Reilingen. Es ist schon Wahnsinn, welch tolle Aussicht die Reilinger Störche über die schöne Spargelgemeinde haben. Von ihrem Nest in den Kisselwiesen aus schauen sie auf schöne Felder und auf das Panorama der Gemeinde. Kein Wunder, dass ein und dasselbe Storchpaar nun schon seit fast zehn Jahren nach Reilingen kommt, um dort sein Nest zu beziehen.
Eine ganz besondere Freude auch für Dieter Rösch, der Jahr für Jahr ein wachsames Auge auf die stolzen Vögel und ihren Nachwuchs hat. Dank seines Einsatzes weiß man in Reilingen immer genau, wann die Störche gekommen sind, wie viele Jungvögel geschlüpft sind und wie es ihnen geht. Auch in diesem Jahr konnte Rösch das freudige Ereignis von drei Storchenkindern verkünden. Jedoch war eines nach kurzer Zeit nicht mehr zu sehen. Umso größer die Freude, dass sich die beiden überlebenden Jungstörche bester Gesundheit erfreuen.
Am vergangenen Mittwoch wurden sie nun auch als echte Reilinger ausgezeichnet und erhielten von dem ehrenamtlichen Vogelberinger der Vogelwarte Radolfzell, Thomas Picke, ihre Ringe an die Beine geheftet. Unter der Nummer auf den Ringen sind das Geburtsdatum und der Geburtsort bei der Vogelwarte hinterlegt. Werden die Jungvögel später irgendwo gesichtet und der Beobachter meldet die Nummer mit dem Sichtungspunkt der betreffenden Vogelwarte, wird dies notiert und es lässt sich nachverfolgen, wo sich die Tiere aufgehalten haben.
Dank des Mähens der Wiese und der Überlassung des Steigers der Firma Zuber, war es möglich, die Beringung in diesem Jahr wieder durchzuführen. Kurz bevor der Korb des Steigers ans Nest kam, flog das Elterntier davon und setzte sich im sicheren Abstand auf die Wiese, um zu verfolgen, was da an seinem Nest vor sich ging.
Jungstörche zeigen mit der Totenstarre einen Schutzreflex
Die Jungen legten sich flach ins Nest in die Totenstarre, die sogenannte Akines. Ein Schutzreflex, den Jungvögel in den ersten Lebenswochen haben. Mit gekonnten Griffen klickte der Beringer die Ausweise den Jungstörchen direkt über dem Knie zusammen und überzeugte sich vom Gesundheitszustand der Kleinen.
Überrascht zeigte sich Thomas Picke von der außergewöhnlichen Sauberkeit der Tiere und auch des Nestes. In vielen anderen Nestern befinden sich Unmengen von Müll und Plastik, im Reilinger Horst hingegen war es vorbildlich sauber und plastikfrei.
Natürlich nutzte Dieter Rösch die Möglichkeit, nach oben zum Nest zu fahren und einen Blick auf seine Zöglinge zu werfen. Auch auf ihn wirkten die etwa fünf bis sechs Wochen alten Storchenkinder gesund und munter. Jedoch wird er weiter vom Boden aus regelmäßig zu ihnen hinaufschauen, denn schon bald werden sie beginnen, ihre Flügel zu trainieren, um später zu den ersten Flugversuchen anzusetzen.
Eine Rückkehr der Jungstörche an ihren Geburtsort wäre eine besondere Freude
Vielleicht meldet im Winter ein Vogelfreund eine Nummer der Reilinger Storchenkinder und es lässt sich nachvollziehen, in welcher Region sie die kalte Jahreszeit verbracht haben. Eine ganz besondere Freude wäre es, wenn sie nächstes Jahr wieder in die Rheinebene zurückkehren. Diese ist ein beliebtes Gebiet der Störche und allein in Reilingen schlüpften in den letzten Jahren rund 20 Küken. Da kann man stolz sein.
Nach der Beringung gab es für die Vogelfreunde noch ein ganz besonderes Bild. Circa zehn Störche kreisten bei bester Thermik über den Kieselwiesen. Natürlich kamen die Altstörche wieder zum Nest, begrüßten sich mit lautem Geklapper und kuschelten sich an ihre Kinder.
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