Reilingen. An Martini 2013 hat der Gemeinderat die Erstellung eines Klimaschutzkonzeptes mit integriertem Maßnahmenkatalog beschlossen, das im September 2015 fertiggestellt werden konnte. In der vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit geförderten Abhandlung werden insbesondere Steuerungselemente dargestellt, mit denen die Treibhausgasemission und Energiekosten dauerhaft gesenkt werden können. Ein umfassender Maßnahmenkatalog legt im Detail dar, an welchen Stellschrauben Veränderungen notwendig werden.
Acht Jahre nach Projektierung stellte Bürgermeister Stefan Weisbrod gemeinsam mit dem Umweltbeauftragten Marco Wolf die Ergebnisse einer vorgenommenen Evaluierung vor. „Wir haben seither erhebliche Anstrengungen unternommen, um den Klimaschutz auf örtlicher Ebene voranzubringen“, betonte Weisbrod. So sei es beispiels-weise nahezu gänzlich gelungen im Rathaus und Feuerwehrgerätehaus, in der Schillerschule und den Mannherz-Hallen die Beleuchtung auf LED umzustellen, die Fenster zu erneuern, einen hydraulischen Abgleich des Heizungssystems vorzunehmen und Präsenzmelder zur Beleuchtungssteuerung einzusetzen.
Eine weitere Ladestationen für E-Autos in Reilingen ist geplant
Darüber hinaus habe in Kooperation mit der Firma Deer ein attraktives Car-Sharing-Angebot für Bürger und Gewerbetreibende eingeführt werden können. Die Ladesäule werde mit Ökostrom beliefert, der aus 100 Prozent Wasserstoff bestehe. Allerdings bewege sich die Inanspruchnahme noch auf einem überschaubaren Niveau, denn bis Oktober seien lediglich 51 Buchungen registriert. Neben dem Standort bei den Fritz-Mannherz-Hallen und am Rathaus, werde es auch auf dem Anfang Dezember fertiggestellten Dorfplatz, Hauptstraße/Mühlweg, eine dritte Lademöglichkeit für Elektrofahrzeuge geben, „vorausgesetzt die doch schwierige Betreibersuche verläuft erfolgreich“.
Für die im aktuellen Jahr aufgelegten Förderprogramme „Balkonkraftwerk“ und „Lastenrad und -anhänger“ sowie für einen Aktionstag zum Tausch herkömmlicher Leuchtmittel gegen energiesparende LED-Leuchtmittel wurden von der Gemeinde nennenswerte Beträge zur Verfügung gestellt.
Noch final umzusetzen ist ein Kommunales Energiemanagement, das der Gemeinderat schon im Februar des Vorjahres veranlasst hat. Eine Submission stehe am 28. November bevor, kündigte Wolf an. Mit diesem Programm werde es künftig möglich sein, die Energieverbräuche in kommunalen Liegenschaften zeitnah über digitale Zähler zu erfassen, bei ungewollten Verbräuchen schneller zu reagieren und den Erfolg von Energiesparmaßnahmen zu beaufsichtigen.
Eine kommunale Energie- und Treibhausgas-Bilanz wird regelmäßig erstellt
Ein Klimaschutzsteckbrief zeige unter anderem die Entwicklung der CO2-Emissionen sowie die Erzeugung und Nutzung von erneuerbarer Energie auf. Regelmäßig erstelle die Kliba zudem eine kommunale Energie- und Treibhausgas-Bilanz.
Mit der Bewältigung der Energiewende im kommunalen Wohnungsbaubestand setze sich die KWG Reillingen intensiv auseinander, fuhr Wolf fort. Sie statte sukzessive ihre Liegenschaften mit Photovoltaikanlagen aus. Das geschehe gerade auf den Dachanlagen der Wohngebäude in der Graf-Zeppelin-Straße und Wilhelmstraße sowie der Obdachlosen- und Flüchtlingsunterkunft im Alten Rottweg.
