Reilingen. Die „Reilinger Buwe“ starten wieder durch. Zum 25-jährigen Bestehen des Tauziehsportvereins gibt es am Samstag, 23. September, auf dem Herrenbuckel endlich wieder ein Laienturnier. Für Männer-, Frauen- und Mixed-Teams und mit Livemusik und Bewirtung.
Lange hat man nichts gehört vom 1998 gegründeten Verein, der damals schon im zweiten Jahr die deutschen Meisterschaften ausrichtete und auf Anhieb dreimal Vizemeister in der Landesliga wurde. Die Teilnahme an Turnieren ist lange her, liegt etwa 20 Jahre zurück, aber die Erinnerungen der Fans an die Veranstaltungen in der Arena Rutilo auf dem Gelände der ehemaligen Besenwirtschaft Schell oder auf dem Rasen des Landwirtschaftsbetriebs Geng sind immer noch da. Vor 15 Jahren waren letztmals Herren- und Damenteams und sogar ein gemischtes Team zu Gast gewesen. Beim Nachtumzug im Januar betreuten die „Reilinger Buwe“ zuletzt einen Stand und sorgten für gute Stimmung.
Mannheim richtet WM 2024 im Tauziehen aus
Familiengründungen, berufliche Veränderungen oder Wegzug hätten es immer schwieriger gemacht, eine Mannschaft beizubehalten, sagt Jörg Söhner beim Trainingsbesuch unserer Zeitung am Donnerstagabend. Auf der Wiese hinter dem Hof haben die Tauziehsportler einen Bauwagen zum Vereinsheim umfunktioniert. Zum Jubiläum wolle man das Laienevent noch einmal aufleben lassen, zumal Mannheim 2024 der Austragungsort der Weltmeisterschaft im Tauziehen sein wird.
Seit Mai sei man wieder im Training, wirbt Söhner um Anmeldungen für den Wettbewerb am Samstag, 23. September. Ab 14 Uhr findet das Wiegen statt, um 15 Uhr beginnen die Wettkämpfe. Dann sind erneut die Kommandos „Seil auf!“, „Fertig!“ und „Pull!“ zu hören. Für die sechs Teilnehmer pro Mannschaft gilt ein Gesamtgewichtlimit von 550 Kilogramm.
Die Frauen bieten nachmittags Kaffee und Kuchen an. Abends gibt es kühle Getränke und Gegrilltes. Die Band „Dougie & the blind brothers“ aus Hockenheim rockt ab 19 Uhr das Fest auf dem Herrenbuckel.
Die Buwe sind älter geworden, zeigt Söhner ein Teamfoto aus den Anfangsjahren. Doch der Nachwuchs steht bereits am Seil. Ältester Tauzieher ist Uwe Lengert mit 57 Jahren. Heute sind die Söhne der früheren Athleten, wie etwa Maximilian Dobusch, im Training mit an Bord. Christopher Schwartz (31), früher in der „Buwe“-Jugend, ist ebenso da und Janick Söhner (18) darf zum ersten Mal das grün-weiße Trikot seines Vaters überziehen.
Reilinger Tauzieher trainieren mit den "Bacardi Buwe" aus Rheinau
Trainingspartner sind an diesem Abend die „Bacardi Buwe“ aus Rheinau-Süd um Dominic Scherer. Zwei von den Hobbysportlern haben damals bei einem Turnier auf dem Herrenbuckel mitgezogen. Nun habe man sich beim Nachtumzug gesehen und sei sofort wieder infiziert worden, meint Scherer.
An diesem Abend wird viel gefrotzelt zwischen den Männern. Über das Gewicht und die grauen Haare. Und dass vor dem Training normalerweise gejoggt werden muss. Warmmachen muss aber immer sein. Rui Dias gibt Anweisungen. Rücken an Rücken drücken, bis es in den Oberschenkeln brennt.
Markus Dobusch zeigt die Stiefel für den Wettkampf. Die Absätze der Spezialschuhe sind mit einer Metallplatte verstärkt. Die Kanten sind seitlich bündig, Absatz und Sohle müssen plan sein. Beim Hobbyturnier sind auch Wanderstiefel oder feste Arbeitsschuhe erlaubt.
Handschuhe sind dagegen verboten, die Hände dürfen aber mit Harz eingestrichen werden, das sichert den festen Griff am Seil. Und die Regelkunde ist wichtig. Das Seil ist zwischen 32 und 34 Meter lang, mit einem Umfang von 100 bis 125 Millimetern und besteht aus Hanf, Sisal oder Kunstfaser.
Kampfrichter Ralf Bräuninger erläutert den alten Hasen und den Neulingen einige Regeln des faszinierenden Sports. Der Reilinger ist auch im Präsidium des Deutschen Rasenkraftsport- und Tauzieh-Verbandes (DRTV) sowie international bei der „European Tug of War Federation“ (ETWF) vertreten. Bei Regelverstößen werden die Mannschaften verwarnt und nach dem zweiten Mal disqualifiziert. Nach dem ersten Zug werden die Seiten gewechselt.
Der Tauziehsport startete in Deutschland 1913 mit den ersten Meisterschaften, erzählt Jörg Söhner. Bis 1920 war Tauziehen noch ein fester Bestandteil der Olympischen Spiele. Leider war es dann vorbei, erst 1981 mit der Aufnahme bei den World Games fand Tauziehen wieder mehr Beachtung in der Öffentlichkeit. Kampfrichter Ralf Bräuninger erklärt die Markierungen am Seil, mit Rot in der Mitte, Weiß als Marke für die Zugdistanz und Gelb als Fünf-Meter-Markierung und die Stelle, an der der vorderste Zieher zugreifen darf.
Die beiden Mannschaften sind bereit und heben das Seil an. Nach ein paar Sekunden Zug wird den „Reilinger Buwe“ in ihren gestreiften Trikots klar, dass zwischen den letzten Wettkämpfen vor zwei Jahrzehnten und dem Training an diesem Abend ganz schön viel Zeit vergangen sein muss. Bis zum eigenen Tauziehturnier am Herrenbuckel im September stehen den Jungs mit Sicherheit noch harte Trainingseinheiten bevor.
Info: Information und Anmeldung: www.reilinger-buwe.de.
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