vergabe nutzte Weisbrod die Gelegenheit, den zahlreich im Saal anwesenden Feuerwehrleuten für die gute Vorbereitung der Unterlagen zu danken. Sein Lob galt besonders dem ersten stellvertretenden Kommandanten Michael Malcher, der sich mit der Ausarbeitung manche Nacht um die Ohren geschlagen und der Gemeinde große Ausgaben für Gutachten erspart habe.
Geändert wurde der Bebauungsplan „Fröschau/Wörsch“ vom Gemeinderat, wobei sich die Modifikationen im Wesentlichen auf drei Bereiche beziehen: Den Teilbereich Hauptstraße 19, den Teilbereich um den Pappelweg und den Teilbereich Hauptstraße 41/43, wie Bauamtsleiterin Ramona Drexler erläuterte.
Beim Teilbereich Pappelweg geht es im rückwärtigen Bereich der Hauptstraße um die Neufestsetzung von Parkplätzen und einen veränderten Trafostandort. Bei den beiden anderen Teilbereichen bestand bisher, im Gegensatz zum restlichen Gebiet, im rückwärtigen Bereich kein Baurecht in zweiter Reihe, was nun geändert wurde, sodass die bestehenden Scheunen umgewandelt werden können.
Auch bei diesem Tagesordnungspunkt – er wurde von Bürgermeisterstellvertreter Charly Weibel moderiert, Stefan Weisbrod war befangen – zeigte sich der Rat einmütig, es ergab sich weder eine Aussprache noch wurde eine Gegenstimme festgestellt, sodass der Bürgermeister ruckzuck wieder an seinem Platz war.
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