Im kommenden Jahr 2024 stehen weitere Einzelmaßnahmen auf der Agenda, wie beispielsweise eine auf rund 800 000 Euro veranschlagte Umrüstung der Straßenbeleuchtung auf energiesparendes LED-Licht. Werden die schon vor zehn Monaten beantragten Fördergelder im erwarteten Umfang bewilligt, reduziert sich der kommunale Kostenaufwand um rund ein Viertel. Geplant ist nach den Ausführungen von Wolf weiter, die Beleuchtung des Franz-Riegler-Hauses auf LED umzustellen und ein Sanierungsmobil als Beratungsmöglichkeit für die Bürger zu reservieren.
Ins Auge gefasst sei der Erwerb eines „Ofenführerscheins“. Dabei handele es sich um ein Online-Seminarangebot des Rhein-Neckar-Kreises mit Prüfung und Zertifikat. Denn nach neuesten Erkenntnissen lasse sich, so Wolf, die Feinstaubbelastung um bis zu 45 Prozent, der CO2-Ausstoß um bis zu 30 Prozent und die Menge organischer Schadstoffe um bis zu 67 Prozent reduzieren, wenn die Holzöfen in den Wohngebäuden richtig bedient werden. Die Gemeinde habe vor, interessierten Hauseignern 30 „Ofenführerscheine“ mit einem Einzelwert von 21 Euro anzubieten.
Abschließend verwies Wolf auf eine neuerliche Winter-Thermografie-Aktion der AVR, die weiterhin von der Gemeinde mit 60 Euro pro Projekt bezuschusst wird und die Hauseigner dadurch nur 86 Euro kosten soll.
Bund und Länder verfolgen eine nachhaltige Energiepolitik. Sie hat zum Ziel, den Verbrauch fossiler Energieträger bei gleichzeitigem Ausbau erneuerbarer Energien signifikant zu reduzieren. Mit einer regionalen Planungsoffensive will Baden-Württemberg gewährleisten, dass geeignete Flächen für die Nutzung erneuerbarer Energien zur Verfügung stehen.
Es soll Platz für Wind- und Solarenergie geschaffen werden
Jeder Regionalverband soll zwei Prozent seiner Fläche planerisch für die Wind- und Solarenergie sichern. Dies erfolgt in der Praxis mit der Festlegung von Vorrang- und Vorbehaltsgebieten in den jeweiligen Teilregionalplänen „Solarenergie“ und „Windenergie“.
Im Oktober wurden die Entwürfe des fortzuschreibenden Teilregionalplans Windenergie und eines Teilregionalplans Freiflächenphotovoltaik für die Metropolregion Rhein-Neckar öffentlich. Diese Pläne sollen bis spätestens September 2025 von der Verbandsversammlung formell als Satzung beschlossen werden.
Nach einer Information von Bürgermeister Stefan Weisbrod sind in dem für die Reilinger Gemarkung erstellten Flächensteckbrief keine potenziellen Flächen für die Erzeugung von Windenergie ausgewiesen. Anders sieht es dagegen bei der Flächenkulisse für die Freiflächensolarenergie aus. Gleich drei Bereiche werden auf Reilinger Gemarkung als potenziell geeignet für die Produktion von grüner Solarenergie angesehen, als für Freiflächenphotovotaikanlagen geeignet bezeichnet.
Die Flächensteckbriefe weisen im Gewann „Hausstücker“ parallel zur Autobahn A 6 ein zwölf Hektar großes, landwirtschaftlich genutztes Areal aus. In den Gewannen „Rübengewann“, „Heidelberger Weg links“ und „Herzkammer“ sind es gut elf Hektar landwirtschaftliche Vorrangflächen, die als geeignet für eine Solaranlage angesehen werden.
Verschiedene Gewanne der Gemeinde Reilingen kommen für Solarenergie in Frage
Für die Produktion von Sonnenenergie infrage kommt schließlich eine Fläche von 13,7 Hektar in den Gewannen „Auf den Grund“, „Aufs Kellersbruch“ und „Hockenheimer Rott“, die parallel zur Schienentrasse verlaufen und bislang als Vorranggebiet für die Landwirtschaft sowie als Biotopfläche ausgewiesen sind.
Die Thematik werde, so Weisbrod, im gemeinsamen Ausschuss der vereinbarten Verwaltungsgemeinschaft auf Horan-Ebene näher beraten. Dann wird sich entscheiden, ob die Flächen wie geplant ausgewiesen werden.
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