Spargelernte - Mit dem Hof von Klaus Schröder ist nur noch ein einziger Erzeuger im Ort / Reihen zum Selberstechen stehen bei Landwirt Rainer Astor zum Vermieten

Spargelbetriebe scheitern in Reilingen an der Bürokratie

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jd
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Reilingen. Der Wunsch aller Spargelliebhaber hat sich erfüllt. In der Osterwoche ist die heimische Spargelsaison angelaufen. Bei ausgesprochen milden, bisweilen schon sommerlich warmen Temperaturen um die 25 Grad stießen die weißen Köpfe des Edelgemüses durch die Erde der Spargeldämme – und das in bester Qualität.

Allerdings: Das Wachstum der Stangen wurde in der Woche nach Ostern doch empfindlich durch die arktische Kälte, die sich im Land breitmachte, unterbrochen. Aber pünktlich zum Wochenende sorgt warme Mittelmeerluft für einen Wetterumschwung und damit wohl auch für eine bessere Spargelernte.

Der Straßenverkauf der königlichen Stangen beschränkt sich in der Gemeinde aktuell nur noch auf zwei Verkaufsstellen. Direkt beim Erzeuger kann im Hofgut von Klaus Schröder in der Hauptstraße 91 der erntefrische Spargel bezogen werden. Nach der vorjährigen Corona-bedingten Pause hat in dieser Saison auch der Spargelverkauf Decker wieder seinen Vertrieb in der Hauptstraße 48/50 aufgenommen.

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„Am Sonntag, 28. März, haben wir bereits mit der Spargelernte begonnen“, bestätigt Landwirtschaftsmeister Klaus Schröder. Er ist der einzig noch verbliebene Erzeuger im Ort. Wie viele seiner Erzeugerkollegen in der Region hat auch Schröder mit den weitreichenden Folgen der anhaltenden Corona-Pandemie zu kämpfen.

„Die Situation hat sich gegenüber dem Vorjahr keineswegs verbessert“, stellt Schröder bedauernd fest. Das Gegenteil sei der Fall. Die größte Schwierigkeit sei nicht, genügend Erntehelfer aus den bevorzugten osteuropäischen Ländern wie Polen und Rumänien zu rekrutieren. Ungeahnte Ausmaße nehme dagegen die ausufernde Bürokratie an, beklagt Schröder.

Nicht zu vergessen die verschärften Quarantäne- und Hygienevorgaben mit begleitender, regelmäßiger Testung, was einen enormen Zeit- und Kostenfaktor darstelle. Da seine beiden Söhne Felix (19) und Moritz (13) erfreulicherweise in den landwirtschaftlichen Betrieb einsteigen wollen, nimmt Klaus Schröder all die kräftezehrenden Strapazen weiterhin auf sich. „Sonst hätte ich vielleicht längst aufgegeben“, orakelt er.

An den bürokratischen Corona-Hürden gescheitert ist Landwirt Rainer Astor. Er muss erneut ohne Erntehelfer auskommen. Seinen Kunden kann er deshalb im zweiten Jahr in Folge keinen Spargel in der Verkaufsstelle in der Kirchenstraße 24 anbieten. Da Astor die Ernte seiner Spargelfelder nicht alleine einbringen kann, ist er dazu übergegangen, einzelne Spargelreihen zum Selberstechen zu vermieten. Interessierte Spargelliebhaber können sich unter Telefon 0179/7 85 31 01 melden.

Äcker umgepflügt

Der frühere Erzeugerbetrieb von Agraringenieur Peter Geng hat dagegen schon im Vorjahr Konsequenzen gezogen, seine Spargelfelder umgepflügt und die jüngeren Anlagen an einen befreundeten Erzeugerbetrieb verpachtet. Unter den aktuellen Bedingungen sieht er für seinen Betrieb gegenwärtig keine Zukunft für den Spargelanbau. Die Verkaufsstelle in der Hauptstraße 179 bleibt daher geschlossen.

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