Reilingen. In weiten Teilen des Landes, so auch in der Region, ist der Klimawandel im Wald für alle sichtbar angekommen und der Handlungsdruck oft groß. Die Waldbewirtschafter als Handelnde stehen vor der Herausforderung, Bewährtes zu überdenken und sich mit dem komplexen Thema neuer Waldbilder auseinanderzusetzen. Denn der neue Wald soll möglichst widerstandsfähig sein, weiterhin wertvolles Holz produzieren, weiterhin Ökosystemleistungen erbringen und darüber hinaus als Erholungsraum attraktiv bleiben. Kann er das wirklich? Was muss sich ändern? Wie sollen die Wälder in Zukunft aussehen?
Forstwissenschaftsstudenten beschäftigen sich mit der Entwicklung von Wäldern
Mit diesen Zukunftsfragen beschäftigen sich Studierende der Fakultät für Forstwissenschaften der Albert-Ludwig-Universität. In Forschung und Lehre der Freiburger Professur für Waldbau werden sowohl die Steuerung des Wachstums von Bäumen und der Entwicklung von Wäldern wie auch die Auswirkungen waldbaulicher Maßnahmen auf Vegetation, Standort und Stoffhaushalt behandelt.
Um einen Eindruck von der dramatischen Entwicklung im Forst, aber auch praxisnahe Erkenntnisse über eine zukunftsfähige Waldbewirtschaftung zu gewinnen, unter-nahm eine von Prof. Dr. Jürgen Bauhus angeleitete Studentengruppe eine Exkursion durch die Schwetzinger Hardt.
Als sachkundige und mit der komplexen Materie bestens vertraute Experten standen der stellvertretende Leiter des Forstbezirks Hardtwald, Martin Borowski, Revierleiter Achim Freund sowie Dr. Mattias Rupp von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg, Abteilung Waldnaturschutz, zur Seite.
Schon am frühen Vormittag fanden sich die Teilnehmer an der Reilinger Bürgerbegegnungs- und Veranstaltungsstätte zum Start der Waldbegehung ein. Bürgermeister Stefan Weisbrod hieß die angehenden Förster in Reilingen willkommen. Zum Auftakt stellten die Vertreter des Forstes das etwa 3.1 Hektar große Waldschutzgebiet der Schwetzinger Hardt mit seinen charakteristischen Eigenheiten vor. Ziel des Schutzgebietes ist es, den Schutz der Natur mit der Erholungsfunktion in Einklang zu bringen. Als Modellregion für den Aufbau einer landesweiten Konzeption zum Erhalt und zur Etablierung lichter Wälder war dieses Waldschutzgebiet für die Freiburger Gäste von besonderem Interesse.
Zu Fuß und mit dem Bus war die etwa 30 Teilnehmer umfassende Gruppe den ganzen Tag über im Hardtwald unterwegs. Sie erhielt so einen einprägsamen Eindruck vom alarmierenden Zustand des Waldes, aber auch der riesigen Herausforderung, planvoll und effizient den Wald von morgen zu gestalten.
Zu sehen war eine moderne Waldweide als Teil des Lichtwaldmanagements. Gesprächsthema war ferner der Umgang mit den weit verbreiteten Neophyten. Am Beispiel der traditionellen, rollierenden Kiefern-Waldwirtschaft wurden praktikable Instrumente im Waldnaturschutz zur Gestaltung lichter Wälder vermittelt. Vorgestellt wurde eine neu geöffnete Sanddüne am Hockenheimring. Besichtigt werden konnte außerdem eine Anpflanzung mit Eichen-Setzlingen als Beitrag zur Anpassung des Waldes an den Klimawandel. Ein weiteres Thema war die herausfordernde Maikäferproblematik. Ein letzter Blick galt einer Versuchsfläche der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt, die sich mit dem Anbau von trockenheitstoleranten Eichen und deren Genetik befasst.
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