Altlußheim. Die Autofahrer staunten im Vorbeifahren nicht schlecht, als auf der Kurzpfalzstraße, Ecke Kirchfeldring in Altlußheim offensichtlich etwas richtig Schlimmes passiert war. Zwei Abschleppfahrzeuge platzierten das Szenario eines heftigen Verkehrsunfalles und warfen einen Pkw an der Gehwegecke auf das Dach. Ein zweites Auto wurde davor in Stellung gebracht. Schon trafen die ersten Zuschauer ein, in diesem Fall keine sensationslustigen Gaffer, sondern interessierte Bürgerinnen und Bürger, die sich die Hauptübung der Freiwilligen Feuerwehr live anschauen wollten.
Altlußheimer Feuerwehr wird mit Dauerton zur Hauptübung alamiert
Vonseiten der Feuerwehr waren die Zuschauer auch ausdrücklich erwünscht. Es ertönte die Sirene – eine Minute Dauerton mit zwei Unterbrechungen – und somit die Alarmierung der Wehr. Nur wenige Minuten später traf das Mehrzweckfahrzeug ein und der Einsatzleiter Kevin Wetzler versuchte, sich einen Überblick zu verschaffen.
Er wurde von aufgeregten Unfallbeteiligten, dargestellt von der Jugendfeuerwehr, regelrecht in die Szene gezogen, sie redeten hektisch auf ihn ein und behinderten ihn mehr, als dass sie halfen. Gleich darauf trafen weitere Einsatzfahrzeuge mit Blaulicht und Martinshorn ein.
Die ganze Umgebung des Unfalles wurde ausgeleuchtet, notwendige Werkzeuge bereitgelegt. Den Feuerwehrmännern bot sich folgende Szene: Ein Pkw lag auf dem Dach, sämtliche Türen ließen sich nicht öffnen, die Scheiben waren geborsten – nur der Kofferraum ging auf. Der Fahrer war eingeklemmt und Kühlflüssigkeit lief aus.
Die Übung in Altlußheim kommt der Realität sehr nahe - sogar mit Benzingeruch
Im zweiten Pkw saß der Fahrer, es roch stark nach Benzin. Zeugen hatten gesehen, dass der Beifahrer des auf dem Dach liegenden Autos durch das Fenster herausgeklettert und in Richtung Kirchfeldring davongelaufen war. Dann passierten viele Dinge gleichzeitig. Bei dem auf dem Dach liegenden Pkw wurde ein Zugang geschaffen, sodass ein Feuerwehrmann zu dem Verletzten ins Auto klettern konnte, um ihn zu beruhigen und ihm die einzelnen Schritte seiner Rettung zu erklären.
Mittels hydraulischem Rettungsgerät konnte das Unfallopfer über die Heckklappe geborgen und dem Rettungsdienst übergeben werden, welcher die „verletzte“ Person unmittelbar in das nächstliegende Krankenhaus fuhr. Aus dem zweiten Fahrzeug wurde der Fahrer herausgeholt, während das Auto bereits zu brennen begann. Unter Atemschutz löschte ein Trupp den Brand und klemmte anschließend die Batterie ab. Mittlerweile war die Drohne aufgestiegen und der flüchtige Unfallbeteiligte des zweiten Pkw, der sich im Schock vom Unfallort entfernt hatte, konnte mittels des Luftbildes lokalisiert werden.
Mehrere Feuerwehrmänner drehten mit vereinten Kräften das Auto wieder auf die Räder, um auch hier die Batterie abzuklemmen. Mit Hydraulikschere und Spreizer wurde geübt, das Dach abzuschneiden und in kürzester Zeit war ein Cabrio entstanden. Einsatzleiter und stellvertretender Kommandant Kevin Wetzler war mit dem Ablauf des Einsatzes sehr zufrieden. Die Feuerwehrmänner arbeiteten ruhig, konzentriert und schnell. Den Einsatzkräften war bei Alarmierung trotz Übung nicht bekannt, was sie erwartete. Also ein Trainingsszenario mit Bedingungen wie bei echten Einsätzen auch.
"Golden Hour of shock" wird von der Altlußheimer Feuerwehr ohne Probleme bewältigt
So konnte eindrucksvoll die Schlag- und Einsatzfähigkeit der Truppe unter Beweis gestellt werden. Kommandant Thorsten Lehrenkrauß erklärte im Anschluss, dass der Einsatz nicht mal eine Stunde gedauert hat und das Unfallopfer schnellstmöglich in die nächste Klinik verbracht werden konnte. Die Zeit vom Retten des Verletzten bis zur Einlieferung in den Schockraum der Klinik sollte maximal eine Stunde betragen, man nennt dies auch „golden hour of shock“.
Die Übung am Freitagabend war bereits der 97. Einsatz der Altlußheimer Wehr in diesem Jahr und Kevin Wetzler meinte augenzwinkernd, „die 100 kriegen wir im Oktober noch voll“. Die zahlreichen Zuschauer, darunter viele aufgeregte Kinder, waren sehr beeindruckt und sicherlich froh, dass Altlußheim eine so gut ausgebildete und trainierte Feuerwehr hat.
